Peter Paul Rubens, Werkstatt - KOPFSTUDIE EINER ALTEN FRAU - image-1

Lot 1236 Dα

Peter Paul Rubens, Werkstatt - KOPFSTUDIE EINER ALTEN FRAU

Auktion 995 - Übersicht Köln
12.05.2012, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 36.600 € (inkl. Aufgeld)

Peter Paul Rubens, Werkstatt

KOPFSTUDIE EINER ALTEN FRAU

Öl auf Holz. 44 x 33,5 cm.

Das qualitätvolle Gemälde zeigt den Kopf und die Schultern einer beleibten und freundlich lächelnden älteren Frau, die in Dreiviertelansicht und nach rechts blickend wiedergegeben ist. Dabei lässt die skizzenhafte Ausführung vermuten, dass es sich wohl um eine nach dem Leben gemalte Kopfstudie handelt.
Das Gemälde lässt sich mit weiteren Werken von Rubens und seinem Kreis aus den Jahren um 1630/1640 in Beziehung bringen. So wurde unsere Kopfstudie verwendet für die Darstellung der Elisabeth in dem um 1635 zu datierenden Gemälde von Rubens "Hl. Familie mit der hl. Elisabeth und dem Johannesknaben" (Wallraf-Richartz-Museum, Köln, Inv. 1038). Zudem bildet sie den Ausgangspunkt für die Elisabeth in dem Gemälde "Marias Besuch bei Elisabeth" (Galleria Borghese, Rom), ein von Marten Mandekens - ein Maler aus der unmittelbaren Umgebung von Rubens in den dreissiger Jahren - ausgeführtes und signiertes sowie 1638 datiertes Werk.
Darüberhinaus zeigt die Kopfstudie ebenfalls eine große physiognomische Ähnlichkeit mit der nach links blickenden "Kopfstudie einer alten Frau" (Alte Pinakothek, München, Inr. Nr. 333), die ebenfalls in den dreissiger Jahren von Rubens - allerdings in weit pastoserer Ausführung - geschaffen wurde; in beiden Kopfstudien trägt die Frau zudem dieselbe schwarze und zungenförmige Kopfdedeckung, einen sogenannten "Coif". Durch diese Vergleiche kann unser Gemälde als ein Werk aus dem nahem Umfeld von Rubens und wohl als Produkt seiner Werkstatt beschrieben werden.
Ein Aufkleber auf der Rückseite des zugehörigen Rahmens mit dem Aufdruck "Dep. W-R. M. 153" (oder 156) weist darauf hin, dass sich das Gemälde zu einem nicht bekanntem Zeitpunkt als Depositum (d. h. als Leihgabe) im Kölner Wallraf-Richartz-Museum befunden hat.
Wir danken Prof. Hans Vlieghe (Antwerpen) und Dr. Nico Van Hout (Antwerpen) für ihre Hilfe bei der Bestimmung des Gemäldes sowie Dr. Roland Krischel (Köln) für seine Hinweise zur Provenienzgeschichte.

This painting shows the head and shoulders of an old lady, smiling cheerfully, depicted in three-quarter view looking to the right. The sketchy execution leads one to believe that it could be a head study from life. The painting can be related to other works from Rubens and his circle from around 1630/1640. Our head study was used for the depiction of Elisabeth in the 1635 dated painting from Rubens 'Holy Family and Elisabeth and John the Baptist' (Wallraf-Richartz-Museum, Köln, Inv. 1038). The study also forms the starting point for Elisabeth in the painting 'Maria's Visit to Elisabeth' (Galleria Borghese, Rome), a signed and dated work by Marten Mendeken from 1638, a painter who had close connections to Rubens in the 1630s.
Furthermore, the head study shows a great anatomical similarity to the 'Head Study of an Old Lady', looking left (Alte Pinakothek, Munich, Inv. No. 333), also produced in the 1630s, but of a much thicker execution. In both studies the woman is wearing the same black, tongue-shaped headdress, a so-called 'Coif'. With these similarities, our painting could be seen to be from within close proximity to Rubens and possibly a product of his workshop.
A sticker on the reverse of the frame printed with 'Dep. W-R. M. 153' (or 156) suggests that the painting was at one point, now unknown, deposited (i.e. on loan) to the Wallraf-Richartz-Museum in Cologne.
We would like to thank Prof. Hans Vlieghe (Antwerp), Dr. Nico Van Hout (Antwerp) and Dr. Roland Krischel (Köln) for their assistance.

Zertifikat

Hans Vlieghe, Antwerpen/Bonheiden 12.3.2012.

Provenienz

Sammlung Heinrich Neuerburg, Köln, seit ca. 1920/1930. - Seither in Familienbesitz.

Literaturhinweise

Zu den zu vergleichenden Gemälden siehe Rudolf Oldenbourg: P. P. Rubens. Des Meisters Gemälde, Stuttgart/Berlin 1921, S. 121 (München) u. 340 (Köln), jeweils mit Abb. - P. della Pergola: Galleria Borghese. Bd. II, Rom 1959, S. 173-174, Nr. 256 mit Abb. (Rom).