Sammlung Grohmann komplett abgesetzt

An der Spitze standen sechsstellige Ergebnisse von Alexander Archipenko (€ 223.000), Pierre-Auguste Renoir (€ 161.000), von Joan Miró (€ 161.000) und Georg Meistermann, der mit € 149.000 einen internationalen Rekord für eines seiner Werke verzeichnen konnte. Es folgten Fritz Winter mit € 112.000, Lesser Ury mit € 130.000 und € 112.000 sowie Erich Heckel mit seinem hochbedeutenden Holzschnitt „Männerbildnis“ von 1919 für € 105.000, die auch eine Plastik von Oskar Schlemmer einspielte ...

Groß war der Erfolg für die Sammlung Grohmann: Diese bedeutende Offerte verkaufte sich mit teils erheblichen Steigerungen ausnahmslos. Insgesamt 23 Werke von Pionieren der Abstraktion – hochkarätige Arbeiten der Avantgarde und der Nachkriegsmoderne – aus dem letzten Teil des Nachlasses des bedeutenden Kunst-historikers und Kritikers Will Grohmann. Darunter befanden sich Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Plastiken von Arp, Baumeister, Kandinsky, Klee, Miró, Winter, von Albers und Hartung – einige davon mit persönlichen Widmungen an Grohmann.

In der Auktion Zeitgenössische Kunst sind aus dieser Sammlung u.a. drei bemerkenswerte Bilder von Hans Hartung versteigert worden. Eines der Highlights der Grohmann-Offerte wurde Joan Mirós Papierarbeit "Femme et oiseaux dans la nuit“ aus dem Jahr 1967 mit persönlicher Widmung des Künstlers. Spanischer Handel musste sich allein gegen 15 Telefone durchsetzen und steigerte das Blatt bis auf € 161.000 deutlich nach oben (Lot 203, € 70/90.000). Die ebenfalls mit Widmung versehenen „Triebkräfte der Erde“, hat Fritz Winter 1944 in Öl auf Papier gemalt; sie gingen mit € 112.000 in eine deutsche Privatsammlung (Lot 200, € 80/120.000).

Alle vier offerierten Werke von Willi Baumeister haben reüssiert. Das höchste Resultat erzielte mit € 57.000 das 1950/51 in Öl und Sand auf Leinwand, auf Hartfaserplatte gemalte Bild „Taucher mit Spiegelung“ (Lot 204, € 30/40.000). Hans Arps 25,3 cm große Bronze „Petite figure appuyée dite l'égyptienne“ von 1938 wechselte für € 93.000 in eine deutsche Sammlung (Lot 202, € 80/100.000).

Erfolg auch für die Sammlung Gemmer, der wohl größten Privatsammlung von Werken des deutschen Spätimpressionisten Paul Baum mit annähernd 100 Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken, die in einem aufwendig gestalteten Katalog präsentiert wurden. Das Spitzenstück der Sammlung, „Junge Baumgruppe an Bachlauf“ aus dem Jahr 1905, wurde von € 50/60.000 bis auf € 87.000 emporgehoben (Lot 2). Ihm folgte mit € 68.000 die vier Jahre später gemalte „Frühlingslandschaft bei Hyères“ (Lot 7, € 55/60.000). Die Druckgraphik wurde en bloc von einem deutschen Sammler übernommen. Alexander Archipenkos wichtige moderne Bronzeplastik „Green Concave (Woman combing her hair)“ aus dem Jahr 1913 lag als Exemplar 2/6 vor. Ein englischer Sammler setzte sich mit € 223.000 gegen internationale Bieter durch (Lot 232, 150/180.000). Pierre-Auguste Renoir war mit „Gabrielle, nu assis de profil” vertreten. Die um 1910 gearbeitete Kohle-zeichnung wanderte mit einem Einsatz von € 161.000 in eine deutsche Sammlung (Lot 228, € 120/150.000).

Innerhalb der Pastellarbeiten von Lesser Ury sind es vornehmlich die atmosphärischen Darstellungen der Großstadt, ihrer Straßen und Cafés, die besonders beeindrucken. Sie zählen zweifellos zu den klassisch gewordenen Meisterwerken des späten deutschen Impressionismus. Seine Arbeiten wecken auf Auktionenstets viel Interesse. So auch das nun bei Lempertz offerierte, frühestens bzw. nach 1926 Pastell „Blick auf die Konditorei Moritz Dobrin in der Lennéstraße 1 im Tiergarten, Berlin“, das von einem deutschen Sammler gegen die starke Konkurrenz von € 50/70.000 bis auf € 130.000 gesteigert wurde (Lot 223). „Herbstliche Straßenszene bei Regen, Berlin“, ein weiteres Pastell von 1925–1930, wurde für € 112.000 ebenfalls von einem deutschen Sammler übernommen (Lot 222).

Georg Meistermanns WDR-Probe-Glasfenster aus dem Jahr 1952 löste ein hartnäckiges Bietgefecht aus. Deutscher Handel musste schließlich mit € 149.000 viel tiefer in die Tasche greifen als die Taxe von € 30.000 vermuten ließ: Internationaler Rekord für den Künstler. Das 113,8 x 101,3 cm messende Fenster war übrigens der originale Wettbewerbsentwurf des Künstlers (Lot 263). „Venezianische Gasse nach rechts“ von 1878, ein Frühwerk Max Liebermanns wechselte für € 52.000 in eine süddeutsche Privatsammlung (Lot 216, € 30/40.000). Mela Muters Leinwand „Landschaft mit Kiefern“ von 1915 aus dem Nachlass der Künstlerin ging für € 74.000 an einen polnische Sammler (Lot 231, € 60/80.000). Bei Oskar Schlemmers für € 105.000 übernommene „Ornamentale Plastik“ aus dem Jahr 1919 handelte es sich um ein 46 cm hohes Vollrelief aus Silber, das in einer von Tut Schlemmer veranlassten Auflage von zehn Ex. ab 1965 gegossen worden ist (Lot 255, € 80/120.000). Aus der gewohnt starken Offerte mit Blättern des Expressionismus ragte Erich Heckels sehr gesuchter Farbholzschnitt „Männerbildnis“ aus dem Jahr 1919 heraus. Starkes Interesse trieb die Graphik von € 40/60.000 bis auf € 105.000 (Lot 237).