Jan Lievens - TRONIE EINER ALTEN FRAU - image-1

Lot 1047 Dα

Jan Lievens - TRONIE EINER ALTEN FRAU

Auktion 977 - Übersicht Köln
14.05.2011, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 605.000 € (inkl. Aufgeld)

Jan Lievens

TRONIE EINER ALTEN FRAU

Öl auf Holz. 71 x 58 cm.

Das Gemälde zeigt die Halbfigur einer alten Frau im Profil nach rechts mit Kopftuch und in einem Umhang, der auch ihren Kopf bedeckt; in ihren Händen hält sie einen Schlüssel. Albert Blankert - dem das Gemälde im Original bekannt ist - erkennt in ihm ein sehr qualitätvolles Werk von Jan Lievens aus dessen früher Schaffenszeit um 1625-1632 und zieht zum Vergleich weitere Tronies von Jan Lievens heran, die ebenfalls portraitähnliche Charakterstudien mit bemerkenswerten Physiognomien und Kostümen zeigen, wobei im "Kopf einer alten Frau" in einer New Yorker Privatsammlung zudem ein vergleichbares bunt durchwirktes Kopftuch zu finden ist (vgl. Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler. Bd. 3, Landau 1983, Nr. 1222, 1229, 1237 und 1261).
Das Tronie entwickelte sich vor dem 17. Jahrhundert im Rahmen der malerischen Studien für Historiengemälde, um sich dann in den ersten autonomen - und sehr ähnlichen - Tronies von Rembrandt und Jan Lievens als eigenständige Gattung der Malerei zu etablieren. Da Rembrandt in der Folgezeit berühmter als Jan Lievens wurde, galt auch unser Gemälde seit seiner ersten Erwähnung 1770 im Heemskerk-Auktionskatalog als unumstrittenes Werk Rembrandts. Noch 1905 und 1915 wurde es von Wilhelm Bode und Hofstede de Groot in deren Verzeichnisse der Werke Rembrandts aufgenommen. Auch wurde es in der epochemachenden Rembrandt-Ausstellung in Amsterdam 1898 und der ambitionierten "Kunsthistorischen Ausstellung" in Düsseldorf 1904 als "Rembrandt" gezeigt. Doch danach war das Gemälde - in deutschem Privatbesitz seit 1891 - nie mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. So war es bis heute auch dem Blickfeld der kunsthistorischen Forschung entzogen, die in den letzten Jahrzehten auch in verschiedenen anderen Gemälden, die ehemals Rembrandt zugeschrieben waren, ebenfalls die Hand von Jan Lievens erkannte.

Wir danken Albert Blankert (Den Haag) für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes. Die Expertise von Albert Blankert ist von Lloyd DeWitt (Philadelphia), dem Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu Jan Lievens, mündlich bestätigt worden.

Zertifikat

Albert Blankert, Den Haag, mit Brief vom 1.4.2011.

Provenienz

Auktion J. H. van Heemskerk, Den Haag, 29.3.1770, Nr. 93: "Rembrandt, Een oud Vrouwen Portret, Hoog 39, breed 23 1/2 duim. Zy is zittende halverlyf en van ter zyde te zien; hebbende het hoofd en ´t lyf bedekt met een loshangend kleed, houdende de beide handen te zamen waarin ze een sleutel heeft. Zynde krachtig en kloek geschilderd" (verkauft für fl. 31,10 an De Bons). - Sammlung Fürst Adam Czartoryski, Pulawy bei Warschau. - Sammlung General Kicki, Warschau. - Sammlung Helene von Przybyslawska. - Kunsthandlung Steinmeyer, Köln. - 1891 von Steinmeyer für eine deutsche Privatsammlung erworben und seitdem bis heute in Familienbesitz.
Auf der Rückseite ein unleserliches Sammlersiegel in rotem Lack.

Literaturhinweise

Wilhelm Bode (unter Mitwirkung con C. Hofstede de Groot): Rembrandt. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde. Bd. 5, Paris 1901, Nr. 391, mit Abb. (Heliogravüre). - Wilhelm R. Valentiner: Rembrandt und seine Umgebung, Strassbourg 1905, S. 40, Anm. 1 (mit Vermutung einer Darstellung von Geertje Dircx). - C. Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts. Bd. 6, Esslingen/Paris 1915, S. 221, Nr. 500.

Ausstellung

Rembrandt schilderijen, bijeengebracht ter gelegenheid van de inhuldiging van koningin Wilhelmina, Stedelijk Museum, Amsterdam 1898, Nr. 47. - Kunsthistorische Ausstellung, Düsseldorf 1904, Katalog S. 153, Nr. 391.