Lot 1226 Dα

Simon de Vlieger steht in der Entwicklung der holländischen Marinemalerei zwischen den frühen Seestücken eines Jan Porcellis und jenen der späteren Generationen um Wilhelm van de Velde dem Jüngeren, der zu de Vliegers Schülern zählte. Diese entwicklungsgeschichtliche Stellung Simon de Vliegers zeigt auch diese Küstenlandschaft. Ihr Kolorit hat nicht mehr die strenge, fast monochrom graue Tonalität von Jan Porcellis, sie ist heller und leuchtender. De Vlieger war ein Zeitgenosse Jan van Goyens, der nur unwesentlich älter war, und dies zeigt sich in gewissen Kompositionsprinzipien wie dem niedrigen Horizont und der Behandlung von Himmel und Wolken, mit denen der Künstler die Bildtiefe definiert und Atmosphäre erzeugt. Simon de Vliegers Können zeigt sich in der Anordnung der Boote und Schiffe, die ungezwungen und zufällig erscheint und doch wohl überlegt ist.
Die Beliebtheit der Marine als eine Gattung der Landschaftsmalerei gründete auf dem Stolz, den die Holländer angesichts ihrer Stellung als führende Seemacht empfanden. Die Seestücke zählten zu den Landschaften, die auf dem Kunstmarkt die höchsten Preise erzielten. Der Nationalstolz, den die holländischen Betrachter solcher Marinen empfanden, zeigt sich oftmals darin, dass die Staffagefiguren in der Betrachtung der Schiffe gezeigt werden, die sie in der Ferne sehen und die durch die orange-weiß-blaue Flagge als holländische Schiffe gekennzeichnet sind.