Öl auf Leinwand 200 x 130 cm, gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt PER KIRKEBY 1989 Wald-Variation VI. - Stellenweise mit Craquelé.
London 2009 (Tate Modern), Per Kirkeby, Ausst.Kat.S.160 mit Farbabb. S.111.
Vor allem in den achtziger Jahren entstanden mehrere Serien (z.B. Baum umgerissen I-III, 1983, oder Nature Morte I-V, 1987) in denen sich Kirkeby mit dem Phänomen der Naturwahrnehmung auseinandersetzte. Andrea Kolossa erläutert zur Intention des Künstlers:
„Auf den ersten Blick thematisiert Kirkeby die Natur im weitesten Sinne, Landschaft und Atmosphäre, Vegetation und Figur. Untrennbar damit verbunden ist jedoch der Prozess der Wahrnehmung und deren Umsetzung, zwischen realer Natur und deren kulturellen Adaption. So richtet Kirkeby sein künstlerisches Augenmerk besonders auf überlieferte Bildvorstellungen und -traditionen in Abstimmung mit in der Realität vorhandenen Formkonstanten und Sujets. Dabei sichtet, prüft und hinterfragt er die ästhetischen Erfahrungen und die daraus resultierenden Erkenntnisse." (Alexandra Kolossa, Die komplexe Natur der Dinge. Das Bild der Natur bei Kirkeby, in: Andrea Firmenich und Siegfried Gohr (Hg.), Per Kirkeby. Natur und Gestalt. Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle, Ausst. Kat. Sinclair Haus, Bad Homburg, Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, Städtisches Kunstmuseum Singen, Köln 2004, S.48).
Die sechsteilige Serie Wald-Variation aus dem Jahr 1989 erlaubt schließlich einen prägnanten Blick auf Kirkebys Arbeitsprozess und die Wirkungskraft seiner Kunst: Er bearbeitete die Leinwände gleichzeitig, wobei jedes einzelne Werk durch seinen individuellen Charakter gekennzeichnet ist. Die großformatigen Gemälde sind, wie Achim Borchardt-Hume konstatiert, bewusst darauf angelegt, nach ihrer Fertigstellung die Werkstatt als voneinander unabhängige Unikate zu verlassen (vgl. Achim Borchardt-Hume, Per Kirkeby - Einleitung, in: Per Kirkeby, Ausst. Kat. Tate Modern, London, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Ostfildern 2009, S.16). Deutlich manifestiert sich diese Autonomie in der vorliegenden Arbeit Wald-Variation VI. Hat man Kenntnis über die weiteren fünf Arbeiten, erschließt sich der Seriencharakter vornehmlich an Hand des identischen Großformats und der numerischen Betitelung; als eigenständiges Werk ist Wald-Variation VI ganz Ausdruck der dynamisch-spannungsreichen Malerei Kirkebys. Seine Dynamik erhält das Bild durch die mit kraftvollen Pinselstrichen aufgetragenen Farbflächen, die Assoziationen zur chromatischen Farbfeldmalerei des Abstrakten Expressionismus aufkommen lassen.
Kirkeby verfolgt mit seiner Interpretation eines Waldstückes keine mimetische Naturwiedergabe. Spuren vegetabiler Formen, wie das unprätentiös gemalte Gezweig im linken oberen Bildfeld, dienen lediglich als Abbreviatur einer realistischen Landschaftsdarstellung. Im Vordergrund scheint der Gedanke an Wald und Natur zu stehen, den die saftig-erdigen Farben, ebenso wie die neben- und übereinander arrangierten Farbflächen zu vermitteln suchen. Die Überlagerung der Farbareale erzeugt zum einen Räumlichkeit, zum anderen formale Spannung, ein grundlegendes Element des Gemäldes, da die horizontal dem Bildhintergrund vorgelagerten Farbfelder in Kontrast zum vertikal gewählten Hochformat stehen (vgl. Achim Borchardt-Hume, Per Kirkeby - Einleitung, in: Per Kirkeby, Ausst. Kat. Tate Modern, London, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Ostfildern 2009, S.17).
Provenienz
Galerie Michael Werner, Köln (mit rückseitigem Aufkleber); Galerie Beaumont, Luxembourg (mit rückseitigem Stempel)
Ausstellung
Düsseldorf 2010 (Museum Kunstpalast), Per Kirkeby, Ausst.Kat.Nr.45 mit Farbabb. S.135. Humlebæk 2008 (Louisiana Museum of Modern Art), Per Kirkeby. Louisana. 2008, Ausst.Kat.Nr.24 mit Farbabb. S.85. (mit rückseitigem Aufkleber)
Pori 1991 (Pori Art Museum), (mit rückseitigem Aufkleber)
Oslo 1990/1991 (National Museum of Contemporary Art), (mit rückseitigem Aufkleber)
Humlebæk 1990 (Louisina Museum of Modern Art), Per Kirkeby, Louisiana Revy, 30. Jahrgang, Heft 3, Juni 1990, Nr.75 mit Farbabb. S.33 (mit rückseitigem Aufkleber)
Stockholm 1990 (Moderna Museet), Per Kirkeby, Maleri/Paintings, Skulptur/Sculptures, Teckningar/Drawings, Böcker/Books, Film/Films 1964-1990, Ausst.Kat.Nr.73 mit Farbabb. S.104 (mit rückseitigem Aufkleber)
Valencia 1990 (Ivam Centre del Carme), Per Kirkeby, Pinturas, esculturas, grabados y escritos, Ausst.Kat. S.146 mit Farbabb. (mit rückseitigem Aufkleber)