Bernhard Rode - Frederick the Great and the Millner of - image-1

Lot 524 Dα

Bernhard Rode - Frederick the Great and the Millner of

Auction 1169 - overview Berlin
24.04.2021, 11:00 - Prussian Sale
Estimate: 1.500 € - 2.000 €
Result: 2.000 € (incl. premium)

Bernhard Rode

Frederick the Great and the Millner of

Pencil on paper.. 25 x 35 cm.
Framed.

„l'état, c'est moi", dieser Kernsatz des barock-französischen Exportschlagers des Absolutismus, mit dem Louis IV zum Ausdruck brachte, dass er als König über dem Gesetz stehe, konnte sich auch im frankophilen Sanssouci nicht dauerhaft halten. So kam es im Zusammenhang mit der Errichtung des Lustschlosses der Legende nach am 2. August 1745 Jahre zu einer Auseinandersetzung zwischen Friedrich dem Großen, der seinen neuen Nachbarn Johann Wilhelm Ludewig Grävenitz, stolzer Besitzer der Bockwindmühle auf dem „Wüsten Berg", aufforderte: „Ich frage ihn, ob er die Mühle, welche mich mit Ihrem Geklapper Tag und Nacht stört, fortnehmen will oder nicht? - sonst werde ich Gewalt anwenden lassen!". Der Müller wiederum antwortet darauf, durchaus selbstbewusst: „Majestät! Verzeihen, die Mühle ist mir wert und laut Urkunde Erbstück meiner Vorfahren; auch ginge es wohl, wenn wir in Berlin kein Kammergericht hätten!". Die Begebenheit markiert pointiert und mit einer gewissen künstlerischen Freiheit den Wandel vom absolutistischen „Der Staat bin ich" des französischen Sonnenkönigs zur aufgeklärt-absolutistischen Maxime des preußischen Philosophenkönigs, dem „ersten Diener des Staates" und schrieb so Rechtsgeschichte, während Friedrich der Große sich vielleicht eher klagend gedacht haben wird: „Die ich rief, die Geister, / Werd ich nun nicht los.".
Der historisch dokumentierte, Jahrzehnte dauernde Rechtsstreit zwischen dem Müller und seinem königlichen Nachbarn, der zur Ausbildung der Legende führte, teilt sich mit dieser, trotz vertauschter Rollen, denselben wahren Kern, der Zugleich den Charme dieser Episode aus dem Leben Friedrichs II. ausmacht: Die Majestät muss sich als Privatmann wie ein Bürger behandeln lassen - und am Ende dem Untertan als Entschädigung für den durch die Baustelle seines Lustschlosses beeinträchtigten Mühlbetrieb eine neue Mühle finanzieren, denn nur darum ging es in der profanen Wirklichkeit.
Die Kreidezeichnung, wahrscheinlich der Entwurf zu einem anonymen Kupferstich von der Hand Christian Bernhard Rodes, fängt diese in der Legende reizvoll zugespitzte Wahrheit ein. Der bauernschlaue Müller steht seinem etwas ratlos dreinblickenden Herrscher selbstbewusst gegenüber und scheint diesem soeben mit seiner Schlagfertigkeit den Wind aus den Segeln genommen zu haben, während dieses Auftreten mit der Kleidung der Protagonisten und ihrer Entourage - höfisch-elegant einerseits, bäuerlich-ärmlich andererseits - kontrastiert.
Wir danken Herrn Dr. Helmut Börsch-Supan für die Identifizierung dieser Szene. Er ist der Meinung, dass die Komposition für den Stich, und somit auch unsere dazu seitenverkehrte Zeichnung, wahrscheinlich von Christian Bernhard Rode stammen.

Provenance

North German private collection.