Lot 1113 Dα

Diese Reiter-Darstellung war bisher lediglich von einer Photographie bekannt, die sich im Archiv Wimmer ohne Größenangabe und Besitzvermerk, nur mit der Jahreszahl "1940" versehen, erhalten hat. Uta Kühl konnte in ihrem Werkverzeichnis lediglich diese Photographie abbilden. Eine publizierte Bleistiftzeichnung von 1954 zeigt einen "Reiter, angaloppierend", der als späte Erinnerung an die Reiter-Statuette von 1940 gelten kann (vgl. Günter Busch, Hans Wimmer: Zeichnungen, München 1982, Abb. 109).
Die kleine Bronzeplastik, ein vorzügliches Beispiel für die Sorgfalt, mit der der Künstler Details und Patinierung gearbeitet hat, weist Hans Wimmer als einen außergewöhnlichen Beobachter aus. Selbst ein hervorragender Reiter, war ihm der Bewegungsablauf von Pferden, deren Anatomie er zeichnerisch intensiv studiert hatte, bis in die letzten Details vertraut. Plastiken wie das "Gestürzte Pferd (Sich wälzendes Pferd)" von 1954 (Kuhl 199) konnte man von keinem anderen deutschen Bildhauer seiner Generation erwarten. Aber schon die vorliegende, früher entstandene Reiter-Statuette zeigt in der ruhigen, aber gespannten Dynamik der Bewegung und in der Wiedergabe der harmonischen Einheit von Reiter und Pferd eine vollendete Beherrschung der Balance plastischer Gewichte.
"In jedem Detail der Körperhaltung und Physiognomie, des Pferdes wie des Reiters, wird die emotionale Spannung des Moments deutlich. Eingefangen ist eine starke Dynamik, die aus der abrupten Änderung der Bewegungsabläufe resultiert. Ihr entspricht die skizzenhafte Modellierung mit ihrer malerisch-rauhen Oberfläche, die im Oeuvre Hans Wimmers eine seltene Ausnahme darstellt." (Uta Kuhl, Hans Wimmer. Das plastische Werk, Göttingen 1999, S. 286)