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Lot 208 D

Alexej von Jawlensky - Variation: Song

Auktion 990 - Übersicht Köln
02.12.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 160.000 € - 180.000 €
Ergebnis: 193.600 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Papier mit Leinwandprägung 35,3 x 26/26,2 cm; rückseitig querformatiges Blumenstück um 1915/1916 (26 x 35,3 cm), unter Glas gerahmt. Vorderseitig unten links in Blaugrün signiert und schwer leserlich datiert A. Jawlensky 1916. - Mit zwei helleren rechteckigen Stellen im rechten oberen Viertel (siehe auch Abb. im Cat. Rais.) sowie einigen kleineren Randverletzungen. Rückseitig mit vier kleineren Farbabsplitterungen, leicht nach vorne durchscheinend.

M. Jawlensky/ Pieroni-Jawlensky/ A. Jawlensky 785

Betrachtet man die chronologische Liste von Jawlenskys Gemälden und deren Titeln, so liegt nahe, dass das Bild im Sommer des Jahres 1916 entstand. Der Großteil der 1916 gemalten Bilder trägt den Titel "Variation" oder "Grosse Variation". Gemeint sind damit "Variationen über ein landschaftliches Thema", eine Serie, die zwischen 1914 und 1921 entstanden ist. Die meisten dieser Variationen werden in St. Prex am Genfer See entstanden sein, wo er kriegsbedingt bis 1917 gemeinsam mit Marianne von Werefkin lebte. Sie illustrieren gewissermaßen den Blick aus seinem Schlafzimmerfenster, denn über ein Atelier verfügte er hier wegen äußerst beengter Verhältnisse nicht. Eine mächtige Tanne, Bäume und Büsche, ein Haus sowie ein leicht abfallender Weg mit Linkskurve sind auf der vorliegenden Variation so weit von der realistischen Form entfernt, dass man sie hier nur noch erahnen kann, wenn man frühere, naturalistische Variationen des Themas kennt. Das vorliegende Bild zeigt die typischen Merkmale, die auf eine Datierung in das Jahr 1916 deuten: Die einzelnen Farbfelder sind recht kompakt und damit weniger länglich als in den darauffolgenden Jahren. Die Komposition zeigt eine eher ovale als vertikale Ausrichtung. Unter anderem wird dieser stilistische Wandel Jawlenskys, sein Wille zu Beschränkung und Konzentration, auf die intensive Lektüre von Büchern über die Philosophie des Yoga zurückgeführt (vgl. Alexej von Jawlensky-Archiv (Hg.), Reihe Bild und Wissenschaft. Forschungsbeiträge zu Leben und Werk Alexej von Jawlenskys, Bd. 3, Locarno 2009, S. 208). Ziel des Künstlers war es, auf Grund der Schrecken des Ersten Weltkrieges, allen irdischen Problemen zu entfliehen und dank Yoga und der damit verbundenen Disziplin zu innerer, geistiger Ruhe zu finden. Doppelseitig bemalten Bildträgern begegnet man im Gesamtwerk Jawlenskys häufig. Auch ist nicht ungewöhnlich, dass es sich wie im vorliegenden Fall auf der einen Seite um ein Hochformat und auf der anderen Seite um ein Querformat handelt.

Werkverzeichnis

Jawlensky 785

Provenienz

Galka Scheyer, Los Angeles, Hollywood/Kalifornien (1924); Compulsory Auction, Los Angeles 1954, Los 8, Nr. 63; Paul Kanter Gallery, Los Angeles; Sotheby's London, 19. Juni 1963, Los 52; Lea Jaray, London; Helmut Gernsheim, Castagnola/Schweiz (1964); Christie's London, 12. Dezember 1969, Los 46; W. Ketterer, München 1970, Kat. 3, Los 623; Sotheby's London, 13. April 1972, Los 59; Kunsthaus Lempertz, Köln Dezember 1974, Kat. 542, Los 348; Privatbesitz Rheinland

Literaturhinweise

Auf einer undatierten Liste von Gemälden, die Galka Scheyer mit in die USA nahm, vermutlich aus dem Jahre 1924; unter Nr. 15 auf einer Liste von Gemälden, die Galka Scheyer zugeschickt werden sollten, datiert März 1933; Clemens Weiler, Alexej Jawlensky. Köpfe, Gesichte, Meditationen, Hanau 1970, Nr. 1209

Ausstellung

Hollywood 1930 (Braxton Gallery), Kat. Nr. 18; Oakland/Kalifornien 1931 (Art Gallery), The Blue Four, Kat. Nr. 40; San Francisco 1931 (California Palace of the Legion of Honor), The Blue Four. Jawlensky and Paul Klee, Kat. Nr. 10; Santa Barbara/Kalifornien 1932 (Faulkner Memorial Art Gallery), The Blue Four; San Francisco 1937 (Museum of Art), The Blue Four, ohne Kat.; München/Baden-Baden 1983 (Städtische Galerie im Lenbachhaus/Staatliche Kunsthalle) Alexej von Jawlensky, Kat. Nr. 129, S. 232.