Fragen an Michael Heckert

"Es galt, die Vorbilder zu überwinden und dies gelang mir in überzeugender Weise." Interview mit dem Künstler Michael Heckert.

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Kunsthighlights 2017?

MH: Die documenta, obwohl ich mit dem Konzept und der Qualiät nicht einverstanden bin. Das neue Barberini Museum in Potsdam und die Ausstellungen darin.

Welcher Weg führte Sie zur Kunst? Gab es dabei für Sie ein besonderes Kunst-Schlüsselerlebnis?

MH: Das frühe Erkennen des eigenen Talents, ererbt durch den Vater, der aus einer alten Glasdynastie stammt (Heckert Glas, Petersdorf, Schlesien, Berlin) und den daraus drängenden Wunsch, dem Talent zu folgen und Künstler zu werden, gegen den Widerstand der Mutter. Das generelle Interesse an der Malerei.

Es galt, die Vorbilder zu überwinden und dies gelang mir in überzeugender Weise.

Gab es darüber hinaus Leitfiguren, Vorbilder oder Idole, die einen Einfluss auf Ihre künstlerische Entwicklung hatten?

MH: Während des Studiums entdeckte ich Willem de Kooning für mich als Leitfigur, der erheblichen Einfluß auf meine Malerei hatte sowie der amerikanische Abstrakte Expressionismus überhaupt. Später dann interessierten mich E. Munch, G. Baselitz, D. Krieg, P. Kirkeby. In meinen neuesten Arbeiten, in denen ich Malerei und Fotografie verbinde, war Arnulf Rainer ein Vorbild. Es galt, die Vorbilder zu überwinden und dies gelang mir in überzeugender Weise.

Was reizt Sie an der von Ihnen gewählten Technik und welche Vorteile bietet Sie Ihnen?

MH: Das Idol de Kooning war nicht nur ein Vorbild, was den Farbauftrag betraf, sondern auch seine Inhalte wie die "Women" Bilder. Mein Thema "das Weibliche in der Kunst" wurde durch de Kooning forciert und trug auch meine Vorstellung von Malerei und Inhalt. Die Abstraktion des Themas wurde irgendwann zu unscharf, obwohl meine abstrakte Malerei durchaus sinnlich ist. Da ich früher schon fotografierte, kam mir die Idee, beide Medien zu verbinden und die konkrete Figur über das Foto wieder hineinzuholen ins Bild, ihre Dynamik und Sinnlichkeit mit der Malerei zu überhöhen und auszureizen. Diese Erfindung kommt meinen Vorstellungen heute sehr nahe.

Da ich nur ein Thema habe, entfällt das Suchen nach Sujets.

Was sind Ihre Intentionen? Wie gehen Sie vor, wenn Sie mit einem Werk beginnen?

MH: Da ich nur ein Thema habe, entfällt das Suchen nach Sujets. Mein Interesse am Weiblichen beschränkt sich ja nicht nur auf die Kunst, sondern ist auch im Alltag vorhanden. Ich stehe diesem "Phänomen" immer wieder mit Erstaunen und Bewunderung gegenüber und finde immer wieder Impulse, es auszuweiten. Es besteht also eine fiebrige Latenz, zum Pinsel zu greifen und ein Werk zu beginnen. Dabei sind aber auch Dynamik, Kraft und Visionen entscheidend und müssen gegenwärtig sein, um sie ins Werk zu bringen. Im Idealfall sind sie es auch. Ich bearbeite ein geeignetes Foto am PC in der Weise, dass ich mir vorstelle, wie ich es später mit Farbe weiterführe. Meine Intention ist also ein ideales Bild des Weiblichen zu erschaffen, ein künstliches Paradies sozusagen, jenseits des alltäglich Unfertigen und Unzulänglichen der menschlichen Spezie.

Es besteht also eine fiebrige Latenz, zum Pinsel zu greifen und ein Werk zu beginnen.

Beschreiben Sie uns wie ein typischer Arbeitstag aussieht?

MH: Nachdem der Vormittag mich mit alltäglichen Dingen in Beschlag genommen hat, fange ich gewöhnlich am frühen Nachmittag an, mich vor das noch unfertige Bild vom Vortag zu setzen und durch Anschauung und Überlegung die nächsten Schritte zu überdenken. Dabei ist es wichtig, im Gegensatz zu früheren Arbeiten, auf denen ich mit Farbe üppigst umgehen konnte, diese sparsam und gezielt zu platzieren, da sonst zuviel vom Foto übermalt wird, was irreversibel ist. Ein Glas Weißwein ist immer dabei. Meistens arbeite ich nur zwei bis drei Stunden, da mir das Malen ziemlich viel Energie abzieht.

Woran arbeiten Sie im Augenblick?

MH: Üblicherweise ist auf einem Werk immer nur eine Figur. Aktuell überarbeite ich ein Foto, auf dem eine Sequenz einer sich überschlagenden Figur zu sehen ist. Es reizte mich, diese Sequenz mit malerischen Mitteln auszureizen.

Sammeln Sie selber Kunst? Können Sie sich an das erste Kunstwerk erinnern, welches Sie erworben haben?

MH: Ich selbst sammle keine Kunst.

Was würden Sie gerne jungen Kunstinteressierten und Sammlern mit auf den Weg geben?

MH: Sich dem allgemeinen Trend der Oberflächlichkeit, des "gemalten Designs", der Kunst als Renditeobjekt zu entziehen und sich auf Qualität zu besinnen.

lempertz:projects

Die Werke von Michael Heckert werden im Rahmen unserer Auktion lempertz:projects versteigert.

Unser Auktionsformat lempertz:projects findet in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal statt und verstärkt als Sonderauktion unser diesjähriges Auktionsangebot zeitgenössischer Kunst.