Renée Sintenis - Polospieler II - image-1

Lot 596 R

Renée Sintenis - Polospieler II

Auktion 962 - Übersicht Köln
02.06.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 21.600 € (inkl. Aufgeld)

Renée Sintenis

Polospieler II
1929

Bronzeplastik 43,7 cm auf mitgegossener Plinthe (25,2 x 13,5 cm) Gießerstempel H.NOACK BERLIN FRIEDENAU - - Mit bronzefarbener Patina

Die Berliner Bildhauerin Renée Sintenis ist vor allem für ihre oft kleinformatigen, anmutig natürlichen Tierfiguren bekannt. Darüber hinaus hat sie sich aber auch intensiv mit der menschlichen Figur auseinandergesetzt und hier vor allem in den 1920er Jahren mit der Darstellung von Sportlern einen Motivkreis erschlossen, der ihren persönlichen Neigungen entsprach: Von großer und sportlicher Statur, besuchte sie nicht nur Sportveranstaltungen und Wettkämpfe, sondern war selbst begeisterte Reiterin, was sie auch zum Polospiel nutzte. Ihre Leidenschaften für Tiere, besonders für Pferde - laut ihrem eigenen Bekunden die schönsten Tiere der Welt - und für den Sport finden ihren Ausdruck in dem 1929 entstandenen Polospieler II. Die Bronze bildet den Höhepunkt der Periode ihrer Sportlerdarstellungen und offenbart eine zweite, extravagante und mondäne Seite der ansonsten eher privat und zurückgezogen arbeitenden Künstlerin.

Bewusst verzichtet Sintenis hier auf Details wie Zaumzeug, Bandagen und gebundenen Schweif, die zum Teil noch in der Vorläufergruppe Polospieler I von 1928 zu sehen sind, um in erster Linie Eigenschaften wie Tempo, Kraft und Energie zu vermitteln.
„Die Dynamik des Bewegungsablaufs, die bewusst gelenkte Kraft, das Zucken der Muskulatur des Tieres werden unterstrichen durch die vibrierende Oberflächengestaltung, die dem expressiven Rausch, der gezügelten Raserei dieses Augenblicks vollkommen gerecht wird.“ (Britta Buhlmann, Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1987, S. 65)
Sintenis wählt den Moment, in dem der Spieler hochkonzentriert zum Schlag ausgeholt hat und das Pferd im Galopp nach vorne stürmt.
„Das Pferd, auf der linken Hinterhand stehend, drückt seinen Leib nach außen. Pferdehals, Brust und Vorderbeine bilden so einen flachen und nach rechts offenen Bogen, das Gegenrund zu dem linksüber geneigten Reiter. [...] Die Waagerechte des gestreckten Pferdekopfes wiederholt sich in den Gliedstücken seiner Beine, im wehenden Schweif, im Zügel haltenden Unterarm des Spielers, und über beiden dacht sich, den Luftraum dieser Gruppe umreißend und ihn schließend, die Kurve des biegsamen Schlägers.“ (Hanna Kiel, Renée Sintenis, Berlin 1956, S. 46)

Werkverzeichnis

Buhlmann 52

Provenienz

Privatsammlung Schweiz

Literaturhinweise

René Crevel, Renée Sintenis, Paris 1930, mit Abb. S. 59; René Crevel/Georg Biermann, Renée Sintenis, Berlin 1930 mit Abb. Nr. 28; Rudolf Hagelstange u.a., Renée Sintenis, Berlin 1947 mit Abb. S. 73; Adolf Jannasch, Renée Sintenis, Potsdam 1949 mit Abb. Nr. 16 und 17; Hanna Kiel, Renée Sintenis, Berlin 1956, mit Abb. S. 39; Heinz Ohff, Noack - Die Geschichte einer Bildgießerlegende 1897 - 1967, Berlin o.J. mit Abb. o.S.

Ausstellung

Berlin 1950 (Ausstellung im Schloß Charlottenburg), Berliner Neue Gruppe, Abb. Kat. Nr. 179; Berlin 1958 (Haus am Waldsee), Renée Sintenis, Abb. Kat. Nr. 41; Berlin/Osnabrück/Regensburg/Hanau/Düren 1983/84 (Georg-Kolbe-Museum/Kulturgeschichtliches Museum/Ostdeutsche Galerie/Museen der Stadt Hanau/Leopold-Hoesch-Museum), Renée Sintenis. Plastiken, Zeichnungen, Druckgraphik, Kat. Nr. 37, Abb. 81, 82