Peter Brüning - Ohne Titel - image-1

Lot 41 D

Peter Brüning - Ohne Titel

Auktion 971 - Übersicht Köln
03.12.2010, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 76.800 € (inkl. Aufgeld)

Öl und farbige Kreide auf Leinwand 130 x 110 cm, mit Atelierleiste gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand und auf dem Keilrahmen mit dem Stempel "Nachlaß Peter Brüning" versehen sowie rückseitig auf der Leinwand mit einer unleserlichen und verworfenen Beschriftung. - Stellenweise mit geringfügigem unauffälligen Craquelé und mittig am äußersten unteren Rand mit winzigen vereinzelten Farbabblätterungen.

Otten 549

"Mit dem Jahr 1958 findet Peter Brüning zu einer Kompositionsform der freien malerischen Schrift. Der Akt des Malens ist auf die dynamische Geste ausgerichtet, doch finden mehr und mehr kontrollierende Elemente Eingang. Ein aquarellartig und lasierend aufgetragener Grund schafft dünnhäutige Farbfelder, transparente Inseln sich ineinander- und übereinanderlagernder Formströme, in die horizontal und vertikal betonte Gesten eingeschrieben sind mit einer Farbe, die an Körperkonsistenz gewonnen hat. Es entstehen Gitter von ineinander übergreifenden balkenähnlichen Schwüngen. Schwarz wird oft eingesetzt, um den Rhythmus der offenen Form zu betonen, aber auch um die flüchtigen gestischen Spuren miteinander zu verzahnen und die räumlichen Energien zu verstärken. Brüning beläßt in diesen Gemälden die weiße Grundierung, vor der sich tänzerisch seine abstrakten Figuren und Formfragmente bewegen. Schon in den frühen figürlichen Raumdarstellungen interessierte sich Brüning besonders für die 'Zwischen-Räume', für die aktivere Leere zwischen den Gegenständen. Das Problem des Raumes in der Malerei sollte dann auch zu einem dominierenden Aspekt in seiner Kunst werden. Er selbst äußerte dazu: 'Die ganze Entwicklung meiner Arbeit ist hauptsächlich durch das Problem der Raumauffassung in der Malerei bestimmt. In den ersten Bildern bis 1957 ist ein etwas unbeweglicher, fester, sehr eng gewirkter Raum dargestellt. Ab 1958 wird dieser eng gewobene Raum dadurch geöffnet, dass die Grundfläche weiß stehen bleibt und, im Gegensatz zu den gemalten Teilen des Bildes, sich bewusst hervorhebt. Dieser Raum wurde immer offener insofern, als die feste Form, die sich geschlossen gegen den weißen Raum darstellte, bis 1963 mehr und mehr in kleine Partikel zerfiel. Diese legten sich nebeneinander und wurden zu einer großen bildüberschreitenden Bewegung, wo sich automatisch die kleinen Farbformen zu gewissen Zeichenbildungen herauskristallisierten und wie Eisschollen auf einem See dahintreiben...'“ (Peter Brüning, in: Rolf-Gunter Dienst, Die Ambivalenz der Zeichen und des Bezeichneten, in: Peter Brüning, Moderne Galerie des Saarland-Museums, Saarbrücken und Museum am Ostwall, Dortmund, Ausst.Kat. 1988 S.143)

Provenienz

Privatsammlung, Deutschland; Dauerleihgabe Museum Baden, Solingen (2000-2010)