Lot 553 D

Im Jahr 1911 hatte Nolde eine Atelierwohnung in Berlin angemietet, die er bis 1929 behielt. Hier schuf er eine Reihe von Aquarellen, deren Sujet wie vermutlich im vorliegenden Fall das Berliner Nachtleben ist. Ebenso entstanden Aquarelle nach Inszenierungen des Schauspielers und Regisseurs Max Reinhardt im Deutschen Theater und in den Kammerspielen. Dieser hatte 1912 das viel beachtete "Schautheater" in Berlin ins Leben gerufen. Das Aquarell amüsiert, weil der linke Bildrand, den die junge Frau wie eine Mauer energisch wegdrückt, geschickt in die Komposition miteinbezogen ist. Vor einem räumlich nicht näher definierten, orange leuchtenden Grund füllt sie selbstbewusst und sehr präsent das komplette Bildformat. Offensichtlich war der Künstler von der Natürlichkeit und Vitalität der jungen Tänzerin oder Schauspielerin fasziniert. Die intime Schilderung wirkt lebendig und bewegt. Dabei lässt sich nicht nachverfolgen, ob Nolde hier nach einem Modell, nach einem Foto oder aus der Erinnerung gearbeitet hat. Ihm ging es nicht darum, die individuellen Züge der im Profil dargestellten Frau abbildhaft festzuhalten, sondern vielmehr um die Gebärde und den dynamischen Prozess. Generell sind Aktstudien, ebenso wie ausgesprochene Porträts im Oeuvre Emil Noldes relativ selten.