Kaffee im Garten

Höhepunkt der Offerte wurde mit 592.000 Euro ein Gartenbild August Mackes. Zu den weiteren Highlights zählten: Eine erheblich gestiegene Montmartre-Ansicht von Maurice Utrillo für 273.000, ein frühes abstraktes Gemälde von Hermann Glöckner (161.00) und ein Landschaftsaquarell von Emil Nolde für 164.000. Ein Porträt von Mela Muter kam auf 118.000.

Aus dem breitgefächerten Angebot ragte mit 592.000 August Mackes bedeutendes Gemälde Kaffeetafel im Grünen heraus. Das bislang nicht öffentlich präsentierte Bild aus dem Jahr 1912 zeigte die Familie des Künstlers im Garten seines Bonner Hauses. Der Garten spielte in der Familie Macke eine zentrale Rolle - dies belegen nicht nur überlieferte Fotografien, sondern auch eine ganze Reihe von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälde des Künstlers. Mackes wichtiges Gemälde ist sowohl erzählerisches Familienporträt als auch Beleg für das außergewöhnliche Talent des Künstlers, über die Präsenz des Alltäglichen auf die Welt jenseits ihrer sichtbaren Erscheinungen zu verweisen. (Lot 260, 400/500.000).

Eine beachtliche Steigerung gelang Maurice Utrillos nur 41 x 33 cm messenden Gemälde Place du Tertre et Sacré Cœur, Montmartre von 1938 mit aktualisierter Expertise, die ein deutscher Sammler gegen hartnäckige Konkurrenz von 80/100.000 bis auf 273.000 nach oben trieb. Die vorliegende Ansicht des Platzes in Montmartre ist ein eindrucksvolles Beispiel jener feinen Farbigkeit, die Utrillos Werk neben der meisterhaften Differenzierung des Weiß auszeichnet. Ihre Lebendigkeit erhält die dichte Komposition durch die komplexe Palette mit ihren differenzierten Farbakzenten in Braun und Grün sowie die Utrillo-typische Personenstaffage. Mit großer Leichtigkeit gelingt Utrillo ein ausgesprochen atmosphärischer Blick auf den Place du Tertre, über den sich weithin sichtbar die leuchtend weiße Kuppel von Sacré Cœur erhebt (Lot 281).

Groß war der Erfolg auch für Hermann GlöcknersRechtwinklige Durchdringung: Zeichen F auf Schwarz, eine frühe Tafel aus dem Jahr 1932, für die eine öffentliche Sammlung mit 161.000 ein Mehrfaches der Taxe investieren musste. Entstanden ab 1930, bilden Glöckners Tafeln eine zentrale Werkgruppe innerhalb seines reichen Schaffens. Das von Glöckner in Abgrenzung zum klassischen Gemälde entwickelte Konzept der Tafel zeichnet sich durch seinen dezidiert objekthaften Charakter aus und wird nicht zuletzt mit diesem Zuschlag als bedeutender Beitrag zur konstruktiv-konkreten Kunst gewürdigt (Lot 276, 40/50.000).

Emil Noldes um 1930/1935 entstandenes Aquarell Weite Marschlandschaft mit Bauernhöfen zeigte sehr wahrscheinlich die friesische Marsch im Gotteskoog mit den Seebüll umgebenden großen Gehöften. 1927 hatte der Künstler auf der erhöht liegenden Warft von Seebüll sich ein neues Wohn- und Atelierhaus nach eigenen Entwürfen bauen lassen. Die damals entstandenen Gemälde und Aquarelle mit ihrer ebenso intensiven wie expressiven Farbigkeit sind heute unangefochtene Meisterwerke im Œuvre Noldes. Ein Bieter aus Amerika investierte 164.000 (Lot 274, 140/160.000).

Steil nach oben stieg mit 118.000 Maria Mela MutersFrau im Pelzkragen aus dem Jahr 1919. Mela Muter, aus Warschau 1905 in die Kunstmetropole Paris gekommen, avancierte nach dem I. Weltkrieg zur gefragten Porträtistin - Intellektuelle und Künstler stehen ihr gleichermaßen Modell, wie sie Kinder und Menschen aus ärmsten Bevölkerungsschichten festhielt. Ihren sehr ausdrucksstarken Porträts liegt ein schonungsloser Realismus zu Grunde. Dieser geht mit einer kostbaren wie prachtvollen Malweise einher. Sie neutralisiert gleichsam alle körperlichen Unzulänglichkeiten und hebt die eigenartige Individualität und menschliche Bedeutung ihrer Modelle hervor. (Lot 254, 40/50.000).).  

Von Auguste Rodin stammte die Bronze Jean de Fiennes, vêtu, réduction aus der Gruppe der "Bourgeois de Calais" in einem Guss des Musée Rodin, im Archiv, durch Expertise und Provenienz, bestens dokumentiert. Es handelt sich um die von Rodin konzipierte verkleinerte Fassung einer der Figuren aus dem berühmten Denkmal der Bürger von Calais, von Georges Rudier zwischen 1956 und 1963 posthum in einer letzten Auflage des Museums in acht Exemplaren gegossen. Die Bronze wurde für 74.500 von einem amerikanischen Sammler übernommen (Lot 250, 40/50.000). Für Jean Léon Fautriers 1929 gemalte Buste de Femme übernahm deutscher Handel bei 74.500 (Lot 272, 50/60.000). Wie die Werke seiner Zeitgenossen Alberto Giacometti oder Jean Dubuffet wollen Jean Fautriers Arbeiten das Unfassbare fassen, sie wollen abbilden, wo das Ende von Figur und Raum längst gekommen schien. Beinahe wie ein Abbild Gaias malt der Künstler seine Frauengestalten in strenger, monumentaler Frontalität, als sollten sie die Idole einer archaischen Kultur beschwören.

Eine der am Markt äußerst raren Arbeiten von Paul Adolf Seehaus wurde von einem deutschen Sammler mit 65.700 auf mehr als das Doppelte der Taxe gehoben. Seehaus fand in seinen späteren Farbstiftzeichnungen von 1918/1919 zu einem Medium, das ihm, anders noch als das Aquarell, neue Farb- und Ausdrucksqualitäten bescherte. Zu diesen bildmäßig angelegten, bedeutenden Arbeiten, in denen die Möglichkeiten reicher, helltönender Farborchestrierung als offensichtlich beglückende Offenbarung empfunden und voll ausgekostet wird, gehörte auch die vorliegende prachtvolle Keltische Landschaft (Lot 262, 25/30.000). 50.000 lautete das Ergebnis für Franz RadziwillEinmal nah, einmal fern aus dem Jahr 1956. In dieser singulären Komposition wird das Bildthema verdoppelnd wiederholt: Wie im Trompe-l'oeil schiebt sich im Raum des Gemäldes eine in kräftigen, strahlenden Farben gemalte Holzplatte vor einen verhaltenen, graubraunen Bildgrund mit identischem Motiv. Es ist ein leises Spiel mit der Optik und mit den Bedeutungsebenen (Lot 286, 35/40.000). Tänzelndes Pferd / "Chinesisches Pferd" von 1943 zählt zu den bekanntesten Pferdeplastiken Ewald Matarés. Sie zeichnet sich nicht nur durch Allansichtigkeit, sondern durch besondere Anmut, Grazilität und Leichtigkeit und seinen taktilen Reiz aus. Die Plastik repräsentiert auf zeichenhafte Weise das Generelle, Wesenhafte des Pferdes. Ein deutscher Sammler hob die Plastik bis auf 54.600 (Lot 275, 35/40.000). Cuno Amiets auf 40/50.000 geschätztes Selbstbildnis (Selbstporträt vor Bergkette) von 1932 ging für 52.000 an einen deutschen Sammler (Lot 277). Mit 89.000 ging die um 1920 gemalte Leinwand Im Atelier von Edward Cucuel in neue Hände über (Lot 278, 80/120.000).

Pablo Picasso war mit einer reizenden Découpage vertreten. Ein privater Sammler gewährte 34.700 für diese doppelseitige Zeichnung der Femme von um 1940 - ein beachtenswertes Resultat für diesen kleinen, ehemals aus der Sammlung von Marie-Thérèse Walter stammenden Akt von nur 10 x 3,6 cm Größe (Lot 283, 20/25.000).