Alte Kunst und 19. Jahrhundert - eine herausragende Offerte

Highlights der Offerte sind ein Gemälde von Giovanni Battista (Giambattista) Tiepolo mit einer Taxe von € 400/450.000 Euro und eine Holztafel von Philips Wouwerman für € 300/350.000. Abraham Brueghel ist mit einem Blumen- und Früchtestillleben vertreten € 100/120.000, eines der selten auf dem Markt offerierten Gemälde von Peter Binoit liegt bei € 100/120.000, eine Leinwand von Matthias Stomer (Stom) bei € 120/150.000 und ein Stillleben von Frans Snyders wird für € 150/180.000 offeriert. Zu den Highlights gehören auch ein Gemälde von Jacob Jordaens mit € 160/200.000 und ein Stilllebenpaar von Pieter van Schaeyenborgh für € 150/200.000.

Auch das 19. Jh. wartet mit einer Fülle von beachtlichen Gemälden auf. An der Spitze steht Alexander (Sándor) von Wagner mit seinem Gemälde „Die Rückkehr von der Jagd“ aus dem Jahr 1864 mit einer Taxe von € 250/280.000. Ihm folgt mit 220/260.000 Euro Jacob Philipp Hackerts Gemälde „Rastende Bauern in den Hügeln über Solfatara, mit Blick auf Ischia, Procida und die Bucht von Pozzuoli“. Das prachtvolle Gemälde „Nach dem Ball“ von Conrad Kiesel ist mit € 130/140.000 bewertet. Zwei großartige Zeichnungen von Adolph von Menzel liegen bei je € 150/180.000. Eine sehr interessante Leinwand kommt von dem selten auf dem Markt anzutreffenden Ferdinand Bellermann mit seiner „Tropische Landschaft in Venezuela mit Badenden“ aus dem Jahr 1880 (€ 60/80.000).


Sehr gut ist auch die Skulpturen-Offerte mit zwei weit herausragenden Arbeiten bestückt: Ein hochbedeutendes, im frühen 15. Jahrhundert in Italien gearbeitetes Vortragekreuz ist mit 150/180.000 bewertet und eine sehr qualitätvolle Madonna mit Kind, Frankreich, 2. H. 14. Jh., liegt bei € 80/100.000.

Für Giovanni Battista (Giambattista) Tiepolo ist die vorliegende, 56 x 42 cm große Leinwand „Innenraum mit Kapuzinermönchen am Sterbebett eines Ordensbruders“ ein ungewöhnliches Thema: Ein Kapuzinermönch auf dem Sterbebett begleitet von sechs Ordensbrüdern in einer Klosterzelle. Ebenso ungewöhnlich ist die Farbpalette des Bildes, die aus einem reichen Akkord unterschiedlicher Brauntöne besteht – braun ist die Kutte der Kapuziner, ein der Armut verpflichteter Bettelorden, deren Kirche in Venedig Palladios „Il Redentore“ ist. Doch in der skizzenhaften Unmittelbarkeit, in der Art, wie mit raschen und virtuosen Pinselstrichen das Sujet erfasst wird, ist die Handschrift des großen venezianischen Settecento-Malers unmittelbar zu erkennen. Auch in der lebendigen, flackernden Lichtregie dieser intimen Szene. Beachtlich ist auch die Provenienz: Von der Familie Corniani-Algarotti ging das Gemälde an Lord George Cavendish-Bentnick (1821–1891) über, den leidenschaftlichen Kunstliebhaber und Treuhänder des Britischen Museums (Lot 2079, € 400/450.000).


Philips Wouwerman gehört u. a. zu bedeutendsten Pferdemalern des niederländischen Barock – war aber doch noch viel mehr: Das ausnehmend feine, silbrige Kolorit und die strahlende Leuchtkraft seiner Farben, die hochelegante Staffage mit zahlreichen kleinen Bilderzählungen sowie die Meisterschaft der Komposition, mit der Wouwerman die zahlreichen Figuren und Tiere harmonisch in seine Landschaften einbettet – all dies sind Qualitäten, die über das Stereotyp des Pferdemalers weit hinausreichen. Das vorliegende Gemälde ist ein herausragen-des Beispiel für diese besonderen Merkmale der Kunst Wouwermans. Seine nun offerierte Holztafel „Elegante Gesellschaft und eine Kutsche am Flussufer“ trägt einen Schätzpreis von € 300/350.000 (Lot 2039).


Auf € 160/200.000  ist die mit 195 x 153 cm messende überlebensgroße Leinwand „Venus und Adonis“ von Jacob Jordaens taxiert (Lot 2045). Pieter van Schaeyenborghs Gemäldepaar "Stillleben mit Süßwasserfischen / Stillleben mit Seefischen“ zeichnet eine besondere Geschichte aus. Diese beiden großformatigen Gemälde des Künstlers nehmen eine besondere Stellung in der Gattungsgeschichte des holländischen Fischstilllebens ein, wie Fred G. Meijer konstatiert hat: Es sind wohl die einzigen Beispiele der in den Niederlanden so populären Gattung, deren Provenienz sich bis zur Auftragsvergabe zurückverfolgen lässt und uns ein klares Bild der ursprünglichen Bestimmung der Gemälde bietet. Über 200 Jahre schmückten sie das Provenhuis van Nordingen in Alkmaar, später waren sie als Leihgabe im dortigen Stadtmuseum zu sehen, bevor sie ins Provenhuis zurückgelangten und 1971 durch Verkauf auseinandergerissen wurden. Durch glückliche Umstände konnten sie wieder zusammengeführt werden und bilden heute wieder, wie ursprünglich vorgesehen, ein Bilderpaar (Lot 2043, € 150/200.000).


Bei € 100/120.000 liegt ein signiertes „Stillleben mit Blumen und Früchten“ von Abraham Brueghel (Lot 2050). Dieselbe Taxe trägt ein weiteres Stillleben von Peter Binoit. Bei der Holztafel dieses in Köln geborenen Künstlers des 17. Jahrhunderts „Stillleben mit Früchten, Gemüse, Blumen, Wanli-Schale und Eichhörnchen“ handelt es sich um eine der reichsten und damit auch kostbarsten Ausführungen im OEuvre des Künstlers (Lot 2029). Mit € 90/110.000 ist ein „Stillleben mit Vögeln und Traubenkorb“ von Frans Snyders bewertet. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts gehörte Snyders zu den gefragten wie künstlerisch engstens vernetzten Malern in Antwerpen: Als Schüler von Pieter Brueghel d. J. und Hendrick van Balen, als Mitarbeiter von Peter Paul Rubens und als Oberhaupt einer großen Werkstatt, in der Jan Fyt und viele andere namenhafte Künstler tätig waren (Lot 2028). Mit € 70/90.000 folgen die „Landschaft mit Wasserfall“ von Jacob Isaacksz van Ruysdael (Lot 2048) und ein “Kücheninterieur” von David Teniers d. J. für € 60/70.000 (Lot 2053). Bei € 40/60.000 liegt ein Kircheninterieur von Hendrick Cornelisz van Vliet (Lot 2059).

19. Jahrhundert

An der Spitze des 19. Jh. steht mit € 250/280.000 ein außergewöhnliches Gemälde: Alexander (Sándor) von Wagners: „Die Rückkehr von der Jagd“ aus dem Jahr 1864. Bei der 120,5 x 141 cm messenden Leinwand mit unterschiedlichen Bildmotiven einer reich bestückten Jagdszene handelt es sich um ein Hauptwerk des ungarischen Malers, das über hundert Jahre verschollen war. Es entstand 1864 in München, wo der Künstler studiert und später als Professor an der Akademie gelehrt hat (Lot 2275). Mit € 220/260.000 folgt ihm Jacob Philipp Hackerts prachtvolles Gemälde „Rastende Bauern in den Hügeln über Solfatara, mit Blick auf Ischia, Procida und die Bucht von Pozzuoli (Lot 2201).


Bei jeweils € 150/180.000 liegen zwei großartige Papierarbeiten von Adolph von Menzel. Bei dem 1848 entstandenen Pastell „Mädchen am Sofa“ dürfte es sich um eines der Kinder der Familie Maercker handeln. Menzels zeichnete und malte in den 1840er und frühen 1850er Jahren ausschließlich Porträts von ihm nahestehenden Personen aus seinem Umfeld (Lot 2287). Die zweite, in Gouache und Aquarell ausgeführte Arbeit „Vor der Kirche“ aus dem Jahr 1890 fasziniert zunächst durch ihre stupende Technik, bei der Menzels lebenslange Beschäftigung mit Kreidestiften und Gouachefarben auf das Schönste zum Tragen kommt (Lot 2288).


Mit € 130/140.000 ist die prachtvolle, virtuos-elegante Leinwand „Nach dem Ball“ von Conrad Kiesel bewertet (Lot 2295). Kiesel war ein äußerst vielseitig begabter Künstler. Große Erfolge feierte der Künstler mit seinen Darstellungen anmutiger junger Damen in reich ausgestatteten Interieurs, zu welchen auch unser Werk zählt. Man schätzte, was schön und kostbar ist. Das Können der Salonmaler, auch der deutschen Vertreter wie Conrad Kiesel, ist bemerkenswert. Feinst drapierte Ballroben, akademisch geschulte, anatomische Genauigkeit und die Wiedergabe einer fein nuancierten Momentaufnahme zeichnen dieses prachtvolle Hauptwerk des Malers in besonderem Maße aus.


Mit Ferdinand Bellermanns „Tropische Landschaft in Venezuela mit Badenden“ von 1880 wird ein sehr selten auf dem Markt anzutreffendes Werk des Künstlers angeboten. Im Mai 1842 fuhr der Künstler kurzfristig nach Venezuela. Sehr hilfreich war ihm bei der Vermittlung der Reise neben Friedrich Wilhelm IV. eine ganz entscheidende und auch prominente Unterstützung durch Alexander von Humboldt, einem damaligen Kammerherrn des Königs. Humboldts wissenschaftliches Ansehen sollte dem Maler so manche Tür öffnen (Lot 2274, € 60/80.000).


In seinem Gemälde „Auf dem Registan-Platz in Samarkand“ zeigt Ferencz Eisenhut eine Männergruppe in Usbekistan in Übergröße (Lot 2291, € 120/130.000). Von Eugène Boudin kommt das Seestück „Schiffe im Hafen von Trouville“ für (Lot 2286, € 70/90.000) und von Ernst Ferdinand Oehme eine mit € 80/100.000 bewertete „Mühle im Eichtal“ (Lot 2239).

Skulpturen

Die Skulpturen-Offerte ist von einer ganz herausragenden Arbeiten geprägt: Von einem 23 x 19,5 cm großen und in Italien im frühen 15. Jahrhundert gearbeiteten hochbedeutenden Vortragekreuz aus Gold, Emaille über Holzkern. Neben seiner hochqualitätvollen Gestaltung besteht die Kostbarkeit des Kreuzes besonders in seinem Material, denn bei seinem Gesamtgewicht von 370 Gramm macht das verarbeitete Gold mit seinen ca.18-21 Karat allein mehr als die Hälfte des Gewichtes aus (Lot 2131, 150/180.000).


Eine in der 2. Hälfte im 14. Jh. in Frankreich gearbeitete 16 cm große, bedeutende Madonna mit Kind aus Elfenbein mit Resten von Farbfassung kommt aus der Kölner Sammlung Richard von Schnitzlers und war 1927 im Kölnischen Kunstverein ausgestellt (Lot 2117, € 80/100.000). Dieses meisterliche Werk der Elfenbeinkunst – wie auch die folgenden fünf Lots dieser Auktion – gehörte zu den Höhepunkten der berühmten Sammlung von Dr. Richard von Schnitzler (1855–1938), der als ebenfalls bedeutender Kunstmäzen für lange Zeit den Vorsitz des Kölnischen Kunstvereins und des Vereins der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums in Köln inne hatte.

 

Auktion 1160- Alte Kunst  - 14. Nov. 2020, ab 11.00 Uhr, Lempertz Köln
Auktion 1160 - 19. Jh. - 14. Nov., ab 14 Uhr