Oswald Achenbach - DIE BUCHT VON NEAPEL IM MONDLICHT. - image-1

Lot 1354 Dα

Oswald Achenbach - DIE BUCHT VON NEAPEL IM MONDLICHT.

Auction 920 - overview Köln
17.05.2008, 00:00 - Alte Kunst
Estimate: 45.000 € - 50.000 €
Result: 48.000 € (incl. premium)

Oswald Achenbach

DIE BUCHT VON NEAPEL IM MONDLICHT.
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Die Bucht von Neapel, die einen scheinbar endlosen, sanften Bogen umschreibt und in der Ferne durch den in den Himmel ragenden Vesuv abgeschlossen wird, um dann den Blick auf die Weite des Mittelmeers freizugeben - keine andere Landschaft entsprach wohl mehr dem künstlerischen Ideal Oswald Achenbachs, keine andere Landschaft regte die Imagination eines italienbegeisterten Kunstpublikums im gründerzeitlichen Deutschland derart an wie jene Bucht in der Campagna, die bereits im 18. Jahrhundert Ziel und Höhepunkt einer jeden Italienreise war.
So hat Oswald Achenbach die Bucht von Neapel immer wieder gemalt, im klaren Licht am Morgen und in der glühenden Sonne des Mittags ebenso wie in der Nacht im fahlen Mondschein, wie es in unserem Bild der Fall ist. Die Komposition des Bildes mit dem Strandstück im Vordergrund, das in einem langen eliptischen Bogen im Hintergrund ausläuft, folgt einem von Oswald Achenbach immer wieder verwendeten Schema, das die Schönheit der Bucht am besten zur Geltung bringt.
Die nächtliche Szenerie bietet Achenbach die Möglichkeit, die gesamte Palette seiner koloristischen Könnerschaft darzubieten. Das kühle, blasse Licht des Mondes, das sich im Wasser spiegelt und eine reiche chromatische Skala von grün-bläulichen Grautönen im bewölkten Himmel erzeugt, bildet eine dunkle Folie für die hellen Ocker- und Gelbtöne des Feuers, die die Szenerie im Vordergrund in ein warmes Licht tauchen. Die Rückenfigur des Fischers, die das Feuer verdeckt und im Gegenlicht erscheint, steigert dabei die Intensität des warmen Bildlichtes im Vordergrund. Am stärksten kommt der Kontrast von Hell und Dunkel, von Warm und Kalt, von Grau-Blau und Gelb-Ocker dort zur Geltung, wo Achenbach kleine helle Farbtupfer setzt, so im linken Hintergrund die Stadtbeleuchtung etwa oder in der Bildmitte, wo ein Feuer auf einem Boot brennt.
Was George Oeder über die Bilder Oswald Achenbachs im Allgemeinen schrieb, gilt auch für unser Werk: "Wie lebendig und sprudelnd ist diese Technik, mit wie wenigem erzielt er die reichsten Effekte, sei es im grellsten Sonnenlicht, sei es in Abenddämmerung und Mondschein, wo, ohne deutlich zu sehen, die Phantasie des Beschauers alles mögliche tut und die Ideen des Künstlers weiter zu spinnen vermag. Es ist in diesen Bildern nicht nur ein Moment wiedergegeben, sondern man meint, im Bilde weiter mitleben zu können, vom Morgen zum Abend, vom Abend zum Morgen..." (zitiert nach: Mechthild Potthoff: Oswald Achenbach. Sein künstlerisches Wirken zur Hochzeit des Bürgertums. Studien zu Leben und Werk, Köln 1995, S. 131)