Starkes 19. Jahrhundert

Die bemerkenswert qualitätsvolle Offerte mit Alten Meistern und Künstlern des 19. Jahrhunderts war von Niederländern und Flamen geprägt. Besonders stark war das Angebot mit insbesondere deutschen Werken des 19. Jahrhunderts. Zu den Höhepunkten der Auktion zählten mit 422.000 ein erheblich über die Taxe gehobenes Gemälde Joos van Cleves und im 19. Jahrhundert ein Gemälde Barend Cornelis Koekkoeks (155.000).

Die Frühjahrsauktionen mit Kunstgewerbe- und Alter Kunst erzielten insgesamt das sehr erfreuliche Ergebnis von 7,5 Mio. Euro.

 

Jacob Philipp Hackerts Landschaft mit sizilianischen Tempeln entstand 1779. Im April des Jahres 1777 brach der Künstler von Rom nach Süditalien, nach Paestum, Sizilien, auch nach Agrigent, Syrakus, Segesta und Selinunt auf. Zwei Jahre später malte er das vorliegende Gemälde, das antike Monumente Siziliens in einer weiten Landschaft zeigt. Das Bild besticht ebenso dank seiner malerischen Qualität, die den Künstler auf der Höhe seines Schaffens zeigt, wie auch durch seinen außergewöhnlich guten Erhaltungszustand. Bei 124.000 ging das Gemälde  in neue Hände über (Lot 1125, 120/160.000).

Ein Früchtestillleben von Jan Mortel wurde von einem russischen Sammler von 60/80.000 bis auf 111.600 gesteigert (Lot 1110,). In deutsche Hände ging für 105.500 die Tronie einer älteren Frau des Monogrammisten I.S. (Lot 1056, 60/80.000). Der russische Bieter war auch mit 87.000 bei Roelant Saverys Gebirgslandschaft mit Storch und Hirschen bei einem Wasserfall erfolgreich und hob damit das Gemälde weit über die Taxe von 30/40.000 (Lot 1030). Auf je 52.000 kamen das Bildnis einer Dame von Adriaen Thomasz Key (Lot 1019, 50/60.000) und das Bildnis der Margarete von Frankreich, Herzogin von Savoyen von François Clouet (Lot 1015, 30/40.000). 49.600 lautete das Resultat für eine Landschaft mit Taufe des Mohren-kämmerers von David Vinckboons (Lot 1031, 40/60.000).

19. JH.

Starkes Interesse entfachte Barend Cornelis Koekkoeks Waldrand mit Kuhtränke aus dem Jahr 1855. Erst mit dem Einsatz von 155.000 vermochte sich englischer Handel dieses bemerkenswerte Gemälde zu sichern (Lot 1540, 40/50.000). Als Carl Spitzwegs Gestörte Kontemplation aufgerufen wurde, begann ein hartnäckiges Bietgefecht um das humorvolle Bild. Ein deutscher Sammler konnte erst mit dem Einsatz von 99.000 den Sieg davontragen – fast das Vierfache der oberen Taxe (Lot 1519, 20/25.000). Ludwig Lange führte den Betrachter nach Athen zum Tor der Athena Archegetis und zur römischen Agora. Das sehr dekorative Gemälde mit dem selten dargestellten Motiv wurde von 28/35.000 ebenfalls bis auf 99.000 emporgesteigert (Lot 1523).

Ein weiteres bemerkenswertes Gemälde kam von Oswald Achenbachs, dessen Bilder aus Süditalien von einem farbenträumenden, heiteren und milden Idealismus geprägt sind. Das malerische Leben in Neapel im Schatten des Vesuvs, die Lage in der weiten Bucht sowie das Blau des Meeres und des Himmels mussten Achenbach wie die Erfüllung eines italienischen Traumes erscheinen. Ein motivtrunkener Blick hinab auf die Küste von Neapel eröffnet sich dem Betrachter des vorliegenden großformatigen Gemäldes; ein deutscher Sammler übernahm das Bild für 87.000 (Lot 1563, 80/100.000).

Bei 74.400 konnte ein niederländischer Sammler zwölf kleine Ansichten Pompejis von Frans Vervloet aus den Jahren 1824–1825 übernehmen. Bemerkenswert waren die noch originale Montierung in der vom Künstler vorgegebenen Anordnung wie auch der Umstand, die Entstehung und den Auftraggeber zu kennen (Lot 1508, 65/75.000). Wilhelm von Schadow, einer der wichtigsten Vertreter der Nazarener-Bewegung, war mit einem Gemälde der Parabeln vom verlorenen Schaf und verlorenem Sohn präsent. Ein amerikanischer Sammler übernahm das Bild bei 49.600 (Lot 1513, 45/50.000).

Mit zwei seiner unverwechselbaren Gemälde war Carl Georg Adolph Hasenpflug vertreten: Sein Bildmotiv der Klosterruine ist in besonderer Weise dem romantischen Zeitgeist verpflichtet und sind eindrückliche Sinnbilder deutscher Melancholie und Sehnsucht. Klosterruine im Winter mit Blick auf Heisterbach aus dem Jahr 1842 stieg von 20/22.000 bis auf 40.000 (Lot 1525) und die vier Jahre später entstandene Klosterruine im Winter mit Blick auf Walkenried konnte erst bei 44.600 in neue Hände übergehen (Lot 1526, 22/25.000). Beachtlichen Erfolg vermochte ein Gemälde von Heinrich Bürkelzu feiern. Um das Italienische Landschaftsmotiv in den Bergen kämpften allein neun Telefone. Ein deutscher Sammler musste 52.000 einsetzen, um den Sieg davonzutragen – die Taxe hatte bei 4/5.000 gelegen (Lot 1528). Eine deutliche Steigerung erfuhr auch Andreas Achenbach mit Segelschiffe am Strand aus dem Jahr 1851: Das Bild wurde von 20/25.000 bis auf 69.5000 emporgesteigert (Lot 1537). Einen deutlichen Sprung nach oben vollzog auch ein dekoratives Stillleben von Johann Wilhelm Preyer, das erst bei 73.200 übernommen werden konnte (Lot 1547, 30/40.000).

Unter den Zeichnungen des 19. Jh. ragte eine kleine Arbeit von Caspar David Friedrich heraus. Das 9,5 x 16,6 cm messende Blatt, eine mit grauer Feder, aquarellierte bildmäßig ausgearbeitete Landschaft mit Wehr, ist nach über 90 Jahren wiederaufgetaucht und ging nun für 43.400 an einen deutschen Sammler (Lot 1505, 40/50.000).