George Grosz - The checkered Napkin - image-1
George Grosz - The checkered Napkin - image-2
George Grosz - The checkered Napkin - image-3
George Grosz - The checkered Napkin - image-1George Grosz - The checkered Napkin - image-2George Grosz - The checkered Napkin - image-3

Lot 221 R

George Grosz - The checkered Napkin

Auktion 997 - Übersicht Köln
22.05.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 87.840 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf mit Leinwand bespannten festen Malkarton 50,5 x 40,2 cm, gerahmt. Unten links rot signiert und datiert Grosz 36 sowie rückseitig mit Tuschpinsel zusätzlich signiert, datiert und bezeichnet GROSZ 1936 DOUGLASTON Oktober, in Schwarz mit Bildtitel und Jahr versehen und teils mit Papieretiketten überklebt [...ch]eckered [...] 1936. Mit dem Stempel "George Grosz Nachlass" versehen, darin handschriftlich mit Tinte numeriert "115". - Rückseitig mit verschiedensten Notizen in unterschiedlichen Stiften von Nummernkombinationen und u.a. zweifach "MARTIN" und "CHICAGO 38". Mit den gedruckten Papieretiketten "WALKER GALLERIES", darin maschinenschriftlich mit Künstler, Bildtitel und Katalognummer ausgefüllt, der "FROM THE GALLERIES OF THE ASSOCIATED AMERICAN ARTISTS New York", darin maschinenschriftlich Künstlername, Bildtitel u.a. vermerkt, dem teils abgerissenen Etikett "On Lo[an f]rom the Circulating Galler[y] of th[e] Dayton Art [Institute] No. 4961" sowie mit dem Etikett des Malmittelfabrikanten "FREDRI[...] RED LION CANVAS PANELS" versehen. Der Rahmen mit Brandstempel "MADE IN FRANCE". - Am rechten unteren Seitenrand mit einem sehr kleinen Farbausbruch. Mit kleineren Retuschen am rechten Rand und im Bereich des Flaschenkörpers.

Wenige Tage vor der Machtergreifung Adolf Hitlers war George Grosz 1933 endgültig nach New York ausgewandert, wo er bereits 1932 einer Lehrtätigkeit an der Art Students League nachgekommen war. Als einer der gesellschaftskritischsten Künstler im Berlin der Weimarer Republik fand Grosz sich in Amerika gleichsam an einem Scheitelpunkt, bzw. einem Neubeginn seiner künstlerischen Laufbahn.
"During the last years in Berlin, I did too many coloured drawings. I have now introduced a stronger, painterly treatment. [...] the country is beautiful. Nature! One should not live in cities for too long...it is beautiful, yes healing." (George Grosz an Wieland Herzfelde, 31.1.1934, zit. nach Hans Hess, George Grosz, London 1974, S.190)
Mit seinem neu erwachten Interesse an natürlichen Sujets geht offenbar eine Hinwendung vom Zeichnerischen zum Malerischen einher - auch die Aquarelle bestechen durch eine sehr viel intensivere Pigmentdichte. Die Gemälde dieser Jahre wie "Centralpark at night", "Rocks and moon" (s. Hess 1974, op.cit., Abb. 177, 185), oder eben das vorliegende Stilleben werden in pastosem, reichem Farbauftrag umgesetzt. Hier teilt sich die eher kleinteilig spitzig haptische Oberflächenstruktur in einer flirrend funkelnden Materialität der Gegenstände mit, die besonders das Rot der Stanniolkapsel von Flaschenhals und - etikett wie auch das dazu korrespondierende Rot der Tischdecke aufleuchten läßt. Eine wie achtlos zusammengeknüllte karierte Serviette - "the checkered napkin" - unterstreicht die räumliche Tiefenwirkung und verbindet das komponierte Ensemble von Getränken, Cracker bzw. Popcorn und Zigarren in einer wiesenblumengeschmückten Kiste miteinander. In ihren verschiedenen An- und Aufsichten stehen die Objekte zueinander wie einem kubistischen Ordnungsgefüge folgend und formulieren in ihrem zentriert pyramidalen Aufbau die Facetten einer Tischkultur mit Aperitif bzw. Digestif, an die in Deutschland zu der Zeit kaum mehr zu denken war. Es ist ein sinnenfreudiges Motiv, das sich auch aus der Tradition der niederländischen Stilleben des 17. Jahrhunderts versteht. Das Stilleben "The checkered napkin" entstand wenige Monate nach dem Umzug George Grosz' und seiner Frau mit den Söhnen Peter und Martin von New York in den Vorort Douglaston. Ein ähnliches Stilleben mit Sherryflasche und Walnüssen von 1937 befindet sich im Metropolitan Museum New York (s. Vergleichsabbildung).

Zertifikat

Mit einer Bestätigung von Martin Grosz, Philadelphia, vom 31. März 2012

Mit einer Bestätigung von Ralph Jentsch, Rom, vom 24. April 2012

Provenienz

Nachlass des Künstlers (Nr. 115); vom Vorbesitzer von Martin Grosz erworben; Privatsammlung USA

Ausstellung

Chicago 1938/1939 (Art Institute), George Grosz. Paintings, Watercolors and Drawings (rückseitige Bleistiftnotiz); vermutlich New York 1939 (Walker Galleries), George Grosz. Paintings, Drawings and Watercolors, Nr. 16 (mit rückseitigem Papieretikett); vermutlich New York 1943 (Associated American Artists), George Grosz. Paintings (mit rückseitigem Papieretitkett); Ohio ? (Circulating Gallery at the Dayton Art Institute), Nr. 4961(mit rückseitigem Papieretikett)