Chinesische Kunst: Aus den Händen gerissen
Höhepunkt der zweitägigen Asien-Auktionen am 3. und 5. Juni – mit einem hocherfreu-lichen Gesamtresultat von 3,6 Mio. Euro, dem zweitbesten Asienergebnis für Lempertz und einer großen Anzahl chinesischer Bieter wie selten - und die Versteigerung chinesischer Kunst erlebte nahezu einen Ausverkauf – war die außergewöhnliche Berliner Privatsammlung Moderne Chinesische Malerei.
Zu der in einem Spezialkatalog präsentierten Sammlung erhalten Sie eine gesonderte Pressemeldung. Die Erfolgsgeschichte der Versteigerung der Netsuke aus der Sammlung Kolodotschko wurde mit Teil III und etwa 300 Stücken fortgesetzt – ebenfalls wieder in einem eigenen Katalog präsentiert. Die bisherige Netsuke-Offerte hat die Gesamterwartung bereits um 50% übertroffen – Lempertz hat damit eine weltweite Führerschaft bei Netsuke erstritten.Aus der regulären Offerte ragten insbesondere chinesische Kunstwerke wie ein Nashorn-becher, der auf den Spitzenpreis von 372.000 getrieben wurde, eine tibetische Bronze des Fünften Panchen Lama aus dem 18. Jh. für 96.700, ein Jade-Tischstellschirm für 62.000 und ein Speisebehälter vom Typ guimit 64.500 heraus.
Ein 15,4 cm großer Nashornbecher aus dem 17./18. Jh. von hoher Form mit trompetenförmiger Mündung zeigte in kräftigem, wenig unterschnittenem Relief die ‚Hundert Kinder‘ bei verschiedenen Spielen und beim Musizieren in einer Landschaft. Der Becher mit der seltenen Darstellung löste bei der Versteigerung im Kölner Auktionshausein langes Bietgefecht aus, an dessen Ende ein Chinese den Sieg erst mit dem Einsatz von 372.000 den Sieg erringen konnte (Lot 367, 40/50.000). Einen starken Anstieg konnte eine 40,4 cm große Vase aus rotem Schnitzlack des 18./19. Jh. verbuchen: Sie stieg von 5/7.000 bis auf 32.200 (Lot 362). Viel Steigerungspotenzial bewies Speisebehälter vom Typ gui im Stil der frühen Westlichen Zhou-Zeit. Mehrere Telefone und Saalbieter kämpften hartnäckig um den Zuschlag. Ein via Internet bietender chinesischer Sammler konnte den Sieg erst mit der Bewilligung von 64.500 erringen (Lot 251, 5/7.000). Aus einer englischen Privatsammlung stammte ein Jade-Tischstellschirm, der mit 62.000 zu einem der Spitzenlose der chinesischen Kunst wurde. Die rechteckige Platte in vielfältigem Relief wurde von einem durchbrochen geschnitzten Holzsockel mit archaisierenden Drachen gehalten (Lot 315, 50/70.000).
Die reguläre Offerte mit chinesischer Malerei wurde angeführt von vier Youqua zugeschriebenen, um 1840 – 1880 entstandenen ovalen Schifffahrtsszenen auf dem Yuejiang bei Canton, die für 32.200 von Hongkonger Handel übernommen wurden (Lot 223, 25/30.000).
In der Tibet/Nepal-Sektion stand eine tibetische Bronze des Fünften Panchen Lama aus dem 18. Jh. mit 96.700 an der Spitze (Lot 458, 10/15.000). Eine 24,4 cm große nepalesische Bronze mit der Figur des Padmapani, aus dem 13. Jh. ging für 52.000 in neue Hände (Lot 453, 40/50.000). Eine aus der Zanabazar-Schule in der Mongolei stammende bronzene Stupa des 18. Jh. kam auf 39.700 (Lot 469,18/20.000).
Den größten Erfolg bei den Holzschnitten hatte ein Triptychon von Kitagawa Utamaro II und anderen. Ein hartnäckiges Bietgefecht trieb die Arbeit von 600/700 bis auf 22.300 (Lot 591). Zwei Blätter von Utagawa Kuniyoshi (1798 – 1861) wurden von 500/600 bis auf 16.100 hochgetrieben (692). Ein Holzschnitt von Katsushika Hokusai (1760 – 1849) wurde von 1.000/1.5000 bis auf 11.100 gesteigert (Lot 610). Um eine sehr begehrte farbig bemalte Nô-Maske aus dem 19. Jh. zu ersteigern, musste ein Schweizer Sammler die hartnäckigen Gegenbieter mit der Gewährung von 23.600 aus dem Feld schlagen (Lot 800, 800/1.000). Eine rot lackierte Rüstung des 18./19. Jh. stieg auf 12.400 (Lot 1416, 6/8.000).
Netsuke-Sammlung Kolodostschko III
Der dritte Teil der wieder in einem englischsprachigen Sonderkatalog präsentierten Netsuke-Offerte aus der Sammlung Kolodotschko – eine der vermutlich größten europäischen Netsuke Sammlungen – löste erneut großes internationales Interesse aus und war in der Zuschlags- ebenso wie bei der Quote nach Wert genauso erfolgreich wie die ersten beiden Partien. Nationale und internationale Sammler wie auch Händler nahmen an der Auktion teil und steigerten die Stücke häufig weit über die Taxen. Größter Einzelerfolg war der Preissprung eines in der Tokyo-Schule entstandenen Holz-Daikoku von Sôko aus dem frühen 20. Jh. Das Netsuke sprang von 2.800/3.200 bis auf 17.400 (Lot 1243).