3 teiliges Panorama. 3 Albuminabzüge ca. 67 x 51 cm, Gesamtmaße ca. 67 x 148 cm (Bildausschnitt). Im mittleren Bildteil im Negativ datiert 1857. Unter Glas gerahmt. - Mit einigen Feuchtigkeitsflecken sowie einer dunklen Stelle im rechten Bildteil an der Oberkante.¶
Tommaso Cuccioni, dessen Geschäft sich in der zentralen und von den Bildungstouristen besuchten Via Condotti befand, war seit den 1830er Jahren in Rom als Lithograph und Graphikverleger bekannt. Mit der 1839 entdeckten Photographie war ein ideales und schnelles Verfahren entwickelt worden, das bald zur Portraitherstellung und für Architekturansichten kommerziell angewendet wurde. Besonders in den historisch bedeutsamen Städten wie Rom oder Athen entwickelte sich bald eine blühende Branche der Souvenirphotographie. Cuccioni, der mit dem Photographen Giacomo Caneva befreundet war, verkaufte in seinem Studio zunächst dessen Stadtansichten. Seit 1852 war er selbst als Photograph tätig. Seine Besonderheit waren großformatige Veduten der antiken Bauwerke Roms im Format ca. 34 x 47 cm, die damals eine Sensation waren. Diese „Mammut-Aufnahmen“ wurden mit einem sehr aufwendigen Prozeß hergestellt: Man benötigte eine Kamera, in die die großen Glasplatten-Negative hineinpassten, denn Vergrößerungen waren zu dieser Zeit technisch nicht möglich. Cuccioni arbeitete mit dem damals aktuellsten und fortschrittlichsten nassen Kollodium-Verfahren, die Abzüge wurden auf Albuminpapier angefertigt. Die großen Blätter konnten anschließend zu Panorama aus zwei oder drei Abzügen zusammengefügt werden. 1859 nahm Cuccioni mit seinen Mammutbildern, darunter ein Riesenpanorama des Forum Romanum im Format 68 x 160 cm, zum ersten Mal an einer internationalen Ausstellung der Société française de Photographie in Paris teil – und erhielt große Beachtung seitens des kritischen Pariser Publikums. Seine Photographien zeigen die bekannten Bauwerke und Stätten des historischen Roms in der Tradition der klassischen Vedute, wie sie durch Malerie und Graphik bekannt und gut verkäuflich waren. Ihre Herstellung war sehr aufwendig und kostspielig, und ihre Anschaffung als Souvenir war somit nur wenigen wohlhabenden Reisen auf ihrer Grand Tour im Mittelmeerraum vorbehalten. Heute sind nur noch wenige Exemplare in öffentlichen und privaten Sammlungen erhalten. Auf dem Kunstmarkt sind Cuccionis große Albuminabzüge sehr selten.
Literature
Italien sehen und sterben. Risorgimento (1845-1870), Ausstellungskatalog Köln, Heidelberg 1995, ähnliche Abb. S. 202.