Daguerreotypie. 11 x 8,4 cm. Mit schwarzem Papier gefaßt. An der rechten Kante in Höhe des Tisches signiert und datiert (eingeritzt in die Platte) Biow 46. - Mit wenigen feinen Kratzspuren auf der Oberfläche.
Hermann Biow, 1804 in Hamburg geboren, war einer der ersten kommerziellen Daguerreotypisten Deutschlands. Er unterhielt seit 1841 ein sehr erfolgreiches und von den Zeitgenossen hochgelobtes Studio in Hamburg, in welchem seit ca. 1845 seine Schwester Jenny Bossard geb. Biow, die er zur Lichtbildnerin ausgebildet hatte, mitarbeitete. Seit 1846 ist Hermann Biow verstärkt auf Reisen: 1847 photographiert er in Berlin die dortigen Gesellschaftsgrößen, 1848 daguerreotypiert er die Mitglieder der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, seit 1849 ist er in Dresden mit einem Atelier ansässig. Hier stirbt er 1850 an Quecksilbervergiftung – einer Berufskrankheit. Jenny Bossard übernimmt 1848 sein Hamburger Atelier und führt es bis 1851 fort. 1849 heiratet sie zum zweiten Mal. Von ihr signierte oder ihr eindeutig zugeschriebene Daguerreotypien sind extrem selten. Das ‚Familienportrait am Kaffeetisch' ist aufgrund der rückseitigen Beschriftung Jenny Bossard Biow aus Hamburg auf vor 1849, dem Zeitpunkt ihrer Heirat mit Julius Schlegel, zu datieren.
Hermann Biows Daguerreotypie, die ein ‚Unbekanntes Ehepaar' zeigt, wurde 1915 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg in der von Wilhelm Weimar kuratierten Ausstellung „Die Daguerreotypie in Hamburg“ gezeigt. Weimar hatte von allen Exponaten photographische Reproduktionen anfertigen lassen, die sich heute noch im Museum für Kunst und Gewerbe befinden. Die angebotene Arbeit wurde nach der Ausstellung den Besitzern zurück gegeben.
Bodo von Dewitz/ Fritz Kempe, Daguerreotypien, Ambrotypien und Bilder anderer Verfahren aus der Frühzeit der Photographie, Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 1993 (Dokumente der Photographie 2), Abb. S. 261.
Literature
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (Hg.), Daguerreotypien. Ambrotypien und Bilder anderer Verfahren aus der Frühzeit der Photographie, Hamburg 1983, Abb. S. 261 (063).