Lot 71 Rα

Sein künstlerisches Vorgehen schilderte Peter Brüning in einem Gespräch wie folgt: "Ich beginne mit aquarellhaften Untermalungen in noch nicht festgelegten Farben, die späteres Geschehen formal und farbig provozieren. Durch die 'Beschmutzung' der weißen Leinwand ist die Möglichkeit zu Figuration, zu Thema, zu Form festgelegt. Bevor diese Untermalung vollständig getrocknet ist, male ich weiter. Der erste Eingriff ist ein Vorwand für die Weiterarbeit, für den endgültigen Rhythmus, für die Raumbestimmung. Ich folge der Anregung zu Schrift, Gesten, Gebärden und Akzenten, indem ich teils den gegebenen Formanspielungen unmittelbar folge oder indem ich - entgegenarbeitend - diese zerstöre. Der Anfang ist mehr oder weniger bewußt unkontrolliert, zufällig, aber stimulierend, er weist mich auf Möglichkeiten hin. Ich male nicht 'Zeichen' auf einen Grund, der - selbst unwichtig - nur das Zeichen tragen soll; durch die Bearbeitung der starren Leinwandfläche ist Raum gegeben, der nicht festgelegt, nicht artikuliert ist, der sich aber nun bilden und entwickeln kann. Dann beginnt die künstlerische Aktion und die Berücksichtigung bildnerischer Disziplinen [...]. (Peter Brüning in: Dialog zwischen Peter Brüning und Manfred de la Motte, in: Dokumente zum deutschen Informel, Manfred de la Motte (Hg.), Galerie Hennemann, Bonn 1976, S. 94).