Paul Baum - Frühlingslandschaft bei Hyères - image-1

Lot 7 Dα

Paul Baum - Frühlingslandschaft bei Hyères

Auction 1148 - overview Cologne
30.11.2019, 10:30 - Modern Art Catalogue Paul Baum - Collection Gemmer
Estimate: 55.000 € - 65.000 €
Result: 68.200 € (incl. premium)

Paul Baum

Frühlingslandschaft bei Hyères
1909

Öl auf Leinwand 50,2 x 62,3 cm Gerahmt. Unten rechts signiert und datiert 'Paul Baum 1909'. Rückseitig auf dem Keilrahmen handschriftlich bezeichnet "Marburg". - In schöner farbfrischer Erhaltung.

Um das Jahr 1909 herum manifestiert sich eine stilistische Zäsur im Schaffen Paul Baums, er löst sich von seinem dezidiert pointillistischen Schema und findet einen freieren malerischen Ausdruck. Die zuvor streng einzeln gesetzten Farbtupfen, die seinen Werken die typisch leichte, flirrende Anmutung gaben, weichen einem strichförmigen, verdichteten Farbauftrag, der die Bildoberfläche gewissermaßen schließt und optisch beruhigt. In den folgenden Jahren, in denen der Maler in der Toskana, Rimini und San Gimignano arbeitet, mäßigt er zudem die Intensität seiner Farbpalette und meidet allzu starke farbliche Gegensätze.
In den 1909 im südfranzösischen Hyères entstandenen Arbeiten ist jedoch von einer Beschränkung des Kolorits noch wenig zu spüren, ihre Frische und Leuchtkraft rührt von starken komplementären Farbkontrasten (vgl. Hitzeroth F 213-218). Die überschwemmten oder von Wasserläufen durchzogenen gelben Wiesenflächen zeigen erste frühlingshaft grüne Nuancen, die noch weitgehend unbelaubten Bäume sind dagegen aus dunkelvioletten Tönen aufgebaut. Hellere Violett- und Rosatöne ziehen sich auch durch die verschatteten Partien der Vegetation, der Wolkenformationen und Wasseroberflächen. Carl Hitzeroth weist in seiner frühen Paul-Baum-Monographie den die Hyères-Bilder einen besonderen Stellenwert zu: „Sie geben auch einen so treffenden Ausdruck der eigenartigen Landschaft, dass zur großen Freude Baums gelegentlich ein Betrachter nach dem Bilde die Landschaft als Moorgegend bestimmte. Daß jener den Schluss aus den Bäumen zog, freute den Künstler besonders. Diese Bilder zeichnen sich durch die überzeugende Kraft, Ruhe und Sicherheit des Bildausschnittes und Aufbaus aus, der ein Zeichen für die sorgsame Motivwahl und Meisterschaft des Künstlers ist.“ (Carl Hitzeroth, Paul Baum. Der Maler und sein Werk, zit. nach der überarbeiteten Neuausgabe, in: Wolfram Hitzeroth, Paul Baum, op. cit., S. 390).
Paul Baum wählt hier das reizvolle Motiv eines knorrigen Baumsolitärs, den er bildbeherrschend zentral platziert. Die umliegenden Wiesenflächen und die Diagonalen von Wasserlauf und Wagenspuren, welche die Tiefenräumlichkeit betonen, lassen ebenso wie der niedrig angelegte Horizont eher an eine holländische als eine südfranzösische Landschaft denken. Der Künstler setzte das Motiv nahezu identisch auch in einer Rohrfederzeichnung um (vgl. Hitzeroth Qz 1, SW 81).

Catalogue Raisonné

Hitzeroth Q 1, F 213

Provenance

Privatsammlung Leverkusen

Literature

Carl Hitzeroth, Paul Baum. Ein deutscher Maler, 1859-1932, Dresden 1937, Abb. Nr. 55; Wolfram Hitzeroth, Paul Baum (1859-1932). Ein Leben als Landschaftsmaler, Marburg 1988, mit Farbabb. F 213, S. 267

Exhibitions

Dresden 1933 (Sächsicher Kunstverein zu Dresden), Paul Baum Gedächtnis-Ausstellung. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Kat. Nr. 21, Abb. Tafel 10; Kassel 1959 (Städtische Kunstsammlungen), Paul Baum, Kat. Nr. 69 mit Farbabb.; Weimar 1997 (Kunstsammlungen), Farben des Lichts. Paul Signac und der Beginn der Moderne von Matisse bis Mondrian (außer Katalog)