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Lot 324 Dα

Ludwig Meidner - Skizzenbuch

Auction 822 - overview Köln
04.06.2002, 10:30 - Moderne Kunst 4. Juni 2002
Estimate: 6.000 € - 8.000 €
Result: 9.440 € (incl. premium)

12 Tuschfederzeichnungen auf festem chamoisfarbenen Papier 27,7 x 18,6 cm, die Leinenmappe 28 x 19,5 cm. Im Umschlagdeckel in Sütterlin mit Tuschfeder signiert und bezeichnet Ludwig Meidner z.Z. Crossen a/O. Landsturm-Depot- III/25 X.Abt. sowie einzelne Blätter signiert, monogrammiert, datiert und bezeichnet, im hinteren Umschlagdeckel mit dem Stempel "Nachlass LUDWIG MEIDNER Inv. Nr." und der handschriftlich hinzugefügten Nr. "V-2" versehen. - In den Randbereichen minimal gebräunt, jeweils an den Oberrändern mit kleinen Rostflecken von früherer Heftung. Die Bindung der Mappe ausgerissen, die Umschlagdeckel mit leichten Gebrauchsspuren.

Hatte Ludwig Meidner schon vor 1914 die Schrecken des Krieges in zahlreichen Gemälden, Zeichnungen und druckgraphischen Zyklen in expressiver Form thematisiert, wurde er selbst erst 1916 einberufen. Nach einer Grundausbildung als Infanterist in Crossen an der Oder, wurde er 1917 in das Lager Merzdorf bei Cottbus als Dolmetscher für französische Kriegsgefangene versetzt.
"Im Frühjahr 1917 ersteht Meidner drei Skizzenbücher, in die er zeichnend notiert, was alles sich in diesen harten Monaten in sein Gedächtnis einbrennen soll. Zwei dieser Zeichenhefte nennt er 'Psalmenbuch', darin sich Propheten und Zeloten unter Visagen von 'Landsern' und Caféhaus-Studien mengen. 'Ich war beglückt mit meinem Skizzenbuch und zeichnete die barttriefenden Gesellen, einen nach dem anderen. Sie hielten gerne still, und die erdhaftesten unter ihnen, alte bäuerische Landstürmer aus Ostpreußen, so schwerfällig, zottig und verdreckt wie das Vieh in ihren Ställen, lobten mich laut auf ihre Weise. [...] Ah, zeichnen, mitten im Elend des Krieges. Sich eingraben in die zerlöcherte Mondlandschaft einer männlichen Physiognomie. Man gewahrt bald den Grund einer Seele, und erschrickt vor so viel Bösem, Lasterhaftem und Gewalttätigem. [...]'" (Ludwig Meidner, Septemberschrei, zit. nach: Thomas Grochowiak, Ludwig Meidner, Recklinghausen 1966, S. 113)
Gegenüber den apokalyptischen Kriegsvisionen handelt es sich bei den vorliegenden Porträts, meist im Kopf- oder Brustformat, um die individuelle Charakterisierung von Soldaten seiner Einheit, in deren ernstem Ausdruck sich die Erlebnisse der vorausgegangenen Kriegsjahre spiegeln.