Lot 164 Dα

Lyonel Feininger hat nach 1906 in einer wahren Aufbruchstimmung sein zeichnerisches und bildnerisches Inventar in der Landschaft des Thüringer Beckens, in dem die Ortschaften bis heute noch ihr dörfliches Gepräge bewahrt haben, entwickelt. Mit dem Fahrrad unterwegs, machte er auf seinen Fahrten über Land regelmäßig Studien auf handlichen kleinen Blättern, die er nur datierte und zu Hause abheftete, da sie mehr als Arbeitsmaterial gedacht waren denn als selbständige Kunstwerke. Dabei unterschied er sehr konsequent zwischen Naturnotizen und Studienblättern: "Ich halte nachgerade mehr von Notizen als von fertigen Studien, wenigstens für die Wiedergabe eines Eindrucks, den man später verarbeiten will. Die Studie gibt nie solche Anregung nachher [...] das Bild steckt in der Notiz [...] es ist notwendig das Gedächtnis zu üben [...] es ist eben nur durch Übung möglich. Du lernst dort Bilder augenblicklich erfassen woran ein anderer achtlos tausendmal vorüberginge [...]", schrieb er seiner späteren Frau Julia am 17. Januar 1906 (zitiert nach Michael Beck/Ute Eggeling (Hg.), Feininger. Arbeiten aus seiner Zeit in Weimar und Dessau", Leipzig 1994, S. 13). In unglaublich kurzer Zeit gelang es ihm dabei, eine große Sicherheit im Erfassen eines Motivs, seiner Anlage in der Bildfläche und der Stimmung zu erlangen, wie die vorliegende Zeichnung exemplarisch belegt.