Christian Rohlfs - Amaryllisblüte - image-1

Lot 24 Dα

Christian Rohlfs - Amaryllisblüte

Auktion 972 - Übersicht Köln
03.12.2010, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 32.000 €
Ergebnis: 67.200 € (inkl. Aufgeld)

Christian Rohlfs

Amaryllisblüte
1924

Wassertempera, gebürstet, auf dickem handgeschöpften Aquarellpapier 51,2 x 70,5/71,6 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts rot monogrammiert und datiert CR 24. - In den Ecken mit Reißnagellöchern; wohl von ehemaligem holzhaltigen Passepartoutkarton schwach gebräunt mit schmalem Lichtrand. Sehr farbfrisch.

Die Wassertempera-Arbeiten nehmen im Spätwerk von Christian Rohlfs den größten Raum ein. Um 1919/1920 wechselt er von der Aquarellmalerei zur Temperafarbe, die aufgrund der höheren Pigmentdichte eine größere Strahlkraft und Tiefe der Farben garantiert und ein experimentelles Bearbeiten ermöglicht. So geht Rohlfs im Verlauf der 1920er Jahre dazu über, mittels Duschbrause und Bürste die bemalten Papiere mehrfach differenziert zu überarbeiten und dadurch luzide schimmernde Farbflächen von erstaunlicher Wirkung zu erzeugen (s. dazu Paul Vogt, Christian Rohlfs. Aquarelle. Wassertemperablätter. Zeichnungen, Recklinghausen 1988, S. 88-98). Entgegen dem bei fließenden Wasserfarben üblichen Arbeiten mit gelegten Papieren, heftet Rohlfs den Malgrund mit Reißzwecken auf ein auf der Staffelei stehendes Brett, was ihm einen größeren Aktionsradius ermöglicht. Bei der hier angebotenen Arbeit "Amaryllis" ist die Farbe in skulpturalem Gestus mittels Spachtel und breitem Pinsel in dicken Lagen auf das handgeschöpfte Aquarellpapier gesetzt, dessen rauhe Oberflächenstruktur die Farbe förmlich aufsaugt. Die intensive Farbigkeit ist von strahlender Leuchtkraft, und in ihrer malerischen Wirkung ist die Arbeit von höchstem Reiz. Aus der bekannten Sammlung Ewald Becker stammt ein ebenfalls 1924 entstandenes Wassertempera-Blatt einer roten Amaryllis derselben Größe, heute im Osthaus Museum, Hagen, das die ganze Pflanze mit Stiel und Blättern vor einem bewegt gestalteten Hintergrund zeigt (Vogt 1924/18; Birgit Schulte (Hg.), Christian Rohlfs. Musik der Farben, Sammlungskatalog der Werke im Ostaus Museum Hagen, Hagen 2009, Kat. Nr. 67 mit Abb., Inv. Nr. K. 138). Bei unserer Arbeit hingegen ist der Fokus allein auf die rote Blüte gesetzt, die das ganze Querformat füllt und in ihrem späten Stadium beinahe gegenstandslos abstrakt ein Bild wilder, hinreißender Schönheit und Vergänglichkeit bietet.

Lot 24 der Abendauktion am 3. Dez. 2010, 19 Uhr

Werkverzeichnis

Nicht bei Vogt

Zertifikat

Wir danken Paul Vogt, Essen, für die freundlicherweise mündlich gegebenen, die Authentizität bestätigenden Auskünfte.

Provenienz

Vom Vorbesitzer direkt beim Nachlaß des Künstlers erworben (zu Beginn der 1950er Jahre), seitdem in Familienbesitz