Paula Modersohn-Becker
Apfelbaum vor hellem Himmel
1900
Öl auf Karton, auf Leinwand (42,4 x 55 cm) aufgezogen 42 x 54,9 cm - Die Pappe mit unregelmäßigem Rand
Im Herbst des Jahres 1898 ließ sich die junge Künstlerin Paula Becker endgültig in Worpswede nieder, wo sie bereits im Jahr zuvor von Fritz Mackensen unterrichtet worden war. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Paris, wo sie erstmals Werken von Cézanne und Rodin begegnete, kehrte sie nach Worpswede zurück und verlobte sich mit dem arrivierten Maler Otto Modersohn, den sie im Mai des Jahres 1901 heiraten sollte. Spuren ihres gemeinsamen Lebens und Schaffens sind in vielen Bildern gleicher Thematik zwischen 1900 und 1903 wahrzunehmen. Auch das Motiv des Baumstamms findet bei beiden Künstlern eine gewisse Übereinstimmung. Die malerische Studie "Apfelbaum vor hellem Himmel" zeigt eine straff organisierte, formal betonte Komposition in der ihr eigenen linienbetonten Ausdrucksweise. Nahsichtig dargestellt ist der Baum weitgehend auf seine graphischen Elemente reduziert. Von der naturalistischen Wiedergabe kehrte Paula Modersohn-Becker sich ab, um das Wesentliche herauszuarbeiten und den Baum als Einzelgegenstand in größtmöglicher Vereinfachung chiffrenhaft und kraftvoll wiederzugeben. Der banale Illusionismus ist hier zugunsten einer prägnanten formalen und farbigen Balance aufgegeben.
Lot 4 der Abendauktion am 3. Dez. 2010, 19 Uhr
Werkverzeichnis
91
Provenienz
Otto Modersohn; Tille Modersohn; Graphisches Kabinett, Bremen (1968); Galerie Gunzenhauser, München (1972); ehemals bergische Privatsammlung, Familienbesitz
Ausstellung
Bremen 1968 (Graphisches Kabinett Kunsthandlung U. Voigt KG), Paula Modersohn-Becker, Gemälde, Zeichnungen, Graphik, Kat. Nr. 4 mit Abb.; München 1972 (Galerie Gunzenhauser), Paula Modersohn-Becker, Ölbilder, Handzeichnungen, Kat. Nr. 3