Lucas Cranach d. Ä. - DIE BEWEINUNG CHRISTI. - image-1

Lot 1033 Dα

Lucas Cranach d. Ä. - DIE BEWEINUNG CHRISTI.

Auction 856 - overview Köln
22.05.2004, 10:30 - Alte Kunst
Estimate: 120.000 € - 140.000 €
Result: 130.900 € (incl. premium)

Lucas Cranach d. Ä.

DIE BEWEINUNG CHRISTI.

Als das hier angebotene, zu dieser Zeit völlig unbekannte Gemälde 1935 im Kölner, Diözesanmuseum, damals am Domhof, erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, wurde es von der Presse geradezu hymnisch gefeiert: "Das Bild überwältigt mit dem großartigen Schwung seiner Komposition ebenso wie es mit der subtilen Köstlichkeit seiner Malkultur entzückt... Das für die Kunstwelt neuentdeckte Werk darf der staunenden und bewundernden Anteilnahme der Kunstfreunde sicher sein...". M.J. Friedländer und J. Rosenberg, die Bearbeiter des Werkverzeichnisses zu L. Cranach d.Ä., kannten das Bild nicht. Viel später wurde es D. Koepplin, Basel, im Original vorgelegt. 1989 schrieb er in einem ausführlichen Brief an den damaligen Eigentümer: "Das Gemälde ist von bester Erhaltung (abgesehen von geringen Retuschen entlang den horizontalen Fugen) und Qualität, und es trägt rechts oben die echte Signatur von Lucas Cranach d.Ä. und d.J., wie gebräuchlich in der Zeit nach 1537... Ihr Bild ist eher gegen 1550 anzusetzen, denke ich. Die Pinselschrift ist frisch, oft erstaunlich unbekümmert, expressiv und sicher". Koepplin vergleicht das Gemälde mit einer auf 1538 datierten hochformatigen "Beweinung" im Museum of Fine Arts, Boston, außerdem mit einem um 1540/50 entstandenen querformatigen Gemälde gleichen Themas (Friedländer/Rosenberg, WVZ-Nr. 385), ehemals in einer Den Haager Privatsammlung. Eine weitere hochformatige "Beweinung", um 1540, wurde am 25.03.1965 im Palais Galliéra, Paris, als Lot 20 versteigert. Als letztes Vergleichsbeispiel nennt er eine "Beweinung" aus der Schule L. Cranachs d.J., die sich ehemals in der Kirche von Gonstappel im Landkreis Meißen befand.
Koepplin datiert unser Bild auf die Zeit um 1550 und ordnet es damit in die Reihe der späten Meisterwerke des älteren Cranach ein, entstanden in enger Zusammenarbeit mit seinem Sohn. Die hohe Qualität und der künstlerische Rang des Gemäldes wurden bereits 1935 von der Kölner Presse entsprechend gewürdigt: "Es ist signiert und trägt alle Kennzeichen der künstlerischen Handschrift Cranachs: die milde Derbheit der bäuerlichen Gesichtszüge in den Gesichtern der Männer und Frauen, die ausgewogene, beinahe klassische Komposition und die hohe malerische Kultur der Farbengebung." Und an anderer Stelle: "Was aber dem Kölner, auf Holz gemalten Bild seinen besonderen Rang gibt, ist vor allem der überlegte und geschlossene Bildaufbau, die formale Gebundenheit der Darstellung, die sich in einem reinen, klaren, ungetrübten Klang im Oval zusammenschließt". Meisterhaft gelang es Cranach, stille Expressivität und stumme Klage in einer eindrücklichen und klaren Komposition darzustellen.

Provenance

Alte rheinische Privatsammlung; Privatsammlung, Schweiz.

Exhibitions

Diözesanmuseum, Köln, 1935.