Reich an Höhepunkten

Starker Auftritt für die Alten Meister und die Malerei des 19. Jahrhunderts. Zu den Höhepunkten der älteren Malerei gehören eine Landschaft Jan Brueghel d. Ä. (260/300.000), eine Stadtansicht Jan van der Heydens (180/200.000), ein Stillleben Floris van Schootens (100/120.000), Albert Cuyps Pferdebild (80/120.000), ein Blumenstück von Nicolaes Lachtropius (90/100.000), zwei Gemüsestillleben von Jan van Kessel II (80/100.000) und eine Madonna mit Kind von Juan de Flandes (120/140.000). Das 19. Jh. glänzt mit einer Ansicht von Venedig von Friedrich Nerly (180/220.000), einer Landschaft von Jean Baptiste Camille Corot (150/180.000), mit Ludwig Richters neapoli-tanischer Meereslandschaft (240/260.000) und einer romantischen Landschaft Carl Spitzwegs (80/100.000) ...

Zu den Höhepunkten der Offerte gehört eine wohl um 1611 entstandene kleinformatige, aber gleichwohl eine enorme Weite und Tiefe suggerierende Landschaft auf Kupfer von Jan Brueghel d. Ä. Landschaften dieses Formats stellten vielgesuchte Pretiosen für Kunstsammler dar, die oftmals auch als fürstliche Geschenke dienten (Lot 1022, 260/300.000).

Zu den Spitzenlosen gehört auch die Ansicht einer kleinen Stadt an einem Kanal, ein Gemälde Jan van der Heydens, der bereits zu Lebzeiten als bedeutendster Maler holländischer Stadtan-sichten galt und überdies als einer der Begründer dieses Sujets angesehen wird. Bereits in diesem wohl zu seinem Frühwerk gehörenden Bild ist die besondere Kunst van der Heydens zu finden, mit einem äußerst präzisen, minutiösen Malstil Atmosphäre zu schaffen. Seine Werke sind, wie auch das vorliegende, weniger topographisch korrekte Bestandsaufnahmen als vielmehr Stimmungsbilder einer Stadt (Lot 1079, 180/200.000).

Unter den zahlreich angebotenen Stillleben ragt auch ein Bild Floris van Schootens mit Pastete, Brot, Nüssen und Gefäßen hervor. „Banketje“ wurden solche Stillleben mit einer gedeckten Tafel in den Niederlanden genannt. Ihren Ursprung hatte dieser Bildtypus in Antwerpen; in Haarlem machten ihn Künstler wie Floris van Dijck, Pieter Claesz., Nikolaes Gillis und Floris van Schooten populär (Lot 1045, 100/120.000). Gemälde des holländischen Stilllebenmalers Nicolaes Lachtropius tauchen nicht häufig auf dem Kunstmarkt auf. Meistens handelt es sich um sogenannte Unterholzbilder mit Waldboden in der Art von Marseus van Schriek. Das offerierte prachtvolle Blumenstück mit der naturgetreuen Wiedergabe der Blüten und mit kontrastreichen Farben dagegen gehört zu seinen eher seltenen klassischen Blumen-stücken in der Art des Willem van Aelst. Ein sehr ähnliches Gemälde von Lachtropius befindet sich im Rijksmuseum in Amsterdam (Lot 1078, 90/110.000). Bei dem Paar Stillleben von Jan van Kessel d. J. mit Gemüse und Kaninchen einerseits und mit Fischen und Katzen im zweiten Gemälde handelt es sich um Darstellungen der Gaben des Meeres und der Erde (Lot 1081, 95/100.000).

Dem in Flandern geborenen und wohl in Brügge ausgebildeten Maler Juan de Flandes wird die vorliegende Madonna mit Kind zugeschrieben. Seit 1496 ist er bis zu seinem Tod in Spanien als Hofmaler der Königin Isabella von Kastilien nachweisbar. In den Werken dieses großen Meisters, die sich heute mit nur wenigen Ausnahmen allesamt in Museumsbesitz befinden, ist eine eigenwillige stilistische Mischung zu beobachten, in der die flandrischen Wurzeln ebenso ins Auge fallen wie ein südländischer Charakter. Beides trifft auch für diese Tafel zu und erklärt die Zuschreibung (Lot 1005, 120/140.000). Aelbert Cuyp war ein meisterhafter Maler von Pferden. Seine Reiterporträts und Jagdbilder zeigen, dass der Künstler viel Mühe darauf verwendete, den dargestellten Pferden individuelle Züge zu verleihen (Lot 1065, 80/120.000). Jan van Goyen, einer der bedeutendsten holländischen Landschaftsmaler, hat häufig kleinere Gemälde im Rundformat gemalt. Das erste seiner überlieferten Rundbilder entstand 1621, das letzte 1641. Unser 1633 datiertes Werk stammt somit aus seiner mittleren, bereits gereiften Periode (Lot 1036, 80/100.000). Jean Baptiste Oudrys Darstellung eines Kampfs zwischen einem Jagdhund und einem Vogel liegt bei 80/100.000 (Lot 1116).

Zahlreich sind die offerierten Werke mit Taxen zwischen 50.000 und 90.000. Ein Niederrhei-nischer Meister um 1490/1500 zeigt eine Passion Christi (Lot 1004, 70/80.000), Michele Tosini, gen. Michele di Ridolfo del Ghirlandaio, Venus und Cupido (Lot 1011, 50/60.000) und Leonardo dal Ponte, gen. Leandro Bassano eine Szene aus der Orpheus-Mythologie (Lot 1015, 40/60.000). Von Marcantonio Bassetti kommt ein Hl. Augustinus (Lot 1019, 80/90.000)

von Joos de Momper eine Gebirgslandschaft (Lot 1023, 40/60.000) und von Aert van der Neer eine Flusslandschaft (Lot 1017, 45/60.000). Daniel Seghersund Simon de Vos sind mit einer Blumengirlande um ein Medaillon vertreten (Lot 1053, 70/90.000),  David Teniers d. J. mit einem fröhlichen Trinker (Lot 1061, 60/70.000) und mit einer Allegorie des Herbstes (Lot 1060, 45/50.000). Von Philips Wouwerman stammen Rastende Bauern vor einem Wirtshaus (Lot 1080, 50/60.000), von Cornelis de Heem ein Früchtestillleben (Lot 1092 50/60.000), von Jacobus Balthasar Peeters zwei Ansichten von Kircheninnenräumen (Lot 1113, 70/90.000) und von Matthijs Naiveu eine elegante Gesellschaft in einem Interieur (Lot 1115, 60/80.000).

SKULPTUREN

Traditioneller Schwerpunkt der Skulpturen sind Arbeiten der Gotik aus dem deutschsprachigen Raum und aus Flandern. Hervorzuheben sind eine Anfang des 16. Jh. in Brügge geschaffene Thronende Muttergottes aus Holz (Lot 1215, 30/40.000), ein ebenfalls geschnitzter Hl. Laurentius von Henrick van Holt aus der ersten Hälfte des 16. Jh. (Lot 1225, 30/40.000) und eine wohl norddeutsche Madonna mit Kind als Lüsterweibchen aus der ersten Hälfte des 15. Jh. (Lot 1186, 25/30.000). Die ebenfalls offerierten kleinplastischen Arbeiten sind meist in Elfenbein oder Bronze ausgeführt worden.

19. JAHRHUNDERT

Die Offerte dieser Sektion wird von drei Gemälden Ludwig Richters, Friedrich Nerlys und Jean Baptiste Camille Corots dominiert. Das wiederaufgefundene Gemälde von Ludwig Richter mit Blick von Bajae auf Capri galt lange als verschollen. Bei der 1830 entstandenen Leinwand handelt es sich um eine kleinere Variante eines Gemäldes von Richter in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Lot 1514, 240/260.000). Aus einer italienischen Sammlung stammt eine prachtvolle Ansicht des Canale Grande im Winter von Friedrich Nerly. Mit diesem vergleichsweise späten Gemälde zeigt Nerly einmal mehr seine große Begabung, mit der er das magische Bild Venedigs noch nach dem Sturz der einst machtvollen Serenissima und am Vorabend der Gründung Italiens eindrucksvoll auf die Leinwand bannen konnte (Lot 1536, 180/220.000). Ein weiterer Höhepunkt ist ein Landschaftsgemälde von Jean Baptiste Camille Corot. Das Gemälde gehört zu jenen späten Landschaftsbildern Corots, in denen sich die Wirklichkeit der realen Landschaft in eine Landschaftsvision zu verwandeln scheint. Stilistisch ist das Bild in Zusammenhang mit den in Mortefontaine bei Senlis entstandenen Werken zu bringen, wo es möglicherweise gemalt wurde. Das Gemälde wird in den Ergänzungsband zum Verzeichnis der Werke Corots aufgenommen werden (Lot 1539, 150/180.000).

Carl Spitzweg ist mit einer romantischen Landschaft für 80/100.000 vertreten. Zweifellos gebührt dieser fast quadratischen und perfekt ausbalancierten Komposition, die durch ihre Fernsicht in der zentralen Bildachse besticht, unter den frühen Werken des Künstlers eine herausragende Stellung. (Lot 1534, 80/100.000). Aus dem Besitz der Nachfahren von Franz Xaver Winterhalter stammt eine Ölskizze des Lieblingsmalers von Queen Viktoria. Es handelt sich um ein in Öl über Bleistift ausgeführtes Porträt einer jungen Italienerin mit großen dunklen Augen (Lot 1515, 60/70.000). Von Johan Christian Clausen Dahl kommt eine Darstellung des Hirschparks ‚Dyrehaven‘ bei Kopenhagen (Lot 1535, 50/60.000).

Vervollständigt wird die Offerte mit Gemälden von Andreas Achenbach (Lot 1537, 40/45.000), Adolf Schreyer (zwei Orientszenen, Lots 1543/1544, 30/50.000) und von einem der auf zahlreichen Ausstellungen präsentierten Hauptwerke von Carl Jutz d. Ä. Das Hühner, Pfau und Windhund zeigende Bild mit Shakespeare-Titel (“Viel Lärm um Nichts“) zählt mit 147 x 189 cm auch zu den größten Bildern des Künstlers (Lot 1551, 50/60.000). Alexander Koester ist mit einer seiner charakteristischen Darstellungen von Enten in einem Teich vertreten (Lot 1570, 35/40.000).