Max Beckmann - Frau auf einem Sofa liegend - image-1

Lot 239 Dα

Max Beckmann - Frau auf einem Sofa liegend

Auktion 990 - Übersicht Köln
02.12.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 42.350 € (inkl. Aufgeld)

Schwarze Tuschfederzeichnung über Bleistift auf cremefarbenem gerippten Büttenpapier mit dem Wasserzeichen "[...] NTIQUE" 33 x 23,4 cm, unter Glas gerahmt. Oben rechts mit schwarzer Tusche in Sütterlinschrift signiert, bezeichnet und datiert Beckmann A. 44. - In den linken Ecken mit schwachen Knickfalten. 2 Ränder schmal gebräunt, 1 Rand leicht unregelmäßig gerissen.

Das Skizzenbuch, das Max Beckmann in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre benutzte, weist eine erstaunliche Anzahl von Zeichnungen und Skizzen spärlich bekleideter weiblicher Modelle auf (s. Zeiller 2010, op. cit.). Amsterdam, wo Beckmann mit seiner Frau Quappi seit 1937 wohnte, verfügte ähnlich wie Berlin in den 1920er Jahren über ein äußerst reichhaltiges Freizeitangebot mit Varietés, Cabarets, Bars und Cafés. Seinen Tagebucheinträgen zufolge nahm der Maler diese Abwechslung zum deprimierenden Besatzungsalltag reichlich wahr. Nackttänzerinnen und posierende Modelle waren in den einschlägigen Etablissements Teil des Programms. Amsterdam war nicht zuletzt auch wegen seiner topographischen Lage als Hafenstadt ein 'Hotspot' für Matrosen und andere amüsierwillige Touristen. Eine Besonderheit Amsterdams stellte wohl auch die Integration der Prostituierten dar, die - Tür an Tür mit bürgerlichen Handwerksbetrieben, kleinen Geschäften und Privatpersonen - in den Altstadthäusern hinter den Fenstern wie in einem Schaufenster sitzend auf Kundschaft warteten. An freizügigen Motiven herrschte demnach kein Mangel, und Max Beckmann nutzte dieses reiche Angebot optischer Eindrücke für seine künstlerische Arbeit. Die vorliegende Zeichnung scheint eine der ersten Studien zum Motiv der freizügig Posierenden zu sein, im malerischen Oeuvre werden sie in der „Messingstadt“ 1944 variiert, erscheinen als kriechender „Halbakt mit Katze“ 1945 oder auch als „Liegender Akt in starker Verkürzung“ 1948 (vgl. Göpel 668, 689, 767).

Zertifikat

Die Authentizität wurde von Christian Lenz, Max Beckmann Archiv, Mayen Beckmann und Siegfried Gohr nach Vorlage des Originals bestätigt, von Stefan von Wiese nicht.

Provenienz

Privatbesitz Holland

Literaturhinweise

vgl. die einzelnen Blätter 6r, 7v, 8r, 8v, 10v, 11r, aus dem Skizzenbuch Nr. 52 (1945-1949), in: Christiane Zeiller, Max Beckmann. Die Skizzenbücher, Bd. II, Ostfildern 2010