Godefridus Schalcken - GYGES UND DIE FRAU DES KÖNIGS KANDAULES - image-1

Lot 1305 Dα

Godefridus Schalcken - GYGES UND DIE FRAU DES KÖNIGS KANDAULES

Auktion 995 - Übersicht Köln
12.05.2012, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 24.400 € (inkl. Aufgeld)

Godefridus Schalcken

GYGES UND DIE FRAU DES KÖNIGS KANDAULES

Öl auf Leinwand. 35 x 30 cm.

Thierry Beherman schlägt in seinem Werkverzeichnis zu Schalcken als Bildthema des vorliegenden Gemäldes eine Geschichte aus Herodot (I, 8-12) vor. Demnach drängt König Kandaules von Lydien seinen Günstling Gyges, die sich entkleidende Königin heimlich in deren Schlafgemach zu beobachten. Nachdem diese den Eindringling bemerkt, stellte sie ihn vor die Wahl, entweder durch die Hand ihrer Diener getötet zu werden oder seinerseits den König zu töten und sie zur Frau zu nehmen. Gyges wählte das Leben und die Königsherrschaft.
In den Niederlanden war dieses eher abgelegene Thema durch eine Erzählung von Jacob Cats (1577-1660) durchaus bekannt und wurde von etlichen Künstlern als Gemäldevorwurf gewählt, darunter Frans van Mieris d. Ä., Eglon van der Neer oder Adriaen van der Werff. Godfried Schalcken bot es die willkommene Gelegenheit, seine charakteristische Bildlichtgestaltung an einem weiteren passenden Bildsujet anzuwenden. Der Künstler wählte seinen Bildthemen häufig im Hinblick darauf, seine Virtuosität im Malen von Lichteffekten demonstrieren zu können. Wie bei zahlreichen seiner stets kleinformatigen Arbeiten ist es eine Kerze, die zumeist als einzige Lichtquelle den Bildraum schemenhaft erhellt und eine geheimnisvolle Wirkung erzeugt. Im vorliegenden Gemälde kommt darüber hinaus noch eine zweite Kerze zum Einsatz, die hinter dem roten Bettvorhang in der linken oberen Bildecke zu erkennen ist. Das Gemälde bietet damit neben der gewohnten Lichtführung Schalckens mittels einer Kerze überdies den subtilen Effekt einer durch Stoff hindurchscheinenden Lichtquelle. Falls das von Behermann vorgeschlagene Bildthema zutreffen sollte, ist in der Person, die diese zweite, verborgene Kerze hält, König Kandaules zu vermuten.
Godfried Schalcken gehört zum Kreis der Leidener Feinmaler um Gerard Dou, in dessen Werkstatt er ausgebildet wurde. Später arbeitete er sowohl in Dordrecht als auch in Den Haag; ein längerer Aufenthalt führte ihn von 1692 bis 1699 nach London, wo er Bildnisse von König Wilhelm III. und der englischen Aristokratie anfertigte, eine kürzere, vermutlich 1701 angetretene Reise an den Hof des Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm nach Düsseldorf. Das Oeuvre des Künstlers umfasst rund 210 sicher zugeschriebene Gemälde, darunter religiöse und mythologische Historien, Genrebilder und Porträts.

In his catalogue raisonné of Schalcken, Thierry Beherman suggests the theme of a story from Herodot (1, 8-12) as the subject matter for this picture. According to the story, King Kandaules von Lydien urges his minion to spy on the naked queen in her bed-chamber. When she discovers the intruder, she gives him the choice of either being killed by her maid, or of him killing the king and marrying her. Gyges chose life and kingly power.
In the Netherlands, this theme was popularised by a story from Jacob Cats (1577-1660), and chosen by quite a number of artists as a painting study, including Frans van Mieris the Elder, Eglon van der Neer or Adriaen van der Werff. This also provided Godfried Schalcken with the welcome opportunity of another suitable picture subject for his characteristic light effect compositions. The artist primarily chose themes for pictures which would demonstrate most effectively his virtuosity in painting light effects. As in numerous of his, mostly small, works, a candle is often used as the only light source in the shadowy room, creating a mysterious effect. In the present painting a second candle has been added, behind the red bed curtain in the upper left corner. As a result, alongside Schalcken's usual use of employing light, the painting is added the subtle effect of a light source through material. If Behermann's suggested picture theme is correct, it is assumed here that the person holding the second, hidden candle, is in fact King Kandaules.
Schalcken belonged to the circle of the Leidener fine artists of Gerard Dou, in whose workshop he was trained. He later worked in Dordrecht and Den Haag; for a longer period from 1692 to 1699 he travelled to London where he produced portraits of King Wilhelm III and the English aristocracy, and for a short time, presumably in 1701, journeyed to the court of the Palatine Elector Johann Wilhelm in Düsseldorf. The oeuvre of this artist encompasses around 210 positively attributed paintings including religious and mythological histories, genre pictures and portraits.

Zertifikat

Walther Bernt, München, 25.4.1975.

Provenienz

Sammlung J. L. Menke, Antwerpen. - Deren Versteigerung, Galerie Le Roy, Brüssel 1.6.1904, Lot 72 (weitere Gemälde und Miniaturen aus der Sammlung J. L. Menke wurden auch in der 159. Lempertz-Auktion in Köln am 3.4.1914 versteigert). - Sammlung Kommerzienrat Hermann Renner, Hamburg. - Auktion Brandt, Amsterdam, 20.11.1973, Lot 29. - 540. Lempertz-Auktion, Köln, 14.11.1974, Lot 169. - Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. 5, Esslingen und Paris 1912, S. 400, Nr. 262. - Thierry Beherman: Godfried Schalcken, Paris 1988, S. 119f, Nr. 33 m. Abb.