Emil Schumacher - Brega - image-1

Lot 708 D

Emil Schumacher - Brega

Auktion 998 - Übersicht Köln
23.05.2012, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 85.400 € (inkl. Aufgeld)

Mischtechnik auf Leinwand 70 x 50 cm, gerahmt. Unten rechts signiert und datiert SCHUMACHER 70. - Stellenweise mit leichtem Craquelé.

Die vorliegende Arbeit ist im Emil-Schumacher-Archiv, Hagen, unter der Nummer 0/5.057 registriert.

Emil Schumachers Beschäftigung mit dem Material ist seit den 1950ern Jahren kennzeichnendes Merkmal seiner Kunst und manifestiert sich auf unterschiedlichste Weise: Nach den Tastobjekten der Jahre 1956-59 experimentierte der Künstler seit 1966 in seinen Hammerbildern mit der Zerstörung bzw. Perforierung der Leinwand und ab 1969 finden sich wiederholt assemblierte oder collagierte Papierelemente und Objekte, teils auch kombiniert mit einer Mixtur aus verschiedenen Materialien, wie Sand oder Blei (vgl. Kraft Bretschneider, Das Materialbild und Emil Schumacher, in: Axel Zimmermann (Hg.), Emil Schumacher und das Materialbild. Mit einem Textbeitrag von Kraft Bretschneider, Ausst.Kat. Galerie von Braunbehrens, München 1998, S.8-12).
Bei Brega setzt Schumacher die Materialität der Farbe als Gestaltungsmittel ein: Die Leinwand ist überzogen von einer dicken Farbschicht aus Rot- und Orangetönen, die an verschiedenen Stellen deutlich aus dem planen Bildträger herausgearbeitet wurde. Besonders prägnant hebt sich auf dieser grundierenden Schicht eine rote Farbagglomeration hervor. Da ihre Platzierung die Bildmitte nur knapp verfehlt, fungiert sie als Fixierpunkt für das Auge des Betrachters und erzeugt farbliche und strukturelle Spannung. Um diese Farbinsel führt Schumacher mit energischer Hand eine schwarze Linie herum, die sich an manchen Stellen bis tief auf die Leinwand eingräbt. Diese wird somit partiell ihrer konventionellen Funktion als reiner Bildträger entledigt und zum mitgestaltenden Element entwickelt. Mit der schwarzen Linie wird das zweite, neben der Materialität das Gesamtwerk Schumachers dominierende Gestaltungsmittel eingeführt. Seit Mitte der 1960er Jahre scheinen sich die Linien auf den Gemälden zu verselbstständigen und ab den 1970er Jahren werden sie in den meisten Fällen sogar zum prägenden Bildelement:
„Die Form als die vorgestellte Einheit deines Bildes kann dessen Maß heißen. Das Maß ist als die Kraft zu denken, der die Linie gehorcht. Es ist sowohl vorgedacht als auch erst zu erfüllen. Es ist Risiko, bei dem die Linie die organisierende Hauptrolle spielt. Anders als in der Mathematik, wo die Linie durch fixe Punkte bestimmt ist, bewegt sich die bildnerische Linie abenteuerlich, gerade, krumm, zögernd oder sogar unterbrochen zu ihrem möglichen Ende. Ihre Art von kürzestem Weg ist im Bunde mit der Sensibilität.“ (Emil Schumacher, in: Emil Schumacher. Arbeiten 1960 bis 1971, Ausst.Kat. Badischer Kunstverein e.V. Karlsruhe, Düsseldorf 1972, o.S.)

Provenienz

Privatbesitz, Deutschland