Fragen an Beate Passow

"Die Fotografie ermöglicht mir dokumentarische, als auch inszenierte Fotos zu realisieren. Gleichzeitig entstehen in letzter Zeit Strickarbeiten mit häufig politischem Hintergrund."

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Kunsthighlights 2017?

BP: Biennale in Venedig, Art Basel, Skulptur Projekt Münster, documenta.

Welcher Weg führte Sie zur Kunst? Gab es dabei für Sie ein besonderes Kunst-Schlüsselerlebnis?

BP: Documenta in Kassel 1972 sowie die Francis Bacon Ausstellung in Düsseldorf 1972.

Gab es darüber hinaus Leitfiguren, Vorbilder oder Idole, die einen Einfluss auf Ihre künstlerische Entwicklung hatten?

BP: Künstler wie Mark Rothko und Paul Thek.

Was reizt Sie an der von Ihnen gewählten Technik und welche Vorteile bietet Sie Ihnen?

BP: Die Fotografie ermöglicht mir dokumentarische, als auch inszenierte Fotos zu realisieren. Gleichzeitig entstehen in letzter Zeit Strickarbeiten mit häufig politischem Hintergrund.

Beschreiben Sie uns wie ein typischer Arbeitstag aussieht?

BP: Mein typischer Arbeitsalltag findet im Atelier am Computer statt. Da recherchiere ich für neue Arbeiten, um sie dann in verschiedenen Techniken auszuführen.

Woran arbeiten Sie im Augenblick?

BP: Da ich eine Ausstellung im November in dem Textilmuseum in Augsburg habe, beschäftige ich mich mit großen Webarbeiten. Drei habe ich bereits konzipiert, es sollen fünf große Webbilder werden, die als Themenklammer Europa beinhalten.

Was erhoffen Sie sich für Ihre Zukunft? Gibt es Projekte oder Kooperationen, die Sie gerne realisieren möchten?

BP: Verschiedene Ausstellungsbeteiligungen habe ich vor. U.a. eine Ausstellung im Textilmuseum in Augsburg mit neuen Webarbeiten (5 Tapisserien).

Sammeln Sie selber Kunst? Können Sie sich an das erste Kunstwerk erinnern, welches Sie erworben haben?

BP: Ich liebe Zeichnungen, mehrmals habe ich Zeichnungen bei den Jahresgaben verschiedener Kunstvereine gekauft. Ansonsten tausche ich.

Was würden Sie gerne jungen Kunstinteressierten und Sammlern mit auf den Weg geben?

BP: Mutig sein, auf den eigenen Geschmack setzen. Viel anschauen - das ist die beste Schulung.

Was sind Ihre Intentionen? Wie gehen Sie vor, wenn Sie mit einem Werk beginnen?

BP: Am Anfang steht die Recherche, z.B. bei der Serie der LOTUSLILIEN, die Großfotos zeigen die letzte Generation von Chinesinnen mit eingebundenen Füßen. Die Arbeit ist im Jahr 2000 in China in Yunang entstanden. Die jüngste Dame mit den eingebundenen Füßen war zu dem Zeitpunkt 63 Jahre. Die 1000 jährige Tradition war im ganzen Land verbreitet, das 1. Verbot war 1910, es ließ sich aber nicht durchsetzen. Die Mütter konnten ihre Töchter besser verheiraten, wenn sie winzige Füße hatten. Erst als Mao, während der Kulturrevolution, die Frauen auf die Felder schickte, wurde das Verbot umgesetzt. Das Privileg nicht auf den Feldern arbeiten zu müssen, war durchbrochen. Ich habe mich drei Wochen in einem Dorf in Yuan aufgehalten, in meinem Hotel in TongHai, einer kleinen Kreisstadt, konnte ich bereits meine E-Mails abrufen, drei Kilometer weiter war das Dorf mit den Frauen, alles Analphabetinnen, die das Wasser aus dem nahen Brunnen holten. Die Frauen waren ein Relikt aus dem alten China, was bald völlig verschwunden sein wird.