Gerhard Hoehme - Schrottplatz künftiger Katastrophen oder ein Feld verblühender Ereignisse - image-1

Lot 45 D

Gerhard Hoehme - Schrottplatz künftiger Katastrophen oder ein Feld verblühender Ereignisse

Auktion 971 - Übersicht Köln
03.12.2010, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 91.200 € (inkl. Aufgeld)

Gerhard Hoehme

Schrottplatz künftiger Katastrophen oder ein Feld verblühender Ereignisse
1959

Öl auf Leinwand. 160 x 130 cm. G.Hoehme "Schrottplatz künftiger Katastrophen" 1959

"Die bald nach den Schwarzen Bildern entstehenden Borkenbilder (1957) kündigen die selbstverständliche Verbindung der Farbe mit der Leinwand auf. Pastos, in unverdünnter Materialität, beginnen die Farben ein Eigenleben: sie trocknen zu Schollen, Reliefs oder Polstern, auch zu organischen Wucherungen, eben jenen Borken, abgekratzten Farbstücken, die der Bildergruppe ihren Namen gegeben haben. Immerhin: die taktile, auf Ihre Materialität zurückgeführte Farbe bleibt auf die Ebene des Bildes bezogen. Die Borken formen verbundene, an den Rändern offene Flächen aus, die planen Trägern (aus Holz oder Leinwand) zugeordnet, auf sie appliziert werden. Hoehme sprach gelegentlich auch von Borkenobjekten, auch wenn die Konvention des Bildes dabei gewahrt bleibt, er an die Möglichkeiten der plastischen Gattungen nicht anschließt, obwohl dies vom Ansatz her möglich gewesen wäre. Die Borken collagieren sich recht bald auch mit anderen Materialien, etwa Zeitungsfetzen, sie verdeutlichen sich mit eingesprengten Buchstaben oder Zahlen zu Texturen, die Lesbarkeit inaugurieren. Am Ende dieses Entwicklungsabschnittes entstehen ab 1959 die ersten Zahlen-, Buchstaben- oder Chiffrenbilder. Hoehme erkundet von Anfang an die metaphorische Kapazität seines bildnerischen Verfahrens. Es handelt von visuellen Zuständen mit wechselnden Inhalten. Eine eigene Untersuchung verdienten Hoehmes Titel, die sehr oft alles andere als eine bloße Inhaltsangabe des Sichtbaren intendieren, sondern eine zusätzliche, mit dem Blick auf komplexe Weise verknüpfte Bedeutungsebene. Diese locker geknüpfte Beziehung zwischen Bild und Sprache gibt dem Betrachter Hinweise, Spielräume, die Aufforderung zu eigenen Deutungen." (Gottfried Boehm, Der Maler Gerhard Hoehme, in: Margarete Hoehme und Kunstmuseum Bonn (Hg.), Gerhard Hoehme, Catalogue Raisonné, Ostfildern-Ruit 1998, S.21)

Zertifikat

Die vorliegende Arbeit ist im Gerhard Hoehme Archiv, Neuss, unter der Nummer INV 59-25 registriert.

Provenienz

l'attico galleria d'arte, Rom (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Deutschland; Dauerleihgabe Museum Baden, Solingen (2000-2010)