August Macke - Abstrakte Komposition mit Frau - image-1

Lot 765 Dα

August Macke - Abstrakte Komposition mit Frau

Auction 842 - overview Köln
28.05.2003, 10:30 - Moderne Kunst
Estimate: 22.000 € - 25.000 €
Result: 47.200 € (incl. premium)

Collage aus farbigen, teils aquarellierten Papieren, ergänzt mit Aquarellfarben und Farbkreiden, auf elfenbeinfarbenem Transparentpapier 31,5 x 39,8 cm, unter Glas gerahmt. Rückseitig unten rechts mit dem Nachlaßstempel (Lugt 1775 b) sowie der von Elisabeth Erdmann-Macke, der Witwe des Künstlers, mit Tinte hinzugefügten Nachlassnummer "KL 20" und dem Titel "Abstrakte Komposition mit Frau". - Unfrisch, mit zwei leicht diagonalen Falten im oberen Rand und mit Randmängeln (wohl Atelierspuren).
Heiderich, Aquarelle 359

Die Bedeutung der fast gegenstandsfreien abstrakten Aquarelle von August Macke liegt zweifellos darin, daß mit ihnen wesentliche Voraussetzungen für die Aquarelle der Tunisreise herausgebildet wurden. Darüber hinaus machen sie die Größe des Verlustes bewußt, die sein früher Tod auf dem französischen Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges für die deutsche Kunst bedeutet.
August Macke, der sehr begeisterungsfähig und kontaktfreudig, in seinem Urteil über andere Künstler aber nicht immer konstant war, hatte in der Begegnung mit den Bildern von Robert Delaunay eines jener tiefergehenden Erlebnisse, die sein Werk mitbestimmen sollten und die zu einer immer stärkeren Distanzierung von den Prinzipien der Kunst des Blauen Reiters führten. "Meine Ansichten über Kunst sind verschieden von Kandinsky und Marc", teilte er am 16. Oktober 1913 dem Sammler Bernhard Koehler, einem Onkel seiner Frau Elisabeth, mit; "etwas später schrieb er als Postskriptum zu einem Brief seiner Frau an Marc: "[...] Mein malerischer Zustand ist der, daß Kandinsky für mich sanft entschlafen ist, indem die Bude von Delaunay daneben aufgeschlagen war und indem man darin so recht sehen konnte, was lebendige Farbe ist im Gegensatz zu einer unglaublich komplizierten, aber absolut seichten Farbflecken-Komposition." (Gustav Vriesen. August Macke, Stuttgart 1953/1957, S. 120). Zu den vielfältigen Anregungen des Jahres 1912 gehört auch der persönliche freundschalftliche Kontakt zu Robert Delaunay und seiner Frau, der sich anläßlich einer mit Franz Marc unternommenen Paris-Reise im Oktober ergab und von dem französischen Maler im Januar mit einem Gegenbesuch mit dem Dichter Guillaume Apollinaire in Bonn erwidert wurde. In einem der wenigen erhaltenen Briefe dieses Kontaktes spricht Delaunay das aus, was Macke an dessen Kunst so reizte: "Das Notwendigste für mich ist die direkte Beobachtung der Natur in ihrem lichterfüllten Wesen. [...] aber worauf ich größten Wert lege, ist die Beobachtung der Farbbewegung. Nur da habe ich die Gesetze der simultanen und komplementären Farbkontraste entdeckt, die den eigentlichen Rhythmus meiner Vision speisen." (zitiert nach: Vriesen, op.cit., S. 120). Für Macke bedeutete das in letzter Konsequenz einen neuen Umgang mit der Farbe. "Abstrakte Komposition mit Frau" ist eine der wenigen nichtfigurativen, zukunftsweisenden Arbeiten.

Catalogue Raisonné

Heiderich Aquarelle 359

Provenance

Nachlaß des Künstlers

Exhibitions

London 1980 (Tate Gallery), Abstraction, Towards a New Art, Painting 1910 - 1920, Kat.Nr. 221 ; Basel 2000 (Fondation Beyeler), Farbe zu Licht, Kat. Nr. 54, S. 64 mit Farbabb.