Gerhard Richter - Teyde-Landschaft, Skizze - image-1

Lot 388 Dα

Gerhard Richter - Teyde-Landschaft, Skizze

Auction 830 - overview Köln
02.12.2002, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Estimate: 250.000 €
Result: 342.200 € (incl. premium)

Öl auf Leinwand 60 x 80 cm, gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand mit schwarzem Filzschreiber signiert und datiert Richter 1971 sowie mit dem Titel (TEYDE) und der Werknummer Nr. 284/1 versehen.

Werkverzeichnis 284-1

Zur Werkgruppe der Teyde-Landschaften gehörend, die Richter in verschiedenen Fassungen 1971 und 1972 schuf. Das Motiv basiert auf einem Foto, das der Künstler 1969 auf Teneriffa aufgenommen hatte. Die scheinbar unendliche Grenzenlosigkeit des Raumes, sowohl in der seitlichen Ausdehnung als auch in der Erstreckung in die Tiefe, tritt dem Betrachter unvermittelt und ohne räumliche Orientierungshilfen im Vordergrund, als Stimmungslandschaft gegenüber.

"Die ersten [romantischen Landschaften] entstanden nach Farbaufnahmen, die Richter von einer Reise nach Korsika mitgebracht hatte, dem wie er sich erinnert, ersten "exotischen" Urlaub, den er sich leisten konnte. Es folgten Landschaften vom Vierwaldstätter See in der Schweiz, von dem Teyde auf Teneriffa oder auch aus der Eifel und der näheren Umgebung Düsseldorfs, wobei der jeweilige Ort nicht etwa in seiner Einmaligkeit festgehalten, sondern im Gegenteil nur als Schauplatz eines wie zufällig dort erschienenen Stimmungsbildes oder romantischen Motivs zitiert wurde." (Jürgen Harten, Der romantische Wille zur Abstraktion, in: Gerhard Richter, Bilder 1962-1985, Ausst.Kat. Städtische Kunsthalle Düsseldorf, Nationalgalerie Berlin u.a., Köln 1986, S. 38-39).
In einem Interview äußerte sich Richter zur Bedeutung der Fotografie für seine Arbeit: "Warum spielt gerade die Photographie in Ihrem Werk eine so wichtige Rolle?
Weil ich überrascht war vom Photo, das wir alle täglich so massenhaft benutzen. Ich konnte es plötzlich anders sehen, als Bild, das ohne all die konventionellen Kriterien, die ich vordem mit Kunst verband, mir eine andere Sicht vermittelte. Es hatte keinen Stil, keine Komposition, kein Urteil, es befreite mich vom persönlichen Erleben, es hatte erstmal gar nichts, war reines Bild. Deshalb wollte ich es haben, zeigen - nicht als Mittel für eine Malerei benutzen, sondern die Malerei als Mittel für das Photo verwenden. [...] Illusion als Augentäuschung gehört nicht zu meinen Mitteln, und die Bilder wirken auch nicht illusionistisch. Es geht mir ja nicht darum, ein Photo zu imitieren, ich will ein Photo machen. Und wenn ich mich darüber hinwegsetze, daß man unter Photographie ein Stück belichtetes Papier versteht, dann mache ich Photos mit anderen Mitteln, nicht Bilder, die was von einem Photo haben. Und so gesehen sind meine Bilder, die ohne Photovorlage entstanden (abstrakte usw.), auch Photos." (Gerhard Richter im Interview mit Rolf Schön 1972, abgedr. in: Gerhard Richter, Texte 1962-1993, David Britt (Hg.), Frankfurt/Leipzig 1993, S. 67-68).

Daß Richter diesem Bild eine besondere Bedeutung zumaß, belegt das von ihm in allen Details selbst gestaltete Ausstellungsplakat für seine Ausstellung "Arbeiten 1962-1971" im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in der Kunsthalle am Grabbeplatz in Düsseldorf 1971 für das er als Motiv die Skizze "Teyde-Landschaft" wählte (vgl. Butin 35).

Catalogue Raisonné

284-1

Provenance

Seit Anfang der 1970er Jahre in deutscher Privatsammlung

Literature

Venedig 1972 (36. Biennale di Venezia), Gerhard Richter, Essen 1972, Kat.Nr. 284/1

Exhibitions

Düsseldorf 1971 (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen), Gerhard Richter, Arbeiten 1962-1971;
Düsseldorf 1986 (Städtische Kunsthalle), Berlin (Nationalgalerie), Bern (Kunsthalle) und Wien (Museum moderner Kunst), Gerhard Richter Bilder Paintings 1962 – 1985, S. 128 mit Abb.