Öl auf Leinwand 66 x 50 cm, gerahmt. Unten links dunkelblau signiert SIRONI.
Die vorliegende Komposition läßt deutlich Mario Sironis Begeisterung für die Wandmalerei erkennen. In einem mit Massimo Campigli, Carlo Carrà und Archille Funi 1933 verfaßten "Manifest der Wandmalerei", ist die Überzeugung der Künstler ausgedrückt, in Rückbesinnung auf die Antike und im neuen Geist des Faschismus, die Blüte der italienischen Kunst besonders über eine Erneuerung der Wandmalerei fördern zu können (vgl. Mario Sironi - 1885-1961, Ausst. Kat. Städt. Kunsthalle Düsseldorf und Staatl. Kunsthalle Baden-Baden, Köln 1988, S. 247 f.). In den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts hatte Sironi dem Futurismus und der metaphysischen Malerei nahegestanden; er war mit Balla, Boccioni, Severini und Marinetti befreundet, wie er auch mit De Chirico zusammenarbeitete.
Wiesen Sironis Tafelwerke aus den vorangegangenen Jahrzehnten bereits eine Handhabung der Farbe auf, die sich in ihrer Wirkung durchaus mit der "al fresco" Technik der antiken Wandmalerei vergleichen ließ, zeichnet sich die hier angebotene Arbeit durch den Einsatz von Spachtel und einer harten Pinselführung, die der Ritzung ähnelt, aus. Zu Beginn bis Mitte der vierziger Jahre läßt sich eine Wandlung in der Motivauffassung nachvollziehen, die förmlich einem Einschnitt im Werk Sironis nahekommt. Denn waren es zuvor hauptsächlich Einzelmotive, wie Porträts und Landschaften, die sich durch eine feste Oberflächengestaltung auszeichneten und auf eine geometrische Konstanten wie Kugel und Quader zugrunde legende Konstruktion zurückgingen, wurde die Formulierung des Motivs später flächiger - sicher auch im Zuge von Sironis zunehmenden Interesse an der Wandmalerei. Nicht mehr einzelne Szenen standen im Mittelpunkt, sondern Folgen von kleinen figuralen Szenen innerhalb eines Bildes wurden werkbestimmend, ähnlich einem Blick in offene Wohnstrukturen wie bei einer Puppenstube. Die Figuren wurden weitestgehend auf Umriß und Binnenzeichnung abstrahiert, wie die vorliegende Komposition zeigt. Typisch für die um 1950 entstandenen Werke, weist auch sie einen erhöhten Abtraktionsgrad auf.
Provenance
Sammlung Schniewind, Neviges; seitdem in Privatbesitz