Ewald Mataré - Abstraktion einer liegenden Kuh - image-1
Ewald Mataré - Abstraktion einer liegenden Kuh - image-2
Ewald Mataré - Abstraktion einer liegenden Kuh - image-1Ewald Mataré - Abstraktion einer liegenden Kuh - image-2

Lot 512 D

Ewald Mataré - Abstraktion einer liegenden Kuh

Auktion 962 - Übersicht Köln
02.06.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 31.200 € (inkl. Aufgeld)

Ewald Mataré

Abstraktion einer liegenden Kuh
1946

Bronzeplastik Höhe 6 cm, Breite 14,8 cm, Tiefe 8,5 cm Einer von 5 bekannten Güssen - Mit oliv-brauner Patina. Am rechten hinteren Rand mit einer kleinen Einkerbung.

Der "Abstraktion einer liegenden Kuh" liegt nicht eine Holzausformung, sondern ein ganz kleines, vom Künstler bemaltes Gipsunikat zu Grunde (5,3 x 7 cm). In einer vergrößerten geschnittenen Tonfassung, die er graviert und mit Engobe bemalt, gestaltet er eine formale Variation. Sie ist es, die dem vorliegenden Bronzeguss als Modell diente (vgl. Schilling 296 und 296a). Die Auflage ist sehr klein, nach dem Werkverzeichnis sind 5 Bronzen bekannt, darunter befinden sich Güsse im Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen und im Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen.
Wie die Titelgebung es nennt, entfernt sich diese "Abstraktion" am weitesten von der naturalistischen oder organischen Interpretation der Tierdarstellung; die "Kuh" erscheint nunmehr als ein geometrisches, quer gelagertes Gebilde. Es ist ein komplexer, aus zueinandergestellten Flächen entwickelter Polyeder, dem eine kleinere Form als "Kopf" und Dreieckskörper aufgesetzt ist. Nur auf einer Seite wird in die glatte, matt glänzende Oberfläche eine kreisrunde kleine Vertiefung gesetzt, das "Auge" des zusammengekauerten Wesens. Man erinnert sich der experimentellen Stilleben und Porträts im analytischen Kubismus oder auch der hermetisch geschlossenen Form des berühmten "Cube" von Alberto Giacometti (1933/1934). Es ist die abstrakteste Figur, die Mataré je geschaffen hat. Im Farbholzschnitt hatte er in den 1930er Jahren solche gegenstandlose Gefüge erprobt, sie wären im Oeuvre zum Vergleich heranzuziehen. Bezeichnenderweise sind auch hier am skulpturalen Objekt die Flächen nochmals durch unterschiedliche Oberflächenbearbeitungen geteilt, so dass sich ein reizvolles kontrapunktisches Zusammenspiel von plastisch-geometrischer und graphischer Gestaltung ergibt. In dunklem braunen Bronzeton klingt zudem kraftvoll etwas Rhythmisches und Ornamentales an, das das Stück an Urformen und Prähistorisches anbindet.
"Mataré [...] suchte nicht nach dem starren Schematismus der Hochkulturen, sondern nach der gefühlig angeordneten Gesetzmäßigkeit von Formreihen und Formverbänden, wie sie die Naturvölker und die Nomadenkulturen zum Schmuck ihrer Gebrauchs- und Kultgegenstände verwenden. Die Bewunderung für die Selbstverständlichkeit, mit der sich dort Zier und Form vereinen, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Daß nicht Wissen und Wollen dies ermöglichen, sondern Empfindungen und Instinkt die Balance zustandebringen, kommentiert er unentwegt in Wort und Schrift." (Hans van der Grinten, Ewald Mataré: Züge des Werkes und des Wirkens, in: Sabine Maja Schilling, Ewald Mataré. Das Plastische Werk, Köln 1987, S. 15).

Werkverzeichnis

296 b Schilling

Ausstellung

Amsterdam/Enschede 1964 (Stedelijk Museum/Rijksmuseum Twenthe), Mataré, Kat. Nr. 62; Hagen 1967 (Bürgerhalle), Mataré. Der Brunnen, Kat. Nr. 21; Düsseldorf 2005 (Akademie-Galerie), Ewald Mataré - Eine Werkübersicht, Kat. Nr. 64 mit Farbabb.; Kleve 2010 (Museum Kurhaus Kleve), Eine rheinische Privatsammlung, Kat. Nr. 34, ganzseitige Farbabb. S. 93