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Lot 212 D

Paul Adolf Seehaus - Große Eifellandschaft

Auktion 990 - Übersicht Köln
02.12.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 €
Ergebnis: 31.460 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 62,5 x 100 cm, gerahmt. Unbezeichnet [Die ursprünglich bei Rave erwähnte Signatur und Datierung möglicherweise ehemals, wie bei Seehaus typisch, dünn mit Tuschfeder aufgetragen und heute verputzt]. Rückseitig auf dem Keilrahmen oben mit grünem Stift bezeichnet "Seehaus Eifellandschaft". - Die Leinwand im Rand über die Bemalung hinaus auf Keilrahmen größer aufgespannt. Stellenweise mit feinen Schwundrissen.

Dering G 55 mit Abb. S. 90 Rave Verz. I.43 (dort noch als signiert, datiert beschrieben: "Große Eifellandschaft. 62:100, bez. Seehaus 16. Prof. Alfred Fischer, Essen")

Das Gemälde ist in einem im Nachlaß des Künstlers vorhandenen alten s/w-Foto dokumentiert (im Werkverzeichnis Dering nur partiell reproduziert, siehe Vergleichsabbildung).

Von einer Anhöhe gleitet der Blick auf eine von Bäumen flankierte kleine Siedlung, die wiederum von Hügeln, Wiesen und Äckern umgeben ist. Auf dem entfernten Kamm der Hügelkette stehen weitere Bäume, Häuser, eine Kirche. In Verlängerung der für Seehaus typischen geschwungenen Grundlinie weist links ein schroff aufragender Felsen als Repoussoirmotiv ins Bild. Die Landschaft hat im Werk Seehaus', der sich trotz einer gewissen Schwerblütigkeit durch und durch als Rheinländer sah, stets eine besondere Bedeutung gehabt. Man unterscheidet bei ihm zwischen topographischen, „keltischen“ und konstruierten Landschaften. Da dem Künstler die Eifel, und vor allem die Gegend um Manderscheid und das Hohe Venn, bestens bekannt waren, ist davon auszugehen, dass wir es hier mit einer „topographischen“ Landschaft zu tun haben. Seine Form hat Seehaus jedoch auf Grund der komplexen, in farbige Felder aufgesplitterten Komposition in eine Art Arabeske verwandelt. Ihm ging es hier vielmehr um die bewegte Vision raumplastischer Körperlichkeit als um die topographisch exakte Abbildung eines Landstriches. Dabei gelang ihm die Synthese einer gleichsam wogenden Landschaft und - bedingt durch die erdigen Farbakkorde - einer bodenschweren Naturnähe. Die verwirrende Vielzahl hart abgesetzter, kubischer Farbfelder in verschiedenen Lichtstufen gibt dem Bild einen lebendigen Rhythmus. Bedingt durch den hoch gesetzten Horizont entsteht zwar eine Idee von Größe und Weite, jedoch keine wirkliche Tiefenwirkung. Das Bild spiegelt gewissermaßen des Künstlers Sehnsucht nach Frieden, Harmonie und Beruhigung während der Schrecken des Ersten Weltkrieges wieder.
Seehaus knüpfte hier einerseits an die Tradition der Landschaftsmalerei an, aber ebenso denken wir an das Werk seines bereits 1914 verstorbenen engen Freundes August Macke, dem er - wie er selbst sagte - „in gewissem Sinne seine malerische Ausbildung verdankte“. Im Sommer 1913 war die Öffentlichkeit erstmals auf den jungen Maler und Kunsthistoriker Paul Adolf Seehaus aufmerksam geworden. Damals hatte er die Gelegenheit, unter seinem Pseudonym „Barnett“ im Bonner „Kunstsalon Friedrich Cohen“ an einer von August Macke organisierten Ausstellung rheinischer Expressionisten - darunter Nauen, Macke und Campendonk - teilzunehmen.

Werkverzeichnis

G 55 Dering mit Abb. S. 90 ("Verbleib unbekannt")

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Peter Dering, Brüssel, vom 22. Oktober 2011; wir danken Peter Dering für freundliche, ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Vormals Sammlung Prof. Alfred Fischer, Essen; Fritz Helmuth Ehmcke (1878-1965), Nachlaß (dort erworben); Privatbesitz Westdeutschland

Literaturhinweise

Peter Dering, Paul Adolf Seehaus (1891-1919), Leben und Werk, Bonn 2004, S. 90 f.; Paul Ortwin Rave, Paul Adolf Seehaus, Wallraf-Richartz-Jahrbuch 1925, Bd. 2, S. 209, Nr. 43

Ausstellung

Berlin 1921 (Kronprinzenpalais), Junge Rheinische Kunst (o. Kat.); Berlin 1926 (Kronprinzenpalais), Gedenk-Ausstellung Paul Adolf Seehaus (o. Kat.); Bonn 1952 (Ausstellungssaal des Kaufhofs), Bonn und der Rheinische Expressionismus, Kat. Nr. 76