Asiatische Kunst - Imposante Ruhe und Strahlkraft

Wie üblich offeriert Lempertz Asiatische Kunst in einer zweitägigen Auktion in zwei Katalogen mit aus ganz Europa zusammengetragenen beachtlichen Einlieferungen und Privatsammlungen.

Das Highlight der chinesischen Kunst und der Auktion verkörpert ein Buddha Shakyamuni mit imposanter Ruhe und Strahlkraft das Herzstück der Skulpturen-Offerte. Die beeindruckende Bronze stammt aus einer Schweizer Privatsammlung (Lot 109, € 100/150.000). Imposant – und allein schon aufgrund Ihrer Größe beeindruckend – ist auch eine sehr große und feine Deckeldose aus rotem Schnitzlack (Lot 245, € 10/15.000).

Sammler preziöser Kleinkunst dürfen sich auf ein sehr feines Modell eines Elefanten aus verschiedensten Materialien freuen. Die Arbeit weiß auf nur 13,3 cm Höhe u.a. Perlen, Email, Goldmalerei, Korallen und Glas zu einem Kleinod glücksverheißender Bedeutung und Symbol „friedvoller Zeiten“ (chin. taiping youxiang) zu vereinen (Lot 126, € 50/60.000). Einen Schwerpunkt des ersten Tages bildet die Sammlung tibetischer Skulpturen und Thangka aus der Kollektion Strasser. 1919 in Regensburg geboren, studierte Leopold Strasser Diplom-Ingenieurwesen im Bereich Elektrotechnik und war später als Nachrichtentechniker tätig. Als Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit diente ihm seine Leidenschaft für die ostasiatische, hauptsächlich tibetische Kunst und Kultur. Mit Begeisterung studierte er in seiner Freizeit den Götterpantheon des tibetischen Buddhismus und trug seinen Vorlieben entsprechend bis in die 1990er-Jahre eine feine Sammlung tibetischer Kunstwerke zusammen. Die angebotenen Werke stammen ausschließlich aus deutschem Kunsthandel (Lots 68 - 80, Taxen von € 2/10.000).


Eine besondere Offerte bildet das Angebot der chinesischen Malerei mit Stücken aus der Sammlung Jerg Haas. Haas, mit chinesischem Namen Xia Hansi 夏漢思, kam 1940 in Offenburg zur Welt und interessierte sich schon als Kind für  chinesische Malerei. Während der Kulturrevolution war er als 25-jähriger in China und unterrichtete an der Fremdsprachen-universität in Shanghai (Shanghai waiguoyu xueyuan 上海外國語學院) Deutsch, neuere deutsche Geschichte und  Wirtschaftsgeographie. In dieser Zeit trug er eine Sammlung chinesischer Malerei von Künstlern aus dem 19. und 20. Jh. zusammen, die er in den Jahren 1965 bis 1967 im staatlichen Kunsthandel in Peking und Shanghai erworben hatte und auf die er sein Sammlersiegel „Xia 夏“ setzte. Nach seiner Rückkehr aus China Mitte 1967 nach Deutschland erweiterte er seine Sammlung chinesischer Malerei um weitere bemerkenswerte Bilder. Seine mittlerweile umfangreiche Sammlung stellte er u. a. im Herbst des Jahres 1974 in Berlin aus. Gezeigt wurden 57 Hängerollen; die damalige Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, Beatrix von Ragué, schrieb das Katalogvorwort. Anfang der 1980er-Jahre beendete Haas seine Sammlertätigkeit – seine Sammlung war mittlerweile auf 350 Bilder angewachsen (Lots 199 - 214).

Der zweite Auktionstag – und somit der zweite Katalog – ist der japanischen Kunst gewidmet

Aus einem facettenreichen Angebot an buddhistischer Skulptur tritt die große Figur eines Miroku Bosatsu. (18. Jh. oder früher) hervor. Für die in Kobe zwischen 1966 und 1974 erworbene Skulptur sind € 20/30. 000 angesetzt (Lot 505). Ebenso „skulptural“ – wenn auch deutlich kleiner – ist eine seltene Satsuma-Figurengruppe eines Fudo Myo. Die Arbeit ist Teil eines feinen Assortiments an Satsuma-Keramiken, die mit Kenntnis größtenteils in England zusammengetragen und nun aus einer rheinischen Privatsammlung kommen (Lots 538 – 547). Beachtlich ist auch eine Privatsammlung Edozeitlicher No-Masken. Von feiner Qualität ist eine breite Figurenpalette, teils mit aufwendigen Metalleinlagen und Färbungen, geprägt (Lots 511 – 520).


In der Sparte Kunstgewerbe bildet ein feines Nanban-Kabinett aus dem 17. Jh. den Höhepunkt; die Taxe beträgt € 15/20.000 (Lot 559). Jubiläumsgemäß ist auch das Angebot an Rüstung- und Schwertschmuck. Insbesondere das Angebot an Schwertstichblättern (Tsuba) kann als das umfangreichste seit Jahrzehnten bezeichnet werden. Es speist sich aus drei Privatsammlungen die in Italien, Belgien und Deutschland zusammengetragen und nun mit umfangreichen Unterlagen angeboten werden (Lots 624 – 755). Den Abschluss der Auktion bildet eine Offerte von rund 150 Netsuke. Nach dem großen Erfolg der Auktion mit Netsuke aus der Sammlung Brockhaus im vergangenen Juni konnte ein umfangreiches Angebot zusammengestellt werden. Neben einer Sammlung an Netsuke aus einer belgischen Privatsammlung, werden nebst Einlieferungen aus Italien und Dänemark auch zahlreiche Stücke aus England angeboten.

 

Auktion 1166  - 15./16. Dez. 2020, Köln
Vorbesichtigung - 9. bis 14. Dez. 2020