Starker Auftritt von Kirchner und Grosz

Spitzenlos der Auktion wurde mit 1,58 Millionen Euro das farbintensive Bild eines Mädchens von Ernst Ludwig Kirchner. George Grosz kam mit Soirée, einem seiner bedeutendsten Blätter, auf 446.000. Sechsstellige Resultate erzielten auch Bilder von Erich Heckel (124.000) Marianne Werefkin und Emil Nolde (je 111.600) sowie Max Liebermann (155.000).

Spitzenlos wurde ein museales Gemälde Ernst Ludwig Kirchners aus dem für den Künstler sehr produktiven Jahr 1912 auf Fehmarn. Hier entstanden zahlreiche seiner besten und bedeutendsten Werke. Bei dem vorliegenden Mädchen in Südwester handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Kirchners Muse, Modell und Lebensgefährtin Erna Schilling. Das mehrfach ausgestellte expressionistische Gemälde in einem vom Künstler selbst gestalteten Rahmen stammte aus seinem Nachlass. Das beeindruckend farbenstarke Gemälde löste einiges Interesse aus und ging für 1,58 Mio. an einen Telefonbieter (Lot 210, 1,3/1,5 Mio.). Fünf Jahre später sind Kirchners Häuser im Schnee entstanden. Das vorliegende Bild aus dem Winter des Jahres 1917 ist wohl eines seiner ersten Gemälde in der Schweiz, die dem Künstler zur zweiten Heimat werden sollte. Die Leinwand wurde unter Vorbehalt zugeschlagen – die Nachverhandlungen sind aufgenommen worden (Lot 213, 500/600.000).

Weiterer Höhepunkt wurde mit 446.000 das tadellos und überaus farbfrisch erhaltene große Aquarell Soirée von George Grosz, das zu den bedeutendsten Blättern des Künstlers gehört. Noch im Jahr seiner Entstehung wurde die Arbeit in der kulturhistorisch und gesellschafts-politisch wichtigen Mappe "Ecce Homo" 1922/1923 publiziert (Lot 225, 250/350.000).

Max Liebermann reüssierte mit der in breitem und schnellem Pinselduktus 1905 gemalten Judengasse in Amsterdam. Im Lauf seiner alljährlichen Hollandaufenthalte malte Liebermann erstmals im Sommer dieses Jahres auf Anregung des Direktors der Amsterdamer Kunst-akademie im jüdischen Viertel. Besonders reizvoll schien dem Maler der Standpunkt an der Hauptstraße Jodenbreestraat in Höhe und mit Blick in den Uilenbergersteeg, den er für eine Reihe von Ansichten wählte. Für 155.000 ging das Bild nun in eine norddeutsche Sammlung (Lot 203, 150/170.000). Liebermanns Konzert in der Oper aus dem Jahr 1919 wurde unter Vorbehalt zugeschlagen. Auch hier laufen die Nachverhandlungen (Lot 216, 250/300.000).

111.600 bewilligte ein deutscher Sammler für Marianne von Werefkins 1908/1909 entstandenes Porträt Rosalia Leiß. Bei dem Bildnis handelte es sich nicht nur um ein beeindruckendes Porträt, sondern auch um eine typische und spannungsvolle Arbeit der russischen Gefährtin Alexej von Jawlenskys und Mitbegründerin der N.K.V.M., aus der später die Künstlergruppe Blauer Reiter hervorgehen sollte (Lot 208, 90/100.000). Erich Heckels Meerlandschaft (Ostende), eine Tempera von 1917, wurde von einem Schweizer Bieter von 60/80.000 bis auf 124.000 gehoben (Lot 209). Emil Nolde hatte mit seinem Aquarell Roter Mohn (Mohnblumen, Iris und Sonnenhut) einen österreichischen Bieter begeistern können, der das Stillleben für 111.600 übernahm (Lot 218, 80/100.000).

Serge Poliakoff kam mit seiner Composition rouge orange gris bleu aus dem Jahr 1952 auf 87.000, die ein deutscher Sammler einsetzte (Lot 231, 60/80.000). Für 68.000 ging Wilhelm Morgners Allee aus dem Jahr 1910 an einen privaten Sammler (Lot 207, 55/65.000). Großer Erfolg für ein Bild von Wladimir Baranoff-Rossiné. Seine um 1905 gemalten Barques entfachten ein heftiges Bietgefecht, das die Arbeit von 4.000 bis auf 23.600 katapultierte (Lot 237). Einen steilen Anstieg erlebte auch Paul Adolf Seehaus Herbstfeuer von 1917: Die Mischtechnik konnte erst bei 37.000 übernommen werden (Lot 363, 6/8.000). 35.000 lautete das Ergebnis für Walter Opheys Dorf im Wald aus der Zeit um 1925 (Lot 335, 28/32.000). Steigerungen gab es auch für Arbeiten von Erich Fritz Reuter (Lot 355, 27.200), Franz von Stucks Amazone (Lot 375, 27.300), Hermann Stenner (Lots 377/378, bis 30.000) und von Eberhard Viegener, dessen Dorfstraße von 1925 auf 27.300 sprang (Lot 382, 12/15.000).

Picassos Buste au corsage à carreaux, eine Original-Lithographie aus dem Jahr 1957 wurde von 25/30.000 bis auf 40.000 gesteigert (Lot 228, 25/30.000); sehr gesucht waren im übrigen auch seine Keramiken. Eine 1958 entstandene unbetitelte Gouache von Hans Arp wurde bei 37.000 übernommen (Lot 230, 30/35.000). 30.000 erzielte Otto Dix mit der Kreidezeichnung Badende Soldaten von 1917 (Lot 212, 25/30.000).

Eines der Spitzenlose der Skulpturen wurde mit 59.500 die 1940/1941 entstandene Skulptur Jugend von Fritz Klimsch. Die auf 35/40.000 geschätzte 158,5 cm große Bronze ging an einen deutschen Sammler (Lot 308). Ernst Barlach kam mit seiner Bronze Der Einsame von 1911 auf 37.000 (Lot 206, 35.000). 42.000 lautete das Resultat für Georg KolbeBronze Kauernde von 1917 (Lot 211, 35/40.000); Renée Sintenis reussierte mit der 18 cm großen Kleinen Mädchen von 1926 (217, 22/25.000). Chéri Bibi, eine Skulptur von Max Ernst, sprang von 10/12.000 bis auf 32.200 (Lot 275), während eine Mataré-Kuh mit 30.000 ihre obere Taxe verdoppelte (Lot 328). Noch stärker aber fiel mit 30.000 der Sprung für Richard Martin Werners Kniende mit ausgebreiteten Armen aus (Lot 383, 8/12.000).