PALMESEL
Holz, ältere Fassung, Niederdeutsch 14. Jahrhundert (Prov. Slg. Lüttgens, Aachen)
Abgebrochener rechter Arm alt befestigt. Vertikaler Riss von der rechten Schulter der Christusfigur abwärts bis zum Esel hinab. Zwischen dem unteren Teil des Gewandes Christi und dem Körper des Esels Gips eingefügt. Ohren des Esels ergänzt. 96 x 34 x 82 cm (mit Plinthe).
Die unterlebensgroße vollplastische Skulptur zeigt Christus auf dem Rücken eines Esels reitend. Er hält seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben; seine linke Hand, die ehemals wohl einen Palmwedel oder aber die Zügel des Esels gehalten hat, ist nicht erhalten. Auf dem Rücken der Christusfigur befindet sich eine mit einer beigeschnitzten Holzplatte wieder verschlossene quadratische Öffnung, die zur Aufnahme einer Reliquie gedient haben könnte. Der Esel ist auf eine ursprünglich nicht zugehörige querrechteckige Plinthe gesetzt.
Ein sogenannter Palmesel ruft das Ereignis wach, dass Christus am Sonntag vor Ostern auf einer Eselin in Jerusalem einritt. Ab dem 13. Jahrhundert wurde dies in den kirchlichen Palmsonntagsprozessionen mit Hilfe eines "Palmesels" veranschaulicht, indem er während der Prozession getragen oder auf Rädern gezogen mitgeführt wurde. Vergleichbare Palmeseldarstellungen aus spätmittelalterlicher Zeit haben sich, anders als in Süddeutschland, im gesamten nordwestdeutschen Raum in nur wenigen Beispielen erhalten.
Provenienz
Sammlung Hubert Lüttgens, Aachen.
Literaturhinweise
Ernst Günther Grimme: Die Sammlung Hubert Lüttgens Aachen, Hamm 1951, S. 13, 36 u. 38, Abb. 5 u. 23. - Zum "Palmesel" allgemein siehe Engelbert Kirschbaum (Hg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Bd. 3, Rom/Freiburg/Basel/Wien 1971, Sp. 363-364. - Zum Vergleich siehe z. B. "Museum Schnütgen. Die Holzskulpturen des Mittelalters (II,1) 1400-1540", bearb. v. Reinhard Karrenbrock, Köln 2001, S. 346-349, Nr. 69 mit Abb.