Auktion 1272 - Berlin-Auktion am 21. Juni
In der Berlin-Auktion spielt die Hauptstadt die Hauptrolle: Ein Gemälde des Boulevards Unter den Linden von Wilhelm Brücke befand sich ehemals in Besitz des Bürgermeisters und späteren Bundeskanzlers Willy Brandt. In die Geschichte Preußens weisen bedeutende Objekte der Porzellankunst. In der Moderne beeindrucken drei Ansichten von Wilhelm von Leistikow, zwei davon auf den Grunewaldsee.
Kaum eine Straße spiegelt mehr Berliner Geschichte als „Unter den Linden“, dem Boulevard zwischen Brandenburger Tor und Schloss. Auf einen Blick sieht man tief in die Kulturgeschichte Berlins: Stadtschloss, das Kronprinzenpalais, davor das Palais Prinz Heinrichs, des jüngeren Bruders Friedrichs II., das seit 1809 Hauptsitz der Humboldt Universität ist, gegenüber die Neue Wache.
Von so viel Berlin auf einen Blick war schon Willy Brandt begeistert. Der ehemalige Regierende Bürgermeister und spätere Bundeskanzler ist ein Vorbesitzer dieses Gemäldes von Wilhelm Brücke. Der auf Architektur spezialisierte Maler hatte an der Berliner Kunstakademie studiert, sich aber auch in Rom und St. Petersburg geschult. Zurück in Berlin wurde er zu einem der bedeutendsten Architekturmalern des 19. Jahrhunderts. „Unter den Linden“ wird in der Berlin-Auktion mit dem Schätzwert von 50.000 bis 60.000 Euro aufgerufen.
Mit Adolf von Menzel ist einer der einflussreichsten Realisten des 19. Jahrhunderts in der Auktion mit mehreren Zeichnungen vertreten. Die Taxen führt dabei eine Ansicht des „Wallpavillon im Zwinger“ an. Mehrfach hatte der Künstler Dresden besucht und dabei die Architektur der Stadt in Zeichnungen festgehalten, die sich heute in großen Museen weltweit befinden (Schätzwert 18.000 bis 22.000 Euro). Ein weiteres Blatt von der Hand Menzels ist sein Selbstportrait. Es ist eine Vorstudie zur Lithografie „Der Antiquar“ und ist auf 10.000 bis 15.000 Euro geschätzt. Ein Studienblatt mit knieenden Figuren ist auf 3.000 bis 4.000 Euro geschätzt.

Als einer der bekanntesten Vertreter der Bildhauerkunst jener Zeit darf Emil Wolff bezeichnet werden. Drei Versionen gibt es laut Literatur von seinem „Jugendlichen Satyr“. Eine befand sich in der Sammlung der Zarin Marija Alexandrowna und ist heute verschollen, eine wurde aus britischem Adelsbesitz kommend vor einem Jahrzehnt in London versteigert, die dritte kommt in der Berlin-Auktion zum Aufruf. Diese 105 Zentimeter hohe Marmorskulptur schuf Emil Wolff um 1850 in Rom, wo er 1822 das Atelier von Rudolf Schadow übernommen hatte. In Berlin wird dieses Werk nun mit dem Schätzpreis von 50.000 bis 70.000 Euro versteigert.

Aus dem traditionell stark besetzten Porzellanangebot sticht eine Vase mit Berliner Ansichten hervor. Die 50 Zentimeter hohe Vase wurde 1830 bei KPM von König Friedrich Wilhelm III. als Geschenk für Gräfin v. Reden bestellt, Witwe eines verdienten Ministers, gefertigt und war Teil der legendären Twinight Collection. Die dargestellten Bauwerke, "Das Museum in Berlin" und "Die Werdersche Kirche in Berlin", sind jeweils Entwürfe Schinkels, die in eben jenem Jahr 1830 fertiggestellt wurden. Schätzpreis für dieses historisch spannende und aufwändige Stück ist 40.000 bis 60.000 Euro. Schinkel selbst ist als Büste nach einem Modell von Christian Friedrich Tieck in der Auktion. Der im zweiten Viertel oder Mitte des 19. Jahrhunderts in einer Berliner Gießerei entstandene Guss wird mit dem Schätzwert von 6.000 bis 8.000 Euro aufgerufen (Lot 113).
Mit der Vase mit "fleurs en terrasse" kommt ein weiteres und besonderes Stück aus der KPM zur Auktion. Das um 1795 nach Sèvres-Vorbild gestaltete Stück ist in der Literatur zu finden und wird mit dem Schätzpreis von 13.000 bis 15.000 Euro aufgerufen.

Die moderne Malerei ist mit drei Werken von Walter Leistikow vertreten. Die „Strandpromenade von Helgoland“ ist eines seiner frühen Werke, war schon im Entstehungsjahr 1892 ausgestellt und wurde bereits von der zeitgenössischen Kritik mit Werken von Liebermann verglichen (50.000 bis 60.000 Euro).

Nur wenig später schuf Leistikow zwei nahezu gleichgroße Ansichten des Grunewaldsees, die einander ergänzen, aber keine Gegenstücke sind.

Ein Werk von Hans Hubert Dietzsch-Sachsenhausen strebt nicht nur dem Titel nach „Der Sonne entgegen“. Die 1919 entstandene Bronze aus der Zeit, in der sich in Berlin der Naturismus zu verbreiten begann, macht das Freiheitsgefühl jener Bewegung sichtbar, der Schätzpreis für diese raumgreifende, lebensgroße Plastik beträgt 30.000 bis 40.000 Euro.

Die Vorbesichtigung öffnet am Freitag, den 13. Juni bei Lempertz in Berlin, Poststraße 22 im Nikolaiviertel, ab 18 Uhr und ist vom 14. bis 19. Juni jeweils von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
Auktionsdaten
Auktion 1272 - Berlin Auktion

Auktion
Samstag 21. Juni 2025
11 Uhr | Lot 1 – 243
Vorbesichtigung
Freitag 13. Juni | Vernissage | 18 Uhr
Samstag 14. Juni | 10–17 Uhr
Sonntag15. Juni | 10–17 Uhr
Montag 16. Juni | 10–17 Uhr
Dienstag 17. Juni | 10–17 Uhr
Mittwoch 18. Juni | 10–17 Uhr
Donnerstag 19. Juni | 10–17 Uhr