Alexej von Jawlensky - Apfelstilleben - image-1

Lot 793 Dα

Alexej von Jawlensky - Apfelstilleben

Auction 831 - overview Köln
04.12.2002, 10:30 - Moderne Kunst 4. Dez. 2002
Estimate: 40.000 € - 45.000 €
Result: 101.480 € (incl. premium)

Öl auf Karton 32,3/31,7 x 50,7 cm, unter Glas gerahmt. Unten links weinrot signiert A. Jawlensky. Rückseitig Fragment einer größeren Komposition (vermutlich nicht von Jawlensky)¶¶¶

Aus den noch der Malerei des späten 19. Jahrhunderts verpflichteten Anfänge Alexej Jawlenskys, da er bei Ilja Repin studierte und später in München dann als Meisterschüler von Anton Azbè in dessen Akademie arbeitete, haben sich zwar nur sehr wenige Zeugnisse erhalten, doch immerhin genug, um die entscheidende Wendung zu einer moderneren Kunst auch in seinem Werk eindrücklich zu belegen. Denn der Umzug nach Deutschland - und nach München mit seiner räumlichen Nähe zu Paris, das damals eine Hochburg der Künstler war - öffnete Jawlensky den Blick für die regen Aktivitäten, für das bahnbrechend Neue, das sich in bewußter Abkehr von der traditionellen Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts in vielen Ländern ereignete. Cézanne, van Gogh, Matisse und in ihrer Nachfolge dann die Fauves und Expressionisten jederlei Couleur brachen mit althergebrachten Traditionen, wie die Akademien sie lehrten, und vertrauten nur noch dem, was sie und ihre Mitstreiter sich selbst erarbeitet hatten. Zwar pflegte man noch die alten Motivkreise, machte sie aber insofern nur dieser neuen Kunst dienstbar, als sie lediglich den Anlaß für das Ereignis der reinen Malerei noch abgaben.¶¶¶
Jawlensky erlebte diesen Wandel als 35jähriger, also nicht mehr ganz jugendlich-unbekümmerter "genialer" Kopf. Und so finden sich in seinem mittleren Werk umfangreich Portraits, Landschaften und Stilleben, die alle dem Suchen nach einer neuen malerischen Kultur, nach einer Darstellungsmöglichkeit jenseits des reinen Realismus, nach Konzentration und Verinnerlichung gelten: Wie wenig konnte er ahnen, daß ihm diese Entwicklung gewissermaßen vorgegeben war, da ihn in der letzten Phase seines Lebens eine Krankheit, die schließlich zu völliger Lähmung führte, so sehr an der Arbeit hinderte, daß er nur noch einfachste Strichkompositionen mit Farbe füllen konnte, Farbe allerdings von solch einer Glut und religiösen Inbrunst, daß diese Bilder zu Ikonen des 20. Jahrunderts wurden.¶¶¶
Unschwer ist dem vorliegenden Stilleben mit Äpfeln in einer Schale und einem daneben liegenden einzelnen Apfel die Herkunft anzusehen: Cézanne und Matisse haben hier Pate gestanden. Besonders die dunkle Umrandung der Formen spricht für eine intensive Beschäftigung mit dem Werk Henri Matisses, den er 1905 in Paris kennengelernt hatte und der ganze Generationen junger deutscher Maler beeinflußte. Die Verwendung der Rückseite einer Pappe mit ihrer kleinteilig gemusterten Oberfläche, die der Struktur einer Leinwand nahekommt, könnte eine erste Erfahrung gewesen sein, die ihn später zur Verwendung von leichten Pappen mit Leinwandstruktur für seine Heiligengesichte, Köpfe und Meditationen führte.¶¶¶
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ALEXEJ VON JAWLENSKY¶¶
(Torschok bei Twer/Rußland 1864 - 1941 Wiesbaden)¶¶
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Apfelstilleben. Um 1932¶¶
Öl auf Karton 32,3/31,7 x 50,7 cm, unter Glas gerahmt. Unten links weinrot signiert A. Jawlensky. Rückseitig mit dem Fragment einer größeren Komposition (nicht von Jawlensky)¶¶
Mit einer Echtheits-Bestätigung von Dr. Bernd Fäthke, Wiesbaden vom ...¶¶
sowie mit einem technologischen Gutachten von Dr. Eberhard Jägers, Bornheim vom ...¶¶
Geschenk des Künstlers, seit den 30er Jahren im gleichen Familienbesitz¶¶
Das Gemälde "Apfelstilleben" gehört zu einer kleinen Gruppe von Stilleben, die Jawlensky in seiner Wahlheimat Wiesbaden, wohin er 1921 von Ascona aus der Schweiz gezogen war, malte.

Certificate

Mit einer schriftlichen Echtheits-Bestätigung von Dr. Bernd Fäthke, Wiesbaden¶¶

Provenance

Vom Künstler direkt erworben; weitdem Privatbesitz¶¶¶