Jan van der Heyden - AN EINER GRACHT IN AMSTERDAM - image-1

Lot 1319 Dα

Jan van der Heyden - AN EINER GRACHT IN AMSTERDAM

Auktion 995 - Übersicht Köln
12.05.2012, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 300.000 € - 400.000 €
Ergebnis: 536.000 € (inkl. Aufgeld)

Jan van der Heyden

AN EINER GRACHT IN AMSTERDAM

Öl auf Holz. 39 x 40 cm.

Schon zu Lebzeiten galt Jan van der Heyden als der bedeutendste Maler der holländischen Stadtansicht und dies vor allem wegen seiner Bilder von Amsterdam. Neben ihm wäre nur noch Gerrit Adriansz Berckheyde zu nennen. Bewundert wurde insbesondere die Feinheit seiner Backsteinmauern und Architekturdetails, die nach seinem Tode noch Arnold Houbraken in Begeisterung versetzte. Doch die präzise Zeichnung allein macht nicht die Schönheit von van der Heydens Grachtenbildern aus, sondern vor allem auch ihre ruhige Beschaulichkeit und Poesie, die geheimnisvolle Harmonie von Vorder- und Hintergrund, von Licht und Schatten. So sehr in seinen Bildern auch das Auge angezogen wird von den reizvollen Details, die so liebevoll und virtuos bis in die Ferne ausgebreitet werden, so stören sie nie den Zusammenhang des Gesamteindrucks. Sie drängen sich nicht vor, sie regen nur an, weiter in die Tiefe des Bildes einzusteigen und alle Einzelheiten, das feine Kolorit und den perspektivischen Bildaufbau zu bewundern. Zunächst scheint der Ausschnitt von van der Heydens Bildern rein zufällig zu sein, aber die Abweichungen bei den einzelnen erkennbaren Grachten zeigen doch, wie sorgsam der Künstler diese Zufälligkeit plante, wie er seine Bilder komponierte. Der Blick wird meist schräg in die Tiefe geführt, oft zunächst unterbrochen durch einer im ruhigen Gewässer sich spiegelnde Brücke. Eine besondere Rolle kommt in seinen Bilder dem Licht zu. Van der Heyden hat meistens bei sehr tief stehender Sonne gemalt, wodurch interessante Beleuchtungseffekte, Streiflichter und Kontraste entstehen. Der Himmel ist oft wolkig und so fällt das Licht ungleichmäßig auf die Szene. Brückenbogen und Bäume fangen dieses Lichtspiel auf. Seine besten Bilder sind nie bunt. Bei aller Liebe zu Lokalfarben sind diese doch so aufeinander abgestimmt, dass sie eine gedämpfte Harmonie bilden. Spiegelungen der Häuser und Brücken im dunklen Wasser beleben den Mittelgrund. Die Atmosphäre der Stadt wird auf so lebendige Weise eingefangen, dass die Amsterdamer Ansichten zu seinen absoluten Meisterwerken zählen.
Zur abwechslungsreichen und lebendigen Wirkung tragen auch die Staffagefiguren bei. Sehr häufig und auch in diesem Bild stammen sie von Adrian van de Velde. Der Brückentyp entspricht dem in der Heren- und Keizergracht in Amsterdam, also den im Westen der Stadt vorkommenden Brücken (H. Wagner op. cit.).

During his lifetime Jan van der Heyden was already considered to be the most important painter of Dutch town views and renowned for his pictures of Amsterdam. The only other painter comparable to him would be Gerrit Adriasz Berckheyde. Most admired was the fine detail of his stone walls and architectural details that even after his death delighted Arnold Houbraken. But the precise drawing alone does not constitute the beauty of van der Heyden's paintings of the canals but their sereneness and poetry, the mysterious harmony between foreground and background, light and shadow. As muck as the eye is attracted to the charming details that are displayed so lovingly and with virtuosity into the distance, they never disturb the continuity of the entity. They do
not become forward, instead they inspire deeper submersion into the painting to admire all details, the fine colour application and perspective. At first the plan of van der Heyden's paintings appears almost accidental, but the differences in every single canal show how carefully the artist planned the coincidence in his paintings' composition. Mostly, the view is led diagonally into the deep, often interrupted by a bridge's reflection in calm water. A particular role is played by light. Van der Heyden mostly painted during very low sunlight that produced interesting effects, fleeting lights and contrasts. The sky is often cloudy and the light is falling irregularly onto the scene. The bridges' arches and trees capture this plag of light. His best paintings are never colourful. For all love of
local colours, they are so compatible to form a still harmony. Reflection of houses and bridges in dark water enliven the centre. The city's atmosphere is captured in such lively way that the Amsterdam paintings are his absolute masterpieces. The figures of the staffage also add to the varied and lively Impression. Very often and also in this painting they are by Adrian van de Velde. The type of bridge is that of the Heren and Keizer canals in Amsterdam, in the western part of town (H. Wagner opp. cit.).

Provenienz

Sammlung Backofen, Basel 1919. - Sammlung E. Paravicini-Backofen, Basel 1932. - Sammlung Vischer-Backofen, Basel 1934. - Sammlung Lady Gleconner. - Sotheby´s London 14.12.1977. - Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Helga Wagner: Jan van der Heyden, Amsterdam und Haarlem 1971, Nr. 89, Abb. S. 146.

Ausstellung

Kunstverein Basel: Kunstwerke aus Baseler Sammlungen, 1928, Nr. 130.