Reißender Absatz für Juwelen, Spitzenpreis für Roentgen
In einer außergewöhnlich erfolgreichen Kunstgewerbe-Auktion mit hohen Absatzquoten – wobei Lempertz auch ein paar hervorragende Privatsammlungen offerierte – glänzten vor allem der Schmuck und das Porzellan. Spitzenstück der Auktion wurde ein bedeutendes Zylinderbüro von David Roentgen. Das in Neuwied um 1790 aus Mahagoni auf Birke und Eiche gearbeitete elegante Möbel wurde für 198.000 übernommen (Lot 1074, 140/160.000). Höhepunkt des Silbers wurde eine herausragende, 1728 von Johann II Pepfenhauser in Augsburg gearbeitete Abendmahlskanne aus dem Hause Nassau-Saarbrücken, die Gräfin Luise Sophie 1728 stiftete (Lot 1038, 58/65.000).
Die Schmuck-Auktionmit 299 wiederum in einem eigenen Katalog präsentierten Positionen war mit glänzenden Einzelergebnissen, enormen Steigerungen und einem fulminanten Resultat die mit großem Abstand beste Juwelen-Versteigerung nicht nur von Lempertz, sondern in Köln überhaupt. Ende Juli wird traditionell noch der 2. Teil der Juwelen und Uhren in Monaco versteigert. Neben römischen Steinschnitten, historischem Stücken und Künstlerschmuck waren besonders Juwelen der Belle Époque, des Art Déco und moderner Schmuck gesucht. Sehr begehrt war auch eine historische Schmucksammlung aus Österreich mit 21 Objekten, deren Schwerpunkt Renaissance- und Barock-Juwelen bildeten, darunter ein sehr seltener „Gimmel“-Ring vom Anfang des 17. Jh., der von 6/8.000 bis auf 31.000 emporschnellte (Lot 30).
Die Höhepunkteder breiten Offerte an altem Schmuck bildeten diamantbesetzte Juwelen der Belle Epoque & des Art Déco. Heiß umkämpftes Spitzenstück wurde mit 85.600 Euro, die englischer Handel einsetzen musste, ein streng geometrisches Art Déco-Armband mit Diamanten im Originaletui von Boucheron (Lot 106, 20/25.000). Deutscher Handel musste mit 64.500 mehr als das Dreifache der Taxe für ein Pariser Art Déco-Armband mit Diamanten und einer Blütenranke aus formgeschnittenen Farbsteinen bewilligen (Lot 107, 15./20.000). Bis auf 31.000 wurde ein seltenes römisches Mikromosaik-Armband aus der Mitte des 19. Jh. hochgetrieben (Lot 49, 6/8.000). Bei der großen Offerte an modernem Schmuck war eine Brosche des Münchner Goldschmieds Hemmerle mit einem seltenen Harlekin-Opal, der durch Größe und reiche Farbpalette bestach, besonders erfolgreich. Ein deutscher Bieter konnte erst bei 41.000 den Sieg davontragen (Lot 149, 20/25.000).
Bei Porzellan und Keramik waren die Objekte der zwei großen Privatsammlungen sehr begehrt, darunter die bedeutende Fayencesammlung Dr. Erwin Lukas mit 140 Positionen und Schwerpunkt auf frühem Delfter und Hanauer sowie seltenen Formstücke deutscher Manufakturen. Die Porzellan-Offerte eines pfälzischen Sammlers umfasste 65 Positionen, Frankenthaler und Meißener Figuren und Gruppen. Den steilsten Anstieg verzeichneten zwei Gruppen mit Triumph der Luna und Triumph des Phoebus Apollo, die von 5/6.000 bis auf 18.600 getrieben wurden (Lot 552).
Außergewöhnlich gesucht waren auch mittelalterliche Rüstungen und Waffen – starke Preisanstiege waren das Resultat. So wurde etwa ein Renaissance Falkonett mit einer Länge von 136 cm von 6/8.000 von einem englischen Bieter bis auf 22.300 getrieben (Lot 1003). Deutliche Steigerungen verzeichneten mit 22.300 auch das Fragment einer in Flandern entstandenen gotischen Tapisserie aus der ersten Hälfte des 16. Jh. (Lot 810, 15.000) und mit 21.000 ein kleines spätgotisches Medaillon aus Limoges vom Ende des 14. / Anfang des 15. Jh. (Lot 1001, 4/6.000).