Karin Kneffel - Ohne Titel (Pflaumen) - image-1

Lot 615 D

Karin Kneffel - Ohne Titel (Pflaumen)

Auktion 998 - Übersicht Köln
23.05.2012, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 104.920 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 100 x 100 cm. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert Karin Kneffel 1997 sowie beschriftet (F XLVII) und auf dem Keilrahmen mit Maßangaben versehen.

Das vorliegende Gemälde diente als Vorlage für die 2005 entstandene Farbradierung "Ohne Titel (Pflaumen)", die in einer Auflage von 90 Exemplaren herausgegeben wurde.

Das vermeintlich Alltägliche ist Grundthema der Arbeiten Karin Kneffels, meist zeigen sie Tierporträts, Landschaftsszenerien, Interieurs - oder Früchte, wie unsere in Öl fixierten Pflaumen aus dem Jahr 1997 eindrucksvoll dokumentieren. Steht man mehr als zwei, drei Schritte von dem Gemälde entfernt, muss man durchaus überlegen, ob der eigenen Wahrnehmung zu trauen ist, schließlich könnte ebenso gut der Ausschnitt einer Photographie verwendet worden sein. Was wie ein gezoomter Schnappschuss aussieht, bedeutet jedoch intensive Malarbeit und wohlüberlegte Konzeption: Überdimensioniert und prall hängen die Früchte zwischen grünen Blättern und braunen Zweigen, präzise erfasst bis in die letzte Verästelung des Blattwerks und mit messerscharfem Blick für die differierende Stofflichkeit von Holz, Laub und Frucht. Die hyperrealistische Darstellung ebenso wie die extreme Vergrößerung sind Teil der subtilen Verfremdungsstrategie der Künstlerin und zielen auf die Evokation von Faszination und Irritation seitens des Betrachters. Diesem wird sehr schnell bewusst, dass es hinter dieser scheinbar oberflächlichen Schönheit und Glätte eine zweite Ebene gibt, eine inhärente Tiefgründigkeit, die jedoch schwer zu greifen ist. Nicole Stratmann eruiert dieses Changieren der Wirklichkeitswahrnehmung im Katalog zur Rottweiler Ausstellung: „Je intensiver der Betrachter nach konkreten Aussagen jenseits der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung sucht, desto stärker entzieht sich das Bild seinem Durchdringungswillen. Gerade die einladende Schönheit inspiriert den Betrachter zur Einfühlung, er möchte sich hineinwerfen in ihre Klarheit. Gibt er sich diesem unmittelbaren Effekt jedoch hin, wird er schnell feststellen, daß sich zwischen ihm und dem Werk eine unsichtbare Glasscheibe befindet, die ihn daran hindert, sich tatsächlich ins Bild fallen zu lassen. Die Arbeiten zeigen das Wesen der Dinge als eine Wahrheit, die sich aus dem Gegeneinander bestimmt. Diese Spannung macht das Gehaltniveau der Bilder aus und erzeugt ihren alles überstrahlenden Glanz.“ (Nicole Stratmann, Natur, Schönheit, Kunst - die Malerei im Zeitalter ihrer unaufhebbaren Rätselhaftigkeit, in: Karin Kneffel, Ausst.Kat. Forum Kunst Rottweil, Heidelberg 1996, S.32).

Karin Kneffel studierte ab 1981 Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Johannes Brus und Norbert Tadeusz, 1987 schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin Gerhard Richters ab. 1991 erhielt sie das renommierte Karl-Schmidt-Rottluff Stipendium, im darauffolgenden Jahr ein Stipendium des Kunstfonds Bonn. In den Jahren 1998 und 2000 folgten Gastprofessuren an der Hochschule für Künste, Bremen und an der Iceland Academy of Arts, Reykjavik. Seit 2008 lehrt Kneffel Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste, München.

Provenienz

Galerie Johnen+Schöttle, Köln; seit 1997 in Privatbesitz, Deutschland