Max Liebermann - Dünen mit Bauer und grasenden Ziegen - image-1

Lot 251 Dα

Max Liebermann - Dünen mit Bauer und grasenden Ziegen

Auktion 979 - Übersicht Köln
31.05.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 62.920 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Malkarton 25 x 33,5 cm, gerahmt. Unten rechts braun signiert und datiert M. Liebermann 95. - Rückseitig im Karton-Ausschnitt einsehbar mit dem gedruckten Papieretikett der Galerie Bruno und Paul Cassirer, Berlin, darin handschriftlich bezeichnet "M. Liebermann Nr. 76 Ölstudie Mann in Dünen". - Die oberen Ecken mit kleinen Farbausbrüchen. Rückseitig auf Unterkarton montiert.

Eberle 1895/8

In vielen Gemälden thematisierte Max Liebermann die Lebens- und Arbeitswelt der holländischen Landbevölkerung. Darunter befinden sich auch einige in den späten 1880er und 1890er Jahren gemalte und in den Dünen angesiedelte Bilder mit Bauern bei ihrer typischen Arbeit wie dem Flicken der Fischernetzte, beim Kartoffelsammeln oder beim Führen ihrer Tiere. Das vorliegende kleine Ölbild entstand im Zusammenhang mit der ebenfalls 1895 vollendeten großformatigen Arbeit „Kartoffelbuddler in den Dünen von Zandvoort“ (Eberle 1895/10; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg). Thematisch und kompositorisch griff Liebermann noch einmal auf sein berühmtes Gemälde „Alte Frau mit Ziegen“ aus dem Jahr 1890 zurück (Eberle 1890/1), in der eine alte Bäuerin auf einem vom rechten unteren Bildrand in den Hintergrund führenden Weg zwei Ziegen zum Grasen in die Dünen begleitet.

Auch im vorliegenden Bild sind in einer hügeligen Dünenlandschaft im Vordergrund links zwei grasende Ziegen zu erkennen, vom rechten unteren Bildrand führt ein sandiger Pfad diagonal in den Hintergrund, auf dem zwei Figuren entlanggehen, die mit ihren am Rücken getragenen Körben, den so genannten Kiepen, als Kartoffelbuddler zu erkennen sind. Mit raschen Pinselschwüngen skizzierte Liebermann die mit Sand durchsetzte blassgrüne Dünenlandschaft und den hellblauen, lichten Himmel. In waagerecht gesetztem Duktus wird der über die herbe Landschaft streichende Wind evoziert. Pastos sind die beiden Tiere und die Bauern in diese Szenerie eingefügt.

Wie in so vielen Bildern in dieser Zeit verbindet Liebermann hier eine realistische mit einer impressionistisch gestimmten Malweise. Was sich dem Betrachter als wunderbar luftige und leichte Komposition darstellt, war für Liebermann die arbeitsintensivste Gattung: „An der Landschaft sieht man, was ein Maler als Künstler wert ist. Landschaftsmalerei ist die schwerste Kunst.“ (Aus: Holly Richardson, „Landschaftsmalerei ist die schwerste Kunst...“, in: Max Liebermann. Der Realist und die Phantasie, Ausst. Kat. Hamburger Kunsthalle/Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main/Museum der bildenden Künste, Leipzig 1997, S. 31)

Werkverzeichnis

1895/8 Eberle

Provenienz

Galerie Bruno und Paul Cassirer, Berlin (rückseitiges Etikett); Lempertz Köln, Kunst des XX. Jahrhunderts, Auktion 528, 24.11.1972, lot 546; Privatbesitz, München

Ausstellung

Hamburg 1910 (Galerie Commeter), Liebermann-Ausstellung, Nr. 8 (Mann mit 2 Ziegen in den Dünen); Berlin 1947 (Magistrat von Groß-Berlin), Max Liebermann, Nr. 20 (Ziegen in den Dünen, 1895)