Walter Dexel - Der Pulverturm in Meran - image-1

Lot 635 Dα

Walter Dexel - Der Pulverturm in Meran

Auction 847 - overview Köln
26.11.2003, 00:00 - Moderne u. Zeitgenössische Kunst
Estimate: 10.000 €
Result: 11.900 € (incl. premium)

Öl auf Malkarton 41 x 67,9 cm, gerahmt. Rückseitig mit blauer Kreide signiert, datiert, betitelt und numeriert W DEXEL 12 Der Pulverturm in Meran 21 und zusätzlich mit Bleistift schwach leserlich beschriftet Aus Meran.
Wöbkemeier 4

Walter Dexel studierte in München bei Heinrich Wölfflin und Fritz Burger Kunstgeschichte. Neben theoretischen Grundlagen bot Burger auch eher kunstwissenschaftlich ausgerichtete, praxisnahe Seminare an. 1911 wurde Dexel sein Assistent. Auf den Studienreisen nach Florenz und Venedig 1912/1913 malte Dexel einige Werke mit Architektumotiven, zu denen auch das vorliegende zählt. Ruth Wöbkemeier stellt die Beschäftigung Dexels mit dem Werk Paul Cézannes auch in den Zusammenhang der öffentlichen Diskussion um eine auf die französische klassische Moderne ausgerichtete Sammelpolitik des 1909 von Berlin nach München an die Neue Pinakothek gewechselten Hugo von Tschudi dar und unterscheidet die Intentionen.
"Der Vergleich zwischen Dexels 'Bahnunterfahrten' und Cézannes Bildern zeigt einen eher programmatischen Bezug. Er weist auf den von Anfang an auf die Bildfläche reflektierenden Malprozeß Dexels hin. Cézanne ging es noch um Probleme der Umsetzung eines Objekts in die Bildfläche. An die Stelle der Fluchtlinien trat ein Bewegungslineament von auf einer Ebene sich verklammernden Raum- und Farbsegmenten. Die räumliche Unzugänglichkeit der Bildfläche ist bei Dexel dagegen das Ergebnis eines von Anfang an auf die Fläche reflektierenden Malprozesses, eines sozusagen zweiten, zeit-versetzten Blicks auf das Vorstellungs-Bild übergeordnerter 'Grenzlinien'. Das macht die Festigkeit der Dexelschen Kompositionen aus . Die radikale Flächenabstraktion gelingt durch einen trapezförmigen Farblinienaufriß, der als Teil, Grenze und Zusammenhang der Farbflächen untereinander funktioniert und das dreidimensionale Motiv in die Fläche zieht. Der Farbauftrag selbst folgt nicht den Raumkörpern, sondern betont die waagerechten und wenigen senkrechten, zwischen hellen und dunklen Abschnitten sich bewegenden Pinselstriche. Auch der 'Pulverturm von Meran' (Nr. 4) folgt ähnlichen Prinzipien, behält aber durch den in Sujet und Titel betonten exakten Gegenstandsbezug einen wesentlich stärkeren Realitätsgrad." (Ruth Wöbkemeier, Das Werk Dexels in seiner Zeit - Diskursprobleme und Bildstrategie der Avantgarde zwischen 1912 und 1930, in: Dies. (Hg.), Walter Dexel - Werkverzeichnis, Heidelberg 1995, S. 24 ff.)

Catalogue Raisonné

4 Wöbkemeier

Literature

P. Lufft, Anmerkungen zur Malerei von Walter Dexel, in: Walter Vitt (Hg.), Hommage à Dexel, Beiträge zum 90. Geburtstag des Künstlers, Starnberg 1980, S. 16 f., mit Abb.

Exhibitions

Münster 1979 (Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte), Walter Dexel, Kat. Nr. 1, S. 169; Ahlen/Westf. 1980 (Fritz Winter-Haus), Walter Dexel, Bilder, Aquarelle, Collagen, Nr. 41 (rückseitiger Aufkleber); Berlin 1983 (Kunstamt Wedding), Walter Dexel, Kat. Nr. 1