Lot 655 Dα

"Die Entwicklung von Gutfreunds kubistischem Schaffen im Sinne des synthetischen Kubismus wurde zwar durch Picasso und Braque inspiriert, ging jedoch von seinen eigenen Voraussetzungen und Entwicklungsmotiven aus, in denen er von der Bedrängnis zur Intuition, von der Negation zur Konstruktion voranschritt. Die dramatischen Zusammenhänge dieses Entwicklungsgangs reihen Gutfreunds Werk ein in die außerordentlichen Leistungen des mitteleuropäischen schöpferischen Denkens, das sich mit dem Erleben und mit den Folgen der Krise der traditionellen Erkenntnisformen auseinandersetzte. [...] Die Plastik des Cellospielers aus dem Jahre 1912 belegt eine nicht weniger interessante und hinsichtlich der Rekonstruktion der Objektvorstellung noch progressivere Alternative seines Schaffens. Er verarbeitete hier das Motiv der Flächen im Raum vor allem unter dem Gesichtspunkt der Bewegung, was diesem klassischen Sujet des Kubismus eine von der Malerei unerreichte Dynamik verleiht." (Tomás Vlcek, Otto Gutfreund, in: 1909 - 1925 Kubismus in Prag, Stuttgart 1991, S. 196 ff. mit Abb. S. 196).