Moderne Kunst - Internationaler Rekord für Otto Ritschl

Die sehr erfolgreich verlaufenen Auktionen mit Moderner und Zeitgenössischer Kunst spielten bei einer hohen Zuschlagsquote insgesamt 9,5 Mio. Euro ein. Bei der Moderne vollführte Otto Ritschl mit einem sehr eindrücklichen Gemälde einen großen Sprung, das von € 30/40.000 bis auf 119.000 stieg. Ein weiterer Höhepunkt dieser zweitägigen Auktion war Emil Nolde mit seinem dramatischen Aquarell „Tosendes Meer“ für € 275.000 und mit einem delikaten Blumenaquarell, das € 225.000 einspielte. Ein Gemälde von Alexej von Jawlensky kam auf € 125.000. Eine figürliche Komposition von Leonor Fini erreichte € 138.000, während ein Landschaftsgemälde von Mela Muter auf € 100.000 kam. Bei € 94.000 wurde eine Montmartre-Ansicht von Maurice Utrillo übernommen und für € 91.000 eine aquarellierte Tuschezeichnung von Alfred Kubin. Eine kleine Sammlung mit sieben Werken von T. Lux Feininger spielte insgesamt € 101.000 ein.

Die Farb- und Formgewalt von Emil Noldes Aquarell „Tosendes Meer“ erinnert daran, welchen künstlerisch hohen Stellenwert die Meeresbilder in seinem Oeuvre einnehmen. Die Werke entstehen – rauschhaft und wie in Extase gemalt – z.T. hintereinander in großen gemalten Folgen, insbesondere 1930 anlässlich des Aufenthaltes auf Sylt. Das beeindruckende Blatt aus dem Besitz der zweiten Ehefrau des Künstlers, Jolanthe Nolde, stieg nach einem heftigen Bietgefecht von € 100/130.000 auf € 275.000, die ein süddeutscher Sammler einsetzen musste (Lot 168, € 100/130.000).

Ein weiteres, typisches, dekoratives Nolde-Aquarell mit Tulpen und Amaryllis war ebenfalls sehr begehrt und wurde von einem Schweizer Sammler bis auf € 225.000 gesteigert (Lot 169, € 90/120.000).

Eines der klassischen, um 1918 entstandenen Gemälde „Variation: Purpurgold (Herbst)“ von Alexej von Jawlensky mit zahlreichen Literaturerwähnungen und Ausstellungen befand sich einst im Besitz von Galka Scheyer in Hollywood. Nun hat es ein rheinischer Sammler für
€ 125.000 übernommen (Lot 207, € 120.000).

Leonor Finis großformatige Leinwand „Les Adelphes“ aus dem Jahr 1968 wechselte für
€ 138.000 in eine deutsche Sammlung (Lot 116, € 80/100.000), während Maurice Utrillos‘ Gemälde „Moulin de la Galette à Montmartre“ von 1936 mit € 94.000 in eine rheinische Privatsammlung wanderte (Lot 196, € 80.000). Mela Muters 1923 auf Leinwand gemalte „Stadt in der Provence“ ist für € 100.000 von einer polnischen Sammlung übernommen worden (€ 80/100.000).

„Explosion“, eine 1926 in bester Bauhauszeit gemalte Leinwand Xanti Schawinskis, stieg mit € 81.000, die ein norddeutscher Sammler bewilligte, deutlich über die Taxe. Mitte der 1920er Jahre tritt Schawinsky in Oskar Schlemmers Theaterklasse am Weimarer Bauhaus ein; sein erstes Stück „Circus“ wird 1925 aufgeführt. Im Jahr unseres Gemäldes, 1926, entstehen verwandte Werke mit abstrahierten, stark farbigen Architekturformen. Schawinsky ist fester und aktiver Teil der ‚Bauhaus-Bande' und u.a. mit Walter Gropius, Herbert Bayer und Josef Albers befreundet. Dass die vorliegende „Explosion“ in der wichtigen Ausstellung „50 Jahre Bauhaus“ 1968 in Stuttgart ausgestellt worden ist, verweist auf die Bedeutung des Gemäldes (Lot 100, € 35/45.000).

Das Glasfenster „Lesende“ von Adolf Hölzel aus Jahr 1926 wurde von einem deutschen Museum für € 90.000 übernommen (Lot 190, € 40/60.000). Um 1922 entstand „Aschermittwoch“, ein aquarellierte Tuschfederzeichnung von Alfred Kubin, für die ein süddeutscher Sammler € 91.000 einsetzen musste (Lot 118, € 50/70.000). Die 1949 entstandenen beiden Entwürfe „Design for Mural „SS Constitution“ und verso: „Segelschiffe und Kreuzer“ von Lyonel Feininger gingen für € 81.000 in eine weitere norddeutsche Sammlung (Lot 166, € 50/60.000). Mit € 85.000 wurde „Nature morte“, eine Leinwand Jean Léon Fautriers aus dem Jahr 1929/30, von westdeutschem Handel deutlich über die Taxe gehoben (Lot 171, € 30/50.000).

Überragende Preise erzielte die komplett zum doppelten bis dreifachen Schätzpreis abgesetzte Picasso-Keramik.

Bei Franz Wilhelm Seiwerts um 1924/25 entstandenem Gemälde „Drei Arbeiterköpfe“ hat es einen Vorbehaltszuschlag von € 102.000 gegeben; zur Zeit werden noch sehr erfolgver-sprechende Nachverhandlungen geführt (Lot 200).
 

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Edgar Abs
Presse – und Öffentlichkeitsarbeit
Köln, 10. Dez. 2020